Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Widerstands.
Genau wie du …
Der Gedanke traf Linnea hart, aber sie musste zugeben, dass es durchaus Parallelen gab. Sie liebte Kristian, während sie für Miles lediglich Freundschaft empfand – und doch unternahm sie alles, um zu verhindern, dass die geplante Hochzeit mit dem Sohn ihres Verlegers platzte?
Dabei wollte sie, wenn sie auf die Stimme ihres Herzens hörte, doch nur eines: Mit Kristian hier in Schweden noch einmal ganz von vorne anfangen.
“Tack
, Audrey”, flüsterte sie und wischte sich mit dem Handrücken eine einzelne Träne aus dem Gesicht.
Sie konnte Miles nicht heiraten – jetzt nicht mehr. Und deshalb musste sie dringend mit ihm reden. Mit ihm und mit Kristian.
Am nächsten Morgen machte sich Kristian schon früh auf den Weg in den Ort, um Brötchen für ein Frühstück zu holen, das sie gemeinsam einnehmen wollten, bevor sie sich wieder auf den Rückweg nach Dvägersdal machen würden.
Linnea blieb in der Zeit allein in dem kleinen Fischerhäuschen zurück. Da ihr der Kopf noch immer von den Ereignissen der vergangenen Nacht schwirrte, beschloss sie, hinaus an die frische Luft zu gehen. Vielleicht half ihr ja ein kleiner Morgenspaziergang dabei, wieder ein paar einigermaßen klare Gedanken zu fassen.
Fröhliches Vogelgezwitscher und strahlender Sonnenschein empfingen sie, als sie aus dem Haus trat. Der Regen, der in der Nacht über dem Land niedergegangen war, lag auf den Blättern und Zweigen der Birken, die bis ans Ufer der Bucht heranreichten, und ließ sie glitzern wie ein Meer aus Edelsteinen.
Linnea merkte schnell, dass es nicht so einfach sein würde, das Chaos zu beseitigen, das in ihrem Kopf und in ihrem Herzen herrschte. Zwar tat ihr die herrlich kühle Morgenluft, die ihr ins Gesicht wehte, mehr als gut – doch gleichzeitig war ihr auch klar, dass ihr einfach zu viel bevorstand, um zur Ruhe kommen zu können. Immerhin hatte ihr Leben in den letzten Tagen eine Wendung genommen, mit der sie nie gerechnet hätte. Sie hatte einen Fehler gemacht, keine Frage. Mit Kristian zu schlafen und Miles damit zu betrügen, und das gleich zwei Mal, konnte man selbst beim besten Willen nicht anders bezeichnen.
Doch durch den Eintrag in Audreys Tagebuch, das sie gestern gefunden hatte, war ihr klar geworden, dass es sich nicht nur um einen Seitensprung handelte. Nein, da steckte viel mehr dahinter.
Sie hatte Miles immer gemocht, keine Frage. Und das war auch heute noch so. Doch dass sie ihn liebte, das hatte sie sich selbst nur vorgemacht. In Wirklichkeit nämlich liebte sie einen anderen Menschen.
Kristian.
Und das nicht erst seit heute. Nein, sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben, hatte sich im Grunde ihres Herzen immer nach ihm gesehnt.
All die ganzen Jahre.
Linnea schluckte, als sie wieder daran denken musste, durch welches Missverständnis sie auseinandergerissen worden waren. Und welche Schuld auch ihrer beider Mütter daran trugen, dass Kristian und sie nicht wieder zusammengefunden hatten.
Doch jetzt war ihr endgültig klar geworden, was sie die ganze Zeit über immer schon gespürt, aber stets verdrängt hatte: dass sie Kristian liebte und ihn brauchte. Und dass ihre Gefühle Miles gegenüber andere waren, als er glaubte und sie selbst gedacht hatte.
Manchmal musste man selbst offenbar echte Fehler begehen, ehe einem die eigenen Gefühle bewusst wurden.
Und genau das war ihr passiert. Sie wusste nun, dass sie nie aufgehört hatte, Kristian zu lieben. Und dass es ihm ebenso erging, das spürte sie nach der vergangenen Nacht ganz einfach. Er war so zärtlich und liebevoll gewesen, so …
Doch bevor sie an ein gemeinsames Leben mit ihm denken durfte, musste sie mit Miles sprechen. Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Hastig wischte sie sie fort. Es würde ihr schwerfallen, ihm die Wahrheit zu sagen, denn sie hatte ihm nie wehtun wollen. Aber es ließ sich nicht verhindern, und da musste sie nun durch.
Johan Mårdh unterdrückte ein Stöhnen, während er Linnea aus einem Busch heraus fotografierte. Die Position, die er einnehmen musste, um vom Weg aus nicht entdeckt zu werden, war mehr als unbequem, und seine Beine und Füße fühlten sich schon ganz taub an. Doch für dieses Motiv war er bereit, jede Mühe auf sich zu nehmen.
Diese Linnea war eine echte Augenweide. Was für eine Schande, dass sie ganz offensichtlich bis über beide Ohren in seinen Auftraggeber verliebt war, sonst hätte er selbst sein Glück bei ihr versucht. Aber wenigstens hatte er auch ein
Weitere Kostenlose Bücher