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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sehr heftig an sich gezogen, ehe er . . . oh, Himmel, ich glaube, Mae ist in Ohnmacht gefallen!«

Kapitel 9
    Jace kam nicht an dem Tag nach dem Ball ins Haus, um sie zu besuchen, und Nellie bemühte sich, nicht enttäuscht darüber zu sein. Sie sagte sich, daß sie zu viel von ihm erwartete und daß er sich vielleicht geschäftlich in eine andere Stadt hatte begeben müssen. Als aber noch ein Tag verging, an dem er sie nicht besucht hatte, beschloß sie, zu Randolphs Laden zum Einkaufen zu gehen und vielleicht kurz in das Kontor ihres Vaters hineinzuschauen, um nachzusehen, ob Jace dort war. Sie buk sechs Hafermehl-Rosinenkuchen, die sie an die Angestellten ihres Vaters verteilen wollte.
    Nach Terels Kritik an ihrem Verhalten in der Ballnacht hatte sie sich zwei Tage lang nicht aus dem Haus getraut. Sie hatte befürchtet, daß die Leute sie schief ansehen und sie wegen ihres Benehmens auf dem Ball zur Rede stellen würden. Sie wußte, daß sie ihrem Ruf vermutlich am meisten damit schaden konnte, daß sie Jace nachlief, aber sie hatte ihn nun schon eine fast unerträglich lange Zeit nicht mehr gesehen. Auch wollte sie einen kurzen Besuch bei der Schneiderin machen und sich erkundigen, ob sie ihr vielleicht ein neues Kleid anfertigen könne. Aus irgendeinem Grund wollten ihr die alten Kleider einfach nicht mehr passen.
    Sobald sie hinaustrat auf den Bürgersteig, fand sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Ein paar junge Männer, die gerade am Haus vorbeikamen, tippten an ihre Hutkrempe und lachten dann frech. Nellie drehte sich von ihnen weg. Sie winkte drei jungen Frauen auf der anderen Straßenseite zu, aber die wandten demonstrativ das Gesicht ab und taten so, als würde Nellie gar nicht existieren.
    Es war viel schlimmer, als Terel ihr das beschrieben hatte, dachte Nellie bei sich. Ich habe mich zum Gespött der ganzen Stadt gemacht. Und nun will ich mich ihm sogar noch an den Hals werfen, überlegte sie weiter. Sie sagte sich, daß sie unter keinen Umständen Jace besuchen dürfe, lenkte aber dennoch ihre Schritte auf das Kontor ihres Vaters zu.
    Sobald sie dort eintrat, bemerkte sie sogleich, daß niemand am Pult von Jace stand. Sie versuchte, nicht auf die leere Stelle hinter dem Stehpult zu blicken und auch nicht suchend in den Korridor hineinzusehen. Sie lächelte, verteilte ihre Kuchen und erkundigte sich freundlich bei allen Angestellten ihres Vaters nach deren Wohlbefinden. Sie war sich bewußt, wie sie von allen Seiten verstohlen betrachtet wurde. Obwohl diese Leute nicht den Ball besucht hatten, waren sie offenbar von ihrem Benehmen dort informiert.
    Sie blieb so lange im Frachtkontor, wie ihr das die Höflichkeit erlaubte, und ging dann wieder davon. Niemand hatte ihr gegenüber Jace erwähnt. Sie wollte sich nun zum Gemischtwarenladen begeben; aber Miss Emily erspähte sie aus einiger Entfernung und kam zu ihr gerannt.
    »Nellie«, sagte Miss Emily, nach Atem ringend, »ich möchte mit dir sprechen.«
    Nellie errötete. »Ich entschuldige mich für mein Betragen auf dem Ball«, flüsterte sie. »Ich wollte wirklich niemanden blamieren.«
    »Ich wollte dir lediglich sagen«, sagte Miss Emily, »daß ich kein Wort davon glaube. Dieser junge Mann ist wirklich in dich verliebt.«
    »Ja, ich denke, das ist er; aber das entschuldigt nicht mein Betragen.«
    »Wir machen alle mal Fehler«, erwiderte Miss Emily, »aber wir müssen praktisch sein. Was wirst du denn mit dem Kind machen?«
    »Was für ein Kind?«
    »Du brauchst mir nichts vorzuspielen. Jeder in dieser Stadt weiß, daß du mit seinem Kind schwanger bist. Du mußt dich jetzt entscheiden, was du in deiner Lage machen willst.«
    Nellie hatte Mühe, ihren offenen Mund wieder zu schließen. »Ich bin nicht mit irgend jemandes Kind schwanger.«
    »Aber ich hörte doch . . .« Miss Emily hielt mitten im Satz inne. »Sage mir jetzt nur nicht, daß das alles nur Gerüchte sind! Jeder in dieser Stadt behauptet, daß man diesem Montgomery mitgeteilt hat, du wärest mit seinem Kind schwanger, und deshalb habe er die Stadt verlassen.«
    Nellie blinzelte sie ungläubig an. »Die Stadt verlassen? Wer hat die Stadt verlassen?«
    Miss Emily holte tief Luft. »Du armes Kind. Was, in aller Welt, tun dir die Gerüchtekocher in dieser Stadt nur an? Du solltest besser mit mir nach Hause kommen und mit mir darüber reden.«
    Es war eine Stunde später, als Nellie wieder Miss Emilys Haus verließ. Sie empfand nichts in diesem Moment. Ihr Schmerz war zu groß,

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