Heimlich Fee 3: Wie die Geburtstagsfeier in Gefahr geriet (German Edition)
…
„Niemand da“, sagte ich mit gepresster Stimme.
Uns trennten nur noch wenige Schritte von der Eingangstür, dahinter lag schon der große Park.
Wer vom Gebäude aus zufällig durchs Fenster hinaussah, konnte wohl kaum erkennen, ob Emma ein Menschenkind oder eine Fee war. Er würde sich höchstens wundern, wieso wir während der Unterrichtszeit dort herumspazierten.
„Komm!“, flüsterte ich Emma zu.
Auf Zehenspitzen rannten wir los, also hörten wir das Knarren hinter uns laut und deutlich. Ein Blick über die Schulter bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen: Die Tür von Fortuneas Zimmer öffnete sich.
„Verflixte Nixe!“, entfuhr es mir leise. „Die Tautropf!“
Haut mit der Faust auf den Tisch, dann wisst ihr, wie kräftig mein Herz schlug!
Ohne groß nachzudenken, zog ich Emma zur Kellertür. Im Flüsterton rief ich den Zauberspruch: „Mogatta sesamee!“
Die Kellertür schwang auf. Wir verschwanden in dem düsteren Loch und hockten uns mit zittrigen Knien auf den schmalen Absatz. Ich warf lieber keinen Blick die enge Treppe hinunter, sondern zog lautlos die Tür zu.
Es war hier so schwarz, dass einem die Augen schmerzten. Aber etwas anderes machte mir noch viel mehr Sorgen: Bei unserem ersten Rundgang hatte uns Fortunea Tautropf strengstens verboten, diesen Keller zu betreten. Sie hatte dabei so ernst ausgesehen, als lauerte unter dem Internat eine Horde Zahnärzte.
Ich hatte Fortuneas Verbot schon einmal brechen müssen, um mich mit meinen Feenfreundinnen zu verstecken. Und mir danach geschworen, es nie, nie wieder zu tun. Denn hier unten war es definitiv viel zu gruselig …
Mit angespannten Nerven lauschte ich auf die Schritte der Direktorin. Aber es war schwer, etwas zu hören, weil mein Atem so laut rasselte. Außerdem fühlte ich, dass etwas auf uns zukam.
Tief unter uns stöhnte jemand. Es klang wie Papa, wenn er sich den Kopf am Badezimmerschrank stößt. Nur mit viel, viel größerem Maul.
„Was …?“, hob Emma an zu fragen, aber ich hielt ihr den Mund zu. Unter uns schnaufte das Etwas. Es hatte uns gewittert. Ich schloss die Augen, um mich zu konzentrieren. Fortunea hörte ich nicht mehr. Vielleicht stand sie direkt vor der Kellertür? Doch das war mir jetzt fast schon egal. Lieber würde ich vom Internat fliegen, als bei lebendigem Leibe verspeist zu werden.
„Raus hier!“, kommandierte ich.
Ich riss die Klinke herunter und wir krabbelten auf allen vieren ins Freie. Emma musste sich auch gegruselt haben, denn sie war kreidebleich.
„Mogatta salomee!“ , rief ich, und die Tür knallte zu.
Ein letztes Stöhnen entfuhr der dunklen Öffnung. Dann war es still.
„Was war das?“, wollte Emma wissen. Nur langsam kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück.
Ich rappelte mich auf und zog sie hoch. Von Fortunea Tautropf fehlte jede Spur. Das Glück blieb mir treu.
„Ich weiß es nicht“, antwortete ich. „Und ehrlich gesagt, will ich es auch gar nicht wissen!“
Wir gingen durch die Eingangshalle nach draußen und der Anblick des Parks verscheuchte das letzte bisschen Angst aus unseren Herzen.
„Übelstgenial!“, sagte Emma leise.
Unser Park ist aber auch wirklich übelstgenial. Direkt an den Stufen des Tores beginnt eine riesige Wiese. Nicht so ein langweiliger gemähter Rasen mit drei Komma zwei Zentimeter langen Halmen. Auf unserer Blumenwiese darf jede Pflanze so wachsen, wie sie will. Überall formen ihre Blüten bunte Teppiche im Gras. Schmetterlinge flattern herum, Bienen summen und Grashüpfer springen um die Wette.
Hinten am Wald jagten sich zwei Eichhörnchen durchs Geäst. Und direkt vor unseren Füßen trottete ein Igel auf seinen krummen Beinen vorbei. Irgendetwas musste dieses nachtaktive Tier aus dem Schlaf gerissen haben.
Nachdem Emma sich sattgesehen hatte, führte unser erster Weg natürlich in den Stall.
„Cool, ihr habt eure eigenen Pferde!“, jubelte sie. Ich musste mir das Grinsen verkneifen. Emma liebt Pferde, aber Einhörner waren ja wohl noch tausendmal cooler …
Tatsächlich kam sie selbst drauf, noch bevor wir den Stall betreten hatten. „Moment mal, hattest du vorhin nicht was von Einhörnern erzählt?“
Ich lugte vorsichtig in den Stall, aber unser Stallmeister Derger Kehlheim war nirgends zu sehen. Er ist ein Troll und versteht angeblich sogar die Sprache der Einhörner.
Wir fütterten jedes Tier. Besonders begeistert war Emma von der schönen Fenjala.
„Dieses Einhorn hat Amanda gezähmt“, sagt Derger
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