Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
zusammengekniffenen Augen an. “Niemals!”
Damit stieg sie wieder in ihren Wagen, ließ den Motor an und brauste davon.
Sobald Kristian im Haus verschwunden war, trat seine Mutter aus dem Schatten des Gartenschuppens hervor in den hellen Sonnenschein. Von ihrem Versteck aus war es ihr leider nicht möglich gewesen, zu verstehen, woüber er mit Linnea gesprochen hatte.
Daran, dass die beiden einander nicht sonderlich freundlich gesinnt waren, konnte jedoch kein Zweifel bestehen.
Gut so!
Annika war froh darüber, dass dieses kleine Flittchen es offenbar nicht geschafft hatte, Kristian wieder um den Finger zu wickeln. Trotzdem überwog der Schock darüber, dass Linnea so unvermittelt wieder in Dvägersdal aufgetaucht war. Was wollte sie hier? Wirklich die Scheidung, wie sie behauptet hatte? Oder ging es ihr um etwas ganz anderes?
Unwillkürlich keimte ein Verdacht in Annika auf. Was, wenn Linnea es wirklich darauf abgesehen hatte, Kristian zurückzugewinnen? Diesem durchtriebenen Weibstück traute sie so ziemlich alles zu. Vermutlich hatte sie davon erfahren, wie erfolgreich Kristian mit seiner Firma war, und wollte nun ein Stück vom Kuchen abhaben.
Aber nicht mit mir!
dachte Annika unversöhnlich. Sie würde nicht zulassen, dass ihre verhasste Schwiegertochter sich noch einmal in ihre Familie drängte.
Entschlossen verschränkte sie die Arme vor der Brust.
Dieses Mal wirst du endgültig aus unserem Leben verschwinden, Linnea – und wenn es das Letzte ist, was ich tue!
3. KAPITEL
A ls Linnea am frühen Abend aus ihrem Wagen stieg und auf das Haus ihrer Mutter zuging, spürte sie, wie ihr angesichts der vielen Erinnerungen erneut das Herz schwer wurde. Unwillkürlich dachte sie an den Streit, der sie vor etwas weniger als sechs Jahren veranlasst hatte, ihr Elternhaus zu verlassen. Es war vor allem die Schuld ihres Stiefvaters gewesen. Seinetwegen hatte Linnea heimlich geheiratet: Weil er seit Jahren mit Kristians Familie zerstritten war und eine solche Verbindung nie gebilligt hätte. Kristian sah damals keinen Sinn in diesen Heimlichkeiten: Seiner Meinung nach konnte man so etwas ohnehin nicht auf Dauer verschweigen. Doch auf ihr Bitten hin hatte er zugestimmt, zunächst niemandem etwas von der Heirat zu erzählen und auch fürs Erste auf ein Zusammenleben mit ihr als Ehefrau zu verzichten. So lange, bis sie bereit war, über ihren eigenen Schatten zu springen und Ludvig Eklund und ihrer Mutter reinen Wein einzuschenken.
Nun, das war dann nicht mehr nötig, denn Ludvig erfuhr schon nach einiger Zeit durch einen Bekannten des Standesbeamten von der Hochzeit seiner Stieftochter. Er war regelrecht ausgerastet, und es folgte eine hässliche Auseinandersetzung, in deren Verlauf Linneas Mutter sich hinter ihren Mann stellte. Tieftraurig und enttäuscht packte Linnea ihre Sachen und floh zu Kristian.
Doch was sie dort erwartete …
Sie schüttelte den Kopf. Warum quälte sie sich bloß immer wieder selbst mit diesen alten Erinnerungen? Sie sollte das nicht tun. Sie hatte sich ein neues Leben aufgebaut. In London. Und es war ein gutes Leben.
“Malin hat mir schon gesagt, dass du hier warst”, sagte Stina Eklund, ohne von dem Apfel, den sie gerade mit einem Küchenmesser schälte, aufzublicken. Sie saß auf der grob gezimmerten Holzbank draußen vor dem Haus. Selbst das sanfte Licht der Abenddämmerung, die über dem Tal hereingebrochen war, konnte nicht verbergen, wie bitter und verhärmt sie aussah. Die vergangenen Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen. “Es ist lange her, dass du dich zum letzten Mal hast blicken lassen. Was verschafft mir die Ehre?”
“Ich freue mich auch, dich zu sehen, Mutter”, entgegnete Linnea. Nach dem unerfreulich verlaufenen Gespräch mit Kristian hatte sie sich ein Zimmer in einer Pension genommen und einige Zeit damit zugebracht, über alles nachzudenken. Weiter gekommen war sie dadurch jedoch auch nicht: Noch immer empfand sie Kristians Forderung als unverschämt, und obgleich sie wusste, dass er kein Stück davon abweichen würde, war sie nicht willens, darauf einzugehen. So etwas konnte er einfach nicht von ihr verlangen, das war nicht nur dreist, sondern regelrecht unmenschlich!
Vor einer halben Stunde war sie aufgebrochen, um noch einmal zu versuchen, ihre Mutter anzutreffen. Sie hatte gehofft, ein vernünftiges Gespräch mit ihr führen zu können. Nach der langen Zeit gab es so viele Dinge, die einer Klärung bedurften … Jetzt jedoch fiel es ihr schwer, ruhig zu
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