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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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’nem schwulen Nigger? Erschieß mich!«
    Ich richtete den Pistolenlauf nach oben und ließ ihn mit voller Wucht auf Brubakers Kopf niedergehen. Er schrie, und Blut sprudelte aus einer Ader oberhalb seiner Nase. Ich hob die Waffe wieder, dann schrie ich selbst und warf sie an die Wand. Ich starrte Brubaker an, der sein blutiges Gesicht mit dem Ärmel abwischte und zurückstarrte.
    »Bist du auf meiner Seite oder auf Docs?« sagte ich schließlich.
    »Ich bin auf deiner Seite, Mann«, sagte Brubaker. »Du hast alle Trümpfe in dieser Hand da. Tatsache ist, dein Spiel ist das einzige in der ganzen Stadt.«

24
    Es war das einzige Spiel in der ganzen Stadt, das wußte ich, aber mir kam es nicht so vor, als hätte ich lauter Asse auf der Hand. Ich kam mir vor, als ob ich die Hand eines toten Mannes hielt. Auch wenn es vorüber war, würde Doc Harris mich auslachen, wo immer er dann wäre, sicher in dem Bewußtsein, daß ich nie wieder ein normales Leben führen könnte. Wenn ich das je getan hatte.
    Larry Brubaker und ich fuhren Richtung Norden auf das Farmland östlich von Ventura zu. Ich war mit einer großkalibrigen Schrotflinte, meiner 38er und einer Injektionsspritze bewaffnet; Brubaker mit einem masochistischen Vergnügen an der beschissenen Lage, in der er sich befand. Er wußte, daß ich bis an die Zähne bewaffnet war - er hatte mir die Spritze besorgt und wußte, was ich zu tun hatte. Brubaker saß am Steuer, aber er hatte nur eine vage Vorstellung von meinem Plan; er wußte nur, in welcher Gegend das Spiel gespielt werden sollte.
    Ich starrte ihn aus den Augenwinkeln an. Er war ein geschickter Fahrer, der sich geschickt durch den Verkehr schlängelte wie ein Jockey, der sich in eine günstige Position bringt - und obwohl er als Ergebnis meines Wutausbruchs seinen Kopf bandagiert hatte, behielt er seine eiskalte Ruhe.
    Er hatte die Details geliefert und er hatte sich bereit erklärt, ein Geständnis zu unterschreiben - ein Geständnis seiner Mitwisserschaft bei Doc Harris’ Verbrechen und seiner Beteiligung an dem Drogenraub. Er hatte Beihilfe zum Mord geleistet und vieles mehr. Dieses Geständnis lag jetzt, vier Tage später, in meinem Safe bei der Bank of America. Nachdem er seinen Namen mit großem Schnörkel unter die 23seitige Anklageschrift gesetzt hatte, die ich in seinem vollgestopften Hinterzimmer verfaßt hatte, hatte Brubaker gesagt: »Es gibt nur eine Art, dieses Spiel zu spielen und zu gewinnen. Doc gehört ein Stück Land östlich von Ventura. Nur ein wüster, kleiner, nutzloser Dreckhaufen. Das ist sein Steuer-Trick; als respektabler Drogenschieber aus der Mittelschicht hat er ja kein erkennbares Einkommen. Also schreibt er seinen Steinhaufen ab und zahlt jedes Jahr einen Hunderter an die Einkommensteuer. Dort hält er seinen Stoff versteckt. Er gibt ihn mir und ich bringe ihn für ihn unter die Leute. Dort treffen wir uns einmal im Monat, jeden fünfzehnten, um den Handel abzuwickeln: Ich gebe Doc den Monatsumsatz, er gibt mir den Stoff. Das ist der Ort, um ihn zu schnappen. Das leuchtet ein, was?«
    Es leuchtete, und ich wollte, daß es auf Gegenseitigkeit beruhte. »Ja, es leuchtet. Aber wenn das Ding nicht läuft, dann bring’ ich dich an Ort und Stelle um, das leuchtet auch ein, was?«
    »Klar, Mann. Ist das einzige Spiel in der Stadt.«

    Ich sah eine Uhr, als wir an Oxnard vorbeikamen - 8.42 Uhr, und ich notierte mir Ort und Zeit - Samstag, der 15. Juli 1955, und ich dachte daran, was ich am größten Tag meines Lebens von Doc Harris wollte, und an seinem letzten: Ich wollte einen Dialog zwischen uns, bevor das strichninhaltige Morphium in seine Venen drang. Reue lag außerhalb seiner Möglichkeiten, aber ich wollte ihn zusammenfallen sehen oder wenigstens ein Zeichen von Schmerz - als meine persönliche Rache. Und was mir noch wichtiger war: Ich wollte Informationen über den Geisteszustand seines »moralischen Erben«. Wie weit war er bei der Pervertierung von Michaels Geist gegangen? Wie bewußt und subtil waren seine Methoden der Gehirnwäsche? Und ich wollte seinen Tod, weil ich wußte, daß Michael durch seinen Tod gesund und frei werden würde.
    Wir überquerten die Grenze von Ventura County und fuhren nach Osten. Ich dachte, ich müßte mich übergeben, und sah instinktiv auf Larry Brubakers kalten Gesichtsausdruck, um Anzeichen von Stress zu erkennen. Mit Erfolg: Er hatte seine Hände so fest um das Lenkrad geklammert, daß seine hellbraunen Knöchel ein pulsierendes Weiß

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