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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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über die Straße, wo der Empfänger sich ausweisen und den Empfang quittieren mußte, bevor er das Paket in die Hände bekam. Und ich wollte, daß das Paket in drei Tagen dort ankam; nicht eher. Der Beamte verstand; er war Exzentriker gewöhnt.
    Ich verließ das Postamt und kam mir leicht wie Luft und schwer wie Granit vor. Ich fuhr nach O’Hare, gab meinen Mietwagen ab und nahm einen Nachmittagsflug heim nach Los Angeles und zu meinem Schicksal.

6 SPIEL UMS LEBEN
23
    Drei Tage später hatte ich mich morgens um sieben vor einem Schnapsladen auf der Windward Avenue postiert, von dem aus ich sowohl das Postamt von Venice als auch »Larrys Little Log Cabin« überblicken konnte.
    Ich wartete nervös darauf, daß die Post um halb acht aufmachte, denn ich wußte, mein Plan würde nur dann psychologisch perfekt wirken, wenn der Postbote Brubaker sehr früh aufweckte und er allein in seiner Bar war. Sein Laden hatte nicht mehr die längstmöglichen Öffnungszeiten - die Öffnungszeiten, die jetzt an der Tür standen, verkündeten bescheiden: 10 bis 24 Uhr. Das konnte sich nur zu meinem Vorteil auswirken - ich würde Brubaker unter allen Voraussetzungen runterputzen, aber wenn möglich, wollte ich mit ihm in seiner Little Log Cabin alleine sein. Deshalb hing ich vor dem Schnapsladen rum und wußte, es könnte ein langer Tag werden.
    Ich dachte hauptsächlich an Lorna. Ich hatte sie nicht angerufen, als ich nach Los Angeles zurückkam. Ich wollte ein Gleichgewicht wiederherstellen, das meiner Meinung nach nicht mehr existierte, seit ich sie an jenem Abend heulend angerufen hatte. Die zwei Tage, die ich in meiner Wohnung in dem Bemühen zugebracht hatte, nicht an sie zu denken, waren Tage der völligen Niederlage gewesen; ich konnte an wenig anderes denken und stellte mir alle möglichen Abmachungen zwischen uns vor, im Hinblick darauf, was geschehen mußte, damit wir wieder Zusammensein konnten. Ich stand auf der schäbigen Windward Avenue, trug eine schäbige Windjacke, um meine Kanone zu verbergen, und mußte mich zwingen, nicht an das zu denken, was ich am meisten wollte. Und nicht an tote Frauen, tote ungeborene Kinder und meine eigene Vergangenheit zu denken, die nicht sterben würde.
    Mein Versuch, nicht zu denken, wurde um acht Uhr zwanzig unterbrochen, als ein uniformierter Postbeamter über die Straße auf »Larrys Little Log Cabin« zustapfte. Ich sah, wie der Mann auf einen Zettel in seiner Hand sah und laut an die Eingangstür klopfte. Kurz darauf ging die Tür auf, und ein hellhäutiger Neger in einem seidenen Morgenmantel stand da und blinzelte in das helle Tageslicht. Brubaker und der Postbote unterhielten sich, und obwohl ich einen halben Block entfernt war, konnte ich erkennen, daß Larrys Neugierde geweckt war.
    Fünf Minuten später kam Brubaker wieder aus der Tür, er trug Hose und ein Freizeithemd. Er rannte blindlings über die Straße zum Postamt, während mir heiße und kalte Wellen durch den Körper jagten.
    Ich schätzte, es würde noch einmal fünf Minuten dauern. Ich irrte mich: Drei Minuten später rannte Brubaker mit meinem Karton im Arm wieder über die Straße zurück; sein Gesicht strahlte totale Panik aus. Er rannte nicht zu seiner Eingangstür - er lief daran vorbei auf einen Parkplatz neben dem Gebäude. Ich war direkt hinter ihm, und als er den Karton auf das Heck eines Pontiac plumpsen ließ und in seiner Tasche nach den Schlüsseln suchte, trat ich von hinten an ihn heran und drückte ihm meine Kanone ins Kreuz.
    »Nein, Larry«, sagte ich, als er einen Laut machte, der halb Winseln, halb Kreischen war, »jetzt nicht. Verstehst du?« Ich spannte den Hahn und drückte den Lauf in den fleischigen Teil seines Rückens. Brubaker nickte kaum wahrnehmbar.
    »Gut«, sagte ich. »Eddie ist in der Hölle, aber ich nicht, und wenn du schön mitspielst, wirst du da auch nicht hinfahren. Ist dir das klar, Larry?« Brubaker nickte wieder. »Gut. Weißt du, wer ich bin?«
    Brubaker drehte sich ein wenig, um mein Gesicht zu sehen. Als Erinnerung in seinen blaßblauen Augen aufblitzte, winselte er, dann bedeckte er seinen Mund mit den Händen und biß sich auf die Knöchel.
    Ich winkte ihn zum Hintereingang seiner Bar hinüber. »Heb die Schachtel auf, Larry. Wir müssen ein bißchen lesen und reden.«
    Brubaker gehorchte, und bald saßen wir in seiner komfortablen Wohnung hinter dem Lokal. Brubaker zitterte, aber er bewahrte seine Würde, wie er es auch an dem Tag getan hatte, an dem Smith und ich

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