Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
überhaupt nicht, wie du darauf kommst!”
“Es ist nicht nötig, dich vor mir zu rechtfertigen. Wie gesagt, wir waren noch sehr jung und …” Sie lächelte schwach. “Ich habe damals jede Nacht vor dem Schlafengehen gebetet, dass Audrey endlich verschwinden möge, und dann …”
“Sie ist wirklich verschwunden, nicht wahr? Ich kann mich nur bruchstückhaft daran erinnern, aber …” Kristian sah sie einen Moment schweigend an. “Du hast nie wirklich darüber geredet, weißt du? Ich meine, ich wusste zwar, was damals passiert ist und dass du die ganze Sache praktisch hautnah miterlebt hast, aber ich hatte keine Ahnung, dass dich das so sehr belastet, selbst heute noch.”
“Wie kommst du darauf, dass es mich belasten könnte?” Unwirsch schüttelte sie den Kopf. “Wie ich schon sagte: Es ist lange her.”
“Ich merke halt, wenn du Kummer hast. Das habe ich schon immer getan.” Er zog sie zu sich heran und sah sie mit seinen braunen Augen an. Plötzlich veränderte sich etwas in ihr. Nachdem er in Dvägersdal gesagt hatte, dass er die Nacht mit ihr hier verbringen wolle, war Linnea nicht fähig gewesen, irgendetwas dagegen zu sagen. Doch auf der Fahrt hierher hatte sich ihr schlechtes Gewissen wieder gemeldet. Sie fragte sich, was sie da eigentlich tat. Sie konnte und wollte Miles nicht noch einmal betrügen und war fest entschlossen gewesen, Kristian eine Abfuhr zu erteilen und auf getrennte Betten zu bestehen, sobald sie Sundsvall erreichten.
Doch plötzlich wurde ihr klar, dass sie genau dies nicht tun würde, und diese Erkenntnis traf sie mit der Wucht eines Peitschenhiebs. Sie wollte die Nacht mit dem einzigen Menschen verbringen, den sie je geliebt hatte und von dem sie sich getrennt hatte, weil sie glaubte, er habe sie betrogen. Ein Irrglaube, wie sie heute wusste.
Kristian betrachtete ihr Gesicht, als sähe er mehr als nur die Oberfläche. Als ob er ihre Gedanken lesen konnte und genau wusste, was sie im Augenblick beschäftigte. Einige Minuten lang standen sie einfach nur da, ganz dicht beieinander, und sahen sich an. Sein männlich markanter Duft stieg ihr in die Nase, und während der Regen im Hintergrund gegen die Fenster trommelte, legte Kristian ihr einen Finger unters Kinn und hob es an, um sie küssen zu können.
Dieser Kuss war anders als die Male zuvor, seit sie wieder in Schweden war. Eher wie früher. Zärtlich und voller Einfühlungsvermögen, gleichzeitig aber auch leidenschaftlich und ungeduldig.
Und obwohl ihr Gewissen ihr sagte, dass sie es nicht tun sollte, erwiderte sie seinen Kuss. Sie wollte seine Lippen und seine Zunge spüren, wollte, dass er sie in seinen starken Armen hielt und durch ihre vom Regen noch nassen Haare strich.
Deshalb öffnete sie die Lippen, spielte mit seiner Zunge und legte ihre Hände auf seine männliche Brust.
Und verdrängte alle Gedanken außer dem, was für Gefühle dieser Mann nach all den Jahren noch immer in ihr wecken konnte.
Ihr
Mann.
Kurz ließ er von ihr ab, aber nur, um sie gleich darauf auf beide Arme zu heben. Im ersten Moment schrie sie erschrocken auf, doch dann lachte sie. Und während Kristian sie auf seinen Armen ins Schlafzimmer trug, vergrub sie ihre Hände in sein dunkles nasses Haar und küsste ihn stürmisch.
Als er sie aufs Bett legte und sie so zärtlich liebte wie bei ihrem ersten Mal, war jeder Gedanke an Miles wie ausgelöscht. Und plötzlich wusste sie, dass es nie einen anderen Mann in ihrem Herzen geben würde.
“Weißt du, was ich mich frage?”, durchbrach Kristian die Stille, nachdem sie nun schon eine ganze Weile schweigend nebeneinander lagen.
Linnea, die sich ganz eng an Kristian gekuschelt hatte und dem Prasseln des Regens und dem Knistern des Kaminfeuers lauschte, schüttelte den Kopf. “Was denn?”
“Warum du dich nie gemeldet hast. Damals, nachdem du glaubtest gesehen zu haben, wie ich mit … Warum hast du mir nicht wenigstens eine Szene gemacht, mich mit Vorwürfen bombardiert? Dann hätte ich zumindest die Chance gehabt, alles aufzuklären.”
Sie setzte sich im Bett auf und blickte Kristian im Schein des Kaminfeuers prüfend an. Kurz überlegte sie, ob sie ihm ehrlich antworten sollte, denn eigentlich gab es da etwas, auf das zu erfahren er ein Recht besaß. Als er heute Mittag alles aufgeklärt hatte, war ihr klar gewesen, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Zuerst hatte sie geglaubt, dass Kristian ihr nicht die Wahrheit sagte, doch schließlich begriff sie, dass seine Mutter
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