Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
noch nicht fassen, dass diese ganze Konstruktion wirklich nur aus Schnee und Eis bestehen soll!”
“Ich persönlich finde vor allem die gefrorenen Wasserfälle faszinierend”, entgegnete Kristian. “Sie sehen aus, als könnten sie jeden Moment wieder zu fließen anfangen, findest du nicht?”
Linnea fühlte sich wie Alice im Wunderland. Hier gab es so viel zu entdecken und bestaunen, dass sie gar nicht wusste, wo sie beginnen sollte. Und das alles verdankte sie nur Kristian! Auch wenn er, wie er sagte, aus rein geschäftlichen Gründen mit ihr hierhergereist war, würde sie das nicht daran hindern, ihren Aufenthalt in vollen Zügen zu genießen.
Er führte sie noch ein bisschen herum, bis sie schließlich in die hoteleigene Bar gingen, in der fast ausschließlich echt schwedischer Wodka ausgeschenkt wurde. Linnea, die an starken Alkohol nicht gewöhnt war, zögerte zuerst, als Kristian mit zwei aus Eis geformten Gläsern zurückkehrte.
“Ich weiß nicht …”, sagte sie zweifelnd.
“Ach, komm schon, wir haben noch gar nicht auf unser Wiedersehen angestoßen”, erwiderte er abwinkend. “Außerdem – weißt du, was für ein Datum heute ist?”
“Heute?” Sie runzelte die Stirn. “Ja, natürlich. Was soll die Frage?”
Er lächelte. “Heute ist es auf den Tag genau sechs Jahre her, dass wir geheiratet haben.”
Sprachlos blickte Linnea ihn an. “Du meinst … Du meine Güte, du hast recht: Heute ist unser Hochzeitstag.”
“Nun komm schon, sei keine Spielverderberin.” Erneut reichte Kristian ihr das Glas, und dieses Mal nahm sie es entgegen. Sie nippte nur kurz und hatte dennoch das Gefühl, dass der Alkohol eine Spur aus Feuer in ihrer Kehle zu hinterlassen schien.
Hustend wedelte sie mit den Armen. “Und es gibt wirklich Menschen, die so etwas freiwillig trinken?”, stieß sie atemlos aus.
Kristian lachte. “Du wirst dich schon noch daran gewöhnen. Was ist – soll ich schon mal für Nachschub sorgen?”
“Nein, bloß nicht!” Energisch schüttelte sie den Kopf, wobei sie ein leises Schwindelgefühl verspürte. Offenbar fing der Wodka bereits an, seine Wirkung zu entfalten. Und das nach diesem einen kleinen Schluck! “Ich möchte viel lieber wissen, was du in den vergangenen Jahren so getrieben hast. Dass du es weit gebracht hast, ist schließlich nicht zu übersehen.”
Kristian zuckte mit den Schultern. “Ich habe einfach nur in die Tat umgesetzt, was ich schon damals zu unserer gemeinsamen Zeit geplant hatte. Am Anfang war es noch schwierig, aber schon nach einem Jahr hatte ich die ersten Stammkunden, und die Geschäfte entwickelten sich gut. Ich schätze, ich habe einfach Glück gehabt.”
“Jetzt stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel”, sagte Linnea und trank noch einen Schluck. Diesmal ging es schon besser, und sie empfand die Wärme, die der Alkohol in ihrem Körper hinterließ, sogar als wohltuend. “Mit Glück hatte das ganz sicher nichts zu tun. Du hast hart für das gearbeitet, was du dir aufgebaut hast, und das bewundere ich an dir.”
“Nun, du hast ja wohl auch keinen Grund, dich hinter mir zu verstecken. Deine Krimis sollen ja recht beliebt sein, wie ich gehört habe.”
Linneas Herz fing unwillkürlich an, schneller zu pochen. “Ich hatte das Gefühl, dass du meine Bücher nicht besonders magst.”
Kristian seufzte. “Es ging mir nie darum, deine Leistungen zu schmälern. Ich fand es nur ein wenig seltsam, dass du deine Heimat offenbar nicht schnell genug verlassen konntest, aber dennoch von deiner Herkunft profitierst.”
“Dass ich damals so überstürzt davongelaufen bin, hatte nichts mit Schweden zu tun!”, versuchte Linnea sich an einem eher hilflosen Erklärungsversuch. “Ich liebe dieses Land, die herrliche Natur und seine Menschen. Ob du es glaubst oder nicht: Ich wollte nie fort von hier, aber …”
“Wie auch immer”, fiel Kristian ihr ins Wort. “Du hast dich entschieden, deinen Weg zu gehen, und der Erfolg gibt dir recht. Und jetzt komm, unser Dinner sollte inzwischen fertig sein.”
“Wir essen hier?”, fragte Linnea überrascht. “Ich dachte, das Restaurant befindet sich in einem separaten Gebäude, außerhalb des Hotels.”
“Eigentlich ist das auch so, aber als potenzieller Geschäftspartner genieße ich einige ganz besondere Privilegien. Also was ist – kommst du?”
Der Kellner führte sie in ein kleines Separee mit einem Tisch aus sanft schimmerndem Eis, auf dem zwei schlanke Champagnerkelche und eine Vase mit
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