Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
leicht machen würde.
Natürlich wusste er, dass es keinen Sinn hatte, sich ewig einer Scheidung entgegenzustellen. Irgendwann würde er sich fügen müssen. Zudem hatten sie sich inzwischen sechs Jahre nicht gesehen, und nach dem, wie Linnea ihn damals behandelt hatte, sollte er froh sein, endlich einen Schlussstrich unter diese ganze unselige Farce setzen zu können. Was hätte er denn schon davon, sie noch lange hinzuhalten?
Er schüttelte den Kopf. Nein, es wäre auch für ihn das Beste, diese Ehe endlich abzuhaken – mit allen Konsequenzen.
Doch das ging nicht, ohne es Linnea zumindest ansatzweise heimzuzahlen. Sie sollte sehen, was sie damals so leichtfertig aufgegeben hatte. Er würde ihr das zeigen, was er sich in den letzten Jahren aufgebaut hatte. Und wenn sie aus ganzem Herzen bereute, ihm all das angetan zu haben, dann würde er sie zum Teufel jagen.
Sie sollte am eigenen Leib spüren, was es bedeutete, ausrangiert zu werden. Er wollte, dass sie dieselbe Demütigung erlebte, die auch ihm damals zuteilgeworden war. Und wenn sie schon einmal hier war, dann konnte sie ihm auch gleich in ganz anderer Hinsicht behilflich sein.
Der Gedanke war ihm eben ganz spontan gekommen. Zumindest in beruflicher Hinsicht brauchte er zurzeit nämlich dringender denn je eine Frau. Eine Frau, die weitaus schöner war als das schwedische Model, das er für viel Geld engagiert hatte.
Ja, diese Qualität hatte er immer ganz besonders an Linnea geschätzt. Jetzt konnte sie ihre Schönheit noch einmal für ihn einsetzen – ein letztes Mal.
Und verdammt noch mal, sie schuldete es ihm!
Linnea saß in ihrem Wagen und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie war so zittrig, dass sie unmöglich sofort losfahren konnte. Unglaublich, dass Kristian nach all den Jahren noch immer die Macht besaß, sie so die Fassung verlieren zu lassen. Er hatte ja keine Ahnung, welch eine Katastrophe seine Weigerung, in die Scheidung einzuwilligen, nach sich ziehen würde!
Tief atmete sie durch. Als sie Schweden damals Hals über Kopf verlassen hatte, weil ihr Leben in Scherben lag, war sie zunächst in ein tiefes Loch gefallen. Zwar hatte sie in London ein neues Zuhause und auch einen Job gefunden, doch von persönlichem Glück konnte keine Rede mehr sein. Irgendwann hatte sie dann angefangen, Krimis zu schreiben. Sie wusste selbst nicht, warum – wahrscheinlich war es eine Ablenkung für sie gewesen, eine Art Therapie. Deshalb ließ sie die Romane wohl auch in ihrem Heimatland spielen. Jedenfalls hätte sie nie damit gerechnet, dass sie eines Tages wirklich veröffentlicht wurden. Doch schon die erste Zusendung an einen großen Verlag erwies sich als Volltreffer. Richard Banning, der Inhaber des Verlags, zeigte sich begeistert von ihrem Können und bot ihr einen Vertrag für ihren ersten Roman an, der auch gleich zu einem großen Erfolg wurde.
Richard Banning, der Mann, dessen Sohn inzwischen der wichtigste Mensch in ihrem Leben war. Sie hatte Miles vor einem Jahr bei einer Lesung kennengelernt und sich auf Anhieb in ihn verliebt – und umgekehrt. Vor Kurzem hielt er schließlich um ihre Hand an, und Linnea sagte Ja. Doch bei den Vorbereitungen zur Hochzeit erfuhr sie dann, dass ihre Scheidung von Kristian aufgrund einer Sonderregelung bislang in Schweden nicht anerkannt worden war. Daraufhin bat sie Kristian formell um seine Einwilligung, doch der schmetterte ihre Bitte einfach so ab.
Deshalb war sie nun nach Schweden gekommen. Weder Miles noch sein Vater durften jemals erfahren, dass sie in Wirklichkeit noch verheiratet war. Miles wäre bestimmt alles andere als angetan, denn er war ein bedingungslos ehrlicher Mensch und würde es ihr wohl kaum verzeihen, dass sie ihm diese Episode ihres Lebens einfach so verschwiegen hatte. Und sie mochte gar nicht daran denken, wie erbost erst sein Vater reagieren würde. Richard Banning war nicht nur ein erfolgreicher und mächtiger Mann, sondern auch ein Mann mit Prinzipien. Für ihn wäre das Ganze ein Skandal, und Linnea hegte keinen Zweifel daran, dass er sie nicht nur aus seiner Familie verstoßen, sondern auch nie wieder eines ihrer Bücher veröffentlichen würde. Dass sie sich inzwischen eine große Stammleserschaft aufgebaut hatte, spielte dabei keine Rolle.
Von daher stand für Linnea gleich zweierlei auf dem Spiel: nämlich sowohl ihr privates wie auch ihr berufliches Glück.
“Linnea! Warte!”
Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht, als
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