Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
einer einzelnen roten Rose darin standen.
Sofort spürte Linnea wieder dieses verdächtige und altbekannte Ziehen im Bauch. Sie ließ sich doch nicht etwa von ein bisschen romantischer Stimmung davon ablenken, was in der Vergangenheit zwischen ihnen passiert war?
Nein, ganz bestimmt nicht, sagte sie zu sich selbst. So einen Fehler wie damals würde sie sicher nicht noch einmal begehen. Aber das bedeutete ja nicht, dass sie den Abend, der so nett begonnen hatte, verderben musste – oder?
Ganz Gentleman rückte Kristian den Stuhl für sie zurück, sodass sie sich setzen konnte. “Du siehst heute Abend wirklich wunderschön aus”, sagte er.
Lachend schaute Linnea, die der eisigen Temperaturen wegen eine schwarze Thermohose und einen dicken Strickpulli trug, an sich herunter. “Findest du? Na, wenn dich das bereits beeindruckt, dann hast du, was Frauen betrifft, in den letzten Jahren wohl mit verschlossenen Augen gelebt!”
“So könnte man es auch sagen”, murmelte er.
Linnea verstand ihn trotzdem – doch so richtig glauben konnte sie nicht, was sie da hörte. “Willst du damit sagen, dass du seit der Sache mit uns mit keiner Frau mehr zusammen warst?”
Er schüttelte den Kopf. “Das wohl nicht. Allerdings auch nie länger als für eine Nacht.” Er hielt kurz inne. “Und so wie mit dir war es mit keiner anderen Frau.”
Linnea stutzte. Was sollte sie davon halten? Spielte Kristian gerade mit ihr, oder meinte er seine Worte ehrlich?
Zum Glück kam in diesem Moment der Kellner mit der Speisekarte und ersparte ihr somit eine Antwort. Auf dem Menü standen ausschließlich schwedische Spezialitäten – und zwar vor allem solche, die Linnea schon immer mit Vorliebe gegessen hatte.
Staunend sah sie Kristian an. “Sag mal, kann es vielleicht sein, dass du für diese Speisefolge verantwortlich bist?”
Er lächelte verschmitzt. “Es wäre zumindest möglich, dass ich vor unserer Abreise kurz mit dem Koch telefoniert habe … Und deshalb gibt es für uns heute nicht nur Wodka, sondern auch Champagner.”
Linnea lachte. “Du bist ja verrückt!”
Das Essen wurde gebracht – als ersten Gang gab es einen Krabbensalat. “Einfach köstlich!”, schwärmte Linnea begeistert. “Mein Gott, es ist lange her, dass ich so gut gegessen habe. Die besten Restaurants von London können da nicht mithalten!”
“Du übertreibst schamlos, aber ich freue mich trotzdem, dass es dir schmeckt.”
Und das tat es wirklich. Linnea aß mit so großem Appetit, dass sie gar nicht mitbekam, wie schnell die Zeit verging. Nachdem sie auch Janssons
frestelse
– einen Auflauf aus Kartoffeln, Zwiebeln und Anchovis – und das Dessert
Kanelbullar
– Zimtschnecken – aufgegessen hatte, lehnte sie sich seufzend zurück und rieb sich zufrieden den flachen Bauch. “Meine Güte, ich bin so satt, ich glaube, wenn ich noch einen einzigen Bissen zu mir nehme, platze ich!”
“Aber einen Schluck Champagner zum Abschluss, den musst du dir einfach noch genehmigen.” Kristian winkte den Kellner herbei, der ihnen sofort die Gläser wieder füllte. “
Skål!”
Prickelnd rann die goldgelbe Flüssigkeit Linneas Kehle hinunter, und das merkwürdige flatternde Gefühl in ihrem Bauch verstärkte sich noch. Gleichzeitig ergriff ein leichtes Schwindelgefühl von ihr Besitz. Und als sie schließlich aufstehen wollte, um auf ihr Zimmer zu gehen, fing die Welt plötzlich an, sich um sie herum zu drehen wie ein verrückt gewordenes Jahrmarktskarussell.
Mit einem leisen Stöhnen ließ sie sich zurück auf den Stuhl sinken und hörte Kristian leise lachen.
“Aber, aber! Kann es etwa sein, dass du ein bisschen Hilfe brauchst, um in die Suite zu kommen?”
Linnea bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. “Ich werde schon allein zurechtkommen,
tack
!”, sagte sie mit leicht schleppender Stimme. Als sie dieses Mal versuchte aufzustehen, gaben ihre Knie einfach unter ihr nach, und Kristian musste sie festhalten, damit sie nicht zu Boden stürzte.
“Das war knapp!”, stieß er überrascht aus. “Komm schon, sei vernünftig, ich helfe dir.” Er hakte sich bei Linnea unter, sodass sie sich auf ihn stützen konnte. Normalerweise hätte sie nicht zugelassen, dass er ihr so nahe kam. Nicht nach dem, was im Wald zwischen ihnen vorgefallen war. Aber heute Abend war alles irgendwie anders. Die romantische Stimmung, das Knistern in der Luft … Und auch der erhöhte Blutalkoholspiegel tat sein Übriges, sie leichtsinnig werden zu
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