Heimliche Wuensche
sich diesen neuen Empfindungen anpassen konnte. »Nellie, ich . . .« sagte er, und war auf einmal wie geblendet von seiner Leidenschaft. Nellies Augen weiteten sich. Er tat ihr weh, richtig; aber diese Gewalt, die sich in ihm aufbaute, diese überwältigende, alles verzehrende Leidenschaft, die sie in ihm spürte, rührte an einen tief in ihr verborgenen weiblichen Kern, und sie hob ihm ihre Hüften noch mehr entgegen, um ihn zu empfangen.
Bei seinem letzten Stoß schlang sie ihre Beine um ihn und zog ihn noch fester und inniger an sich. Sie wollte alles von ihm, das sie bekommen konnte.
Jace lag einen Moment auf ihr. Sein Körper war mit einem dünnen Schweißfilm bedeckt.
»Nein«, sagte sie, was nur zur Hälfte gelogen war.
»Nellie, ich wollte warten. Ich wollte auf ein Bett warten und eine prächtige Hotel-Suite und . . .«
Sie legte ihm die Fingerspitzen auf die Lippen. »Ich bin überglücklich. Wenn ich nie mehr hätte als diese Hütte, würde es mir genügen. Ich werde mich mein Leben lang an diese Nacht erinnern. Wenn ich wieder allein bin und zu Hause, werde ich . . .«
»Allein?« Er hob sich von ihr weg. »Zu Hause? Was soll das sein? Erpressung? Willst du mir damit andeuten, daß dir die beiden noch immer wichtiger sind als ich?«
»Ich dachte, du wolltest nach Maine zurückkehren. Du hast doch erst heute morgen deine Koffer gepackt und . . .«
Es dauerte einen Moment; aber dann entspannte er sich wieder, legte sich an ihre Seite und zog sie fest an sich. »Ich denke, ich würde es bis Chicago geschafft haben, ehe ich wieder umgekehrt und nach Chandler zurückgefahren wäre. Ich bin nicht sicher, ob ich ohne dich leben könnte. Meine ganze Familie — Tanten, Onkel, Vettern, Nichten, alle — lachten mich aus, weil ich zu Hause so liebeskrank gewesen bin. Ich wollte nichts anderes als bei dir sein.«
Sie kuschelte sich an ihn und schmiegte ihre Wange an seine Brust. »Ich aß. Ich fühlte mich so elend, als du weg warst, daß ich ununterbrochen essen mußte. Pfundweise Fleisch, Brot, ganze Kuchen und Torten.«
Er strich mit der Hand sacht über ihren Körper hin, über ihre flache Magengrube, ihre schlanken Schenkel und runzelte die Stirn. »Was ist mit dir passiert? Du bist ja nur noch die Hälfte von damals.«
»Nicht ganz. Ich weiß es nicht. Ich wurde von Tag zu Tag magerer — trotz des vielen Essens. Gefällt dir meine neue Figur nicht?«
»Ich schätze, ich werde mich daran gewöhnen; aber wenn du wieder zunehmen willst, habe ich wirklich nichts dagegen.«
Sie lächelte ihn an. »Jeder andere Mann hielt mich früher für fett. Sie . . .«
»Fett? Du hast großartig ausgesehen. Nicht daß du jetzt nicht ebenso großartig aussehen würdest, aber . . . Nellie, ich liebe dich, ganz gleich, mit welcher Figur. Du darfst nur nicht zu diesen Frauen gehören, die nur in ih-rem Essen herumstochern und ständig eine neue Diät ausprobieren wollen. Das kann ich nicht vertragen. Frauen sollten lachen, essen, singen und sich ihres Lebens freuen.« Er lächelte auf sie hinunter. »Sie sollten so sein wie du, als du bei den Everetts und deren vielen Kindern warst.«
»Erzähle mir von den Frauen, die du kennst — die lachen, essen und singen.«
Er zog sie eng an sich und erzählte ihr, wie er in einem alten riesigen Haus in Maine aufgewachsen war, das stets gefüllt war mit glücklichen, betriebsamen Frauen, die zu Besuch kamen, um mit seiner Mutter zu singen.
Er erinnerte sich an die Mahlzeiten, wo so viele Gerichte auf dem Tisch standen, daß sich die Tischplatte durchbog, und an die Frauen, die stundenlang aßen und sich Geschichten erzählten, wer mit wem schlief, und dann sangen. Sie stritten sich anschließend regelmäßig darum, wie eine Arie vorzutragen sei, und Jace’ Vater, der am Kopfende der Tafel saß, wurde dann zum Richter bestimmt. Er pflegte die Frauen die Arie immer wieder singen zu lassen und sodann den Frauen zu sagen, daß jede die Arie perfekt vorgetragen habe. Die Frauen taten darauf immer so, als wären sie mit diesem Urteil nicht einverstanden; aber insgeheim freuten sie sich, daß sie so einen hübschen Mann als einen sie verehrenden Zuhörer hatten.
»Und gehörtest du auch zu ihren begeisterten Zuhörern?«
»Ich liebte sie alle. Ich liebte ihre Stimmen, ihr Temperament, ihre Wünsche, ihr Begehren. Ich liebte ihre großen Brüste und breiten Hüften. Ich liebte ihre Lebenslust. Sie aßen, tranken, liebten und zankten sich heftig, wenn es sein mußte.«
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher