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Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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dahintersteckte.
    Wie ein Film lief nun alles vor Linneas geistigem Auge ab. Sie sah sich selbst, wie sie nach Stockholm in Finjas Zweitwohnung geflüchtet war. Wie sie von dort bei Kristian angerufen hatte, um seine Stimme zu hören und noch einmal mit ihm zu reden.
    Doch am Telefon war nur seine Mutter gewesen, und Annika hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass Kristian nichts mehr von ihr wissen wolle. Er habe seine Liebe für Ina wiederentdeckt, hatte sie gesagt, und zu ihr, Linnea, wolle er in Zukunft höchstens noch einmal Kontakt aufnehmen, wenn es um die Scheidung ging.
    Linnea war so geschockt gewesen, dass sie nie wieder bei Kristian angerufen hatte. Stattdessen war sie nach London gegangen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Irgendwann, nachdem sie glaubte, alles überwunden zu haben, hatte sie ihm dann noch zwei- oder dreimal geschrieben und ihm dann, ebenfalls per Brief, erklärt, dass er, wenn er es wolle, die Scheidung beantragen könne und sie sich jederzeit damit einverstanden erklären würde.
    Doch er hatte nie geantwortet, und wie sie sich jetzt denken konnte, hatten ihre Briefe ihn niemals erreicht. Dafür hatte Annika schon gesorgt. Ihr war es wohl lieber, wenn ihr Sohn gar nichts mehr von seiner Ehefrau hörte, gar nicht an sie erinnert wurde.
    Aber sollte sie ihm das jetzt wirklich sagen? Ihre eigene Mutter hatte ebenfalls Fehler gemacht, und alles war so lange her, dass es ihr einfach nicht richtig erschien, nach all der Zeit jetzt noch einen Keil zwischen Mutter und Sohn zu treiben.
    Ganz schweigen konnte sie jedoch auch nicht, und deshalb sagte sie, während sie Kristian zärtlich übers Gesicht strich: “Vielleicht solltest du irgendwann einmal deine Mutter darauf ansprechen.”
    Irritiert runzelte er die Stirn. “Meine Mutter, aber was …?”
    Doch sie legte ihm nur einen Finger auf die Lippen. “Pst”, sagte sie und legte sich wieder neben ihn. “Nicht weiter reden, ja? Ich möchte jetzt nämlich nur noch eines.”
    Er ging nicht weiter auf ihre Anspielung von vorhin ein. “Und das wäre?”, fragte er stattdessen.
    “Einschlafen. Neben dir.”
    Es war längst Mitternacht durch, als Linnea sich leise aus dem Zimmer schlich. Und leise zu sein war gar nicht so einfach, denn die uralten Bohlendielen knarrten bei jedem ihrer Schritte. Umso vorsichtiger bewege sie sich, denn sie wollte Kristian auf keinen Fall aufwecken. Sie selbst konnte nicht mehr schlafen, dazu war sie innerlich einfach viel zu aufgewühlt.
    Wie ein Geist streifte sie durch das alte Haus. Ihr war, als würde sie Audreys Anwesenheit in diesen vier Wänden noch immer spüren, und das, obwohl es schon so lange her war und sie gerade einmal einen Sommer hier verbracht hatte.
    Alles sah noch genauso aus, wie Finja es ihr beschrieben hatte. Sogar in den Regalen standen noch die Bücher von Finjas Vater, Edvard Elmerson, der Professor an der Universität gewesen war.
    Sanft strich sie mit den Fingerspitzen über die ledernen Buchrücken. Dabei hing sie weiter ihren Gedanken nach.
    Es hätte niemals zum neuerlichen Sex mit Kristian kommen dürfen, das war ihr klar. Wie sollte es denn jetzt weitergehen? Wenn sie Miles davon erzählte, würde er sie verlassen, und sein Vater wäre mit Sicherheit auch alles andere als begeistert davon. Dann stand nicht nur ihre geplante Hochzeit, sondern auch ihre Karriere auf dem Spiel.
    Andererseits – konnte sie es überhaupt mit ihrem Gewissen vereinbaren, Miles derart zu belügen? Anfangs hatte sie es geglaubt, inzwischen jedoch nicht mehr. Und selbst wenn – wollte sie es überhaupt noch, jetzt wo sie wusste, dass Kristian sie damals nicht betrogen hatte?
    Linnea wusste selbst nicht, warum sie eines der Bücher aus dem Regal nahm, doch sie stutzte, als sie den roten Ledereinband genauer betrachtete. Was war das? Wie ein Lehrbuch sah es jedenfalls nicht aus, und auch nicht wie ein Roman. Eher wie ein … Sie schlug es auf und erstarrte.
    Es war ein Tagebuch – und der Inhalt war in Englisch abgefasst. Das konnte nur eines bedeuten: Sie hielt
ihr
Tagebuch in den Händen.
    Audreys Tagebuch!
    Linnea verharrte. Konnte sie es sich wirklich ansehen? Ein Tagebuch war schließlich etwas sehr Intimes, und niemand würde wollen, dass jemand anders darin las.
    Doch es waren viele Jahre vergangen, Audrey war seit ihrem Verschwinden damals nie wieder aufgetaucht, und irgendwie hatte Linnea das Gefühl, dass sie es praktisch tun musste. Vor allem – das musste sie sich selbst

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