Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Kristians Stimme durch das geöffnete Wagenfester an ihr Ohr drang. Rasch warf sie einen prüfenden Blick in den Rückspiegel. Zumindest auf den ersten Blick war ihr nicht anzusehen, dass sie geweint hatte. Gut so. Sie wollte Kristian gegenüber nämlich nicht das geringste Anzeichen von Schwäche zeigen. Sie wusste aus Erfahrung nur zu gut, wohin das führte.
Noch einmal atmete sie tief durch und stieg aus. “Was ist denn noch?”, fragte sie, stolz darauf, wie fest und selbstbewusst ihre Stimme klang. “Bist du mir hinterhergelaufen, um mir zu sagen, dass du es dir anders überlegt hast?”
“Nun, da es ganz offensichtlich einen neuen Mann in deinem Leben gibt …”
“Wer sagt das?”, fiel sie ihm wütend ins Wort. “Du weißt doch gar nichts mehr über mein Leben!”
“Ich weiß, dass du Schriftstellerin geworden bist.” In seinen Worten klang Herabschätzung mit.
“Eine
erfolgreiche
Schriftstellerin”, stellte sie klar.
Er lächelte kühl. “Nun, du hattest immer schon einen Hang zur Träumerei. Schön zu hören, dass du damit heute Geld verdienst. Und noch dazu, indem du über ein Land schreibst, dem du vor beinahe sechs Jahren den Rücken gekehrt hast.”
“Das hat damit nichts zu tun.”
“Wie dem auch sei. Jedenfalls war in der Presse zu lesen, dass du in letzter Zeit immer wieder mit diesem Engländer gesehen wirst. Der zufälligerweise der Sohn deines Verlegers ist.” Sein Grinsen wurde breiter. “Na, wenn das nichts zu bedeuten hat!”
Linnea wurde blass, nur mit Mühe bewahrte sie Haltung. “Wie schon gesagt: Das geht dich gar nichts an.” Herausfordernd blickte sie ihn an. “Oder macht dich der Gedanke daran etwa so eifersüchtig, dass …”
“Nej!”,
stellte er harsch klar. “Von Eifersucht kann keine Rede sein. Ich bin weder der sentimentale Typ, noch habe ich Grund, irgendetwas nachzutrauern. Oder irgendjemandem”, fügte er mit zusammengekniffenen Augen hinzu.
“Nun, dann sollte es dir ja auch keine Probleme bereiten, in die Scheidung einzuwilligen.” Und aus irgendeinem Grund, sie wusste selbst nicht, warum, fügte sie hinzu: “Und wenn es dich beruhigt: Nein, es gibt keinen neuen Mann in meinem Leben. Ich möchte einfach alles endlich erledigt wissen, nicht mehr und nicht weniger.” Sie stutzte. Warum log sie Kristian an? Sie konnte doch machen, was sie wollte. Ihr Leben ging ihn nicht mehr das Geringste an. Hoffte sie vielleicht, ihn dadurch milde stimmen und ihn so leichter dazu bringen zu können, in die Scheidung einzuwilligen? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter? Sie wusste es selbst nicht.
“Es bereitet mir keine Probleme”, stellte er klar. Er musterte sie durchdringend. “Die Frage lautet nur, wie weit du bereit bist dafür zu gehen.”
Sie runzelte die Stirn. Was meinte er damit jetzt schon wieder? “Also würdest du grundsätzlich einwilligen?”
Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen. “Wenn du mir ein klein wenig entgegenkommst, sollst du alles kriegen, was du willst,
min älskling
.”
In Linnea schrillten sämtliche Alarmglocken. Wenn Kristian Forderungen stellte, konnte das nichts Gutes bedeuten. Aber was hatte sie erwartet? Ihr hätte von Anfang an klar sein müssen, dass er nicht so einfach zustimmen würde, sonst hätte er wohl kaum so auf das amtliche Schreiben reagiert. Fest stand nur, dass sie nicht bereit war, auf irgendwelche Bedingungen einzugehen. Sie hatte ein Recht auf diese Scheidung!
“Ich bin nicht sicher, was du damit meinst”, erwiderte sie zögerlich und blickte ihn fragend an. “Inwiefern soll ich dir entgegenkommen?”
“Nun, das ist ganz einfach.” Sein Blick nahm einen kalten Ausdruck an. “Ich will das nachholen, was wir in den letzten Jahren versäumt haben.” Er holte tief Luft. “Ich will, dass wir wie Mann und Frau zusammenleben.”
Linnea fühlte sich, als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein. Sie musste sich verhört haben!
“Ich soll – mit dir leben?”, wiederholte sie perplex. “Das kannst du unmöglich verlangen, ich …”
“Vierzehn Tage lang”, unterbrach er sie. “Ich will zwei Wochen mit dir. Tag und Nacht.”
Ihr entging nicht, dass er das letzte Wort besonders betonte, und sie spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. “Du willst Sex mit mir?”, fragte sie fassungslos. Dann straffte sie die Schultern und reckte das Kinn. “Niemals, hörst du?”, sagte sie und sah ihn aus
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