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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wußte, daß Mr. und Mrs. Taggert bis nach Weihnachten verreist waren, und sie daran dachte, wie dieser Mann die arme, reizende Nellie hintergangen hatte, ging sie entschlossen zum Kleiderständer und nahm das Kostüm herunter. Dann holte sie eines von ihren eigenen Korsetts aus einer Schublade.
    »Und jetzt, Nellie, bringen wir dich wieder zum Lächeln.«
    Sie mußte eine Stunde arbeiten, um Nellie zurechtzumachen. Sie frisierte Nellies Haar. Und da es schmutzig war, mußte sie es zweimal pudern, um das Öl daraus zu entfernen. Sie legte Nellie ihr Korsett an und zog an den Schnüren, bis Nellies Taille den respektablen Umfang von einundzwanzig Zoll besaß und ihr Busen und ihre Hüften sich über und unter ihrer Wespentaille gefällig rundeten.
    Während dieser ganzen Prozedur saß oder stand Nellie nur da, wie es ihr befohlen wurde, und nahm so viel wie gar keinen Anteil an der Verwandlung, die die Schneiderin mit ihr vornahm.
    Die Schneiderin ging zum Telephon und rief die Hutmacherin an. »Ich möchte, daß du das runde blaue Hütchen, das du für Mrs. Taggert fertiggestellt hast, zu mir bringst. Nein, sie ist noch nicht von der Reise zurück; aber jemand anderer sitzt hier. Du solltest lieber selbst kommen, weil du mir sonst nicht glaubst, wenn du es nicht mit eigenen Augen gesehen hast.«
    Als die Hutmacherin in der Schneiderei eintraf, wollte sie tatsächlich nicht glauben, was sie dort sah. Sie hatte Nellie schon gekannt, als sie noch ein kleines hübsches Kind gewesen war; aber mit zwölf, als ihre Mutter starb, hatte Nellie angefangen, zuzunehmen, und ihr hübsches Gesicht war über dem dicken Leib fast untergegangen.
    Die Hutmacherin schob die Ärmel über die Ellenbogen hinauf. »Die Haare stimmen nicht. Hol mir eine Brennschwere und rufe Miss Emily hierher. Das muß sie gesehen haben.«
    Eine halbe Stunde später stand eine neue Nellie vor ihnen, mit weich arrangierten Haaren, den blauen runden Samthut schräg und keck auf die Locken gesetzt, ihre Stundenglasfigur wie eingegossen in ein unglaublich fesches Samtkostüm. Ihr hübsches Gesicht blickte mit großen, etwas verstörten Augen aus dem Spiegel auf die Hutmacherin und ihre Schneiderin.
    Als Miss Emily eintraf, wichen die beiden Frauen vor Nellie zurück. Sie konnten unmöglich mit Worten beschreiben, was sie da vollbracht hatten, und so traten sie einfach beiseite, damit Miss Emily ihr Werk besichtigen konnte. Einen Moment lang war Miss Emily sprachlos. Sie stand nur da, starrte Nellie an, öffnete ein paarmal den Mund und brachte ein paar unartikulierte Laute hervor. Doch dann lächelte sie. Da lag ein wenig Rachedurst in diesem Lächeln. Das Gerede von dem Verrat dieses Jace Montgomery war in der Stadt inzwischen fast zum Erliegen gekommen, aber nun hatte sich Miss Emily wochenlang das Geschwätz von der »armen Nellie« anhören müssen — von der armen Nellie, die so dumm gewesen war zu glauben, daß ein hübscher Mann wie Montgomery sich in so ein altes Mädchen wie sie hätte verlieben können. Nun, dieser Traum von einer Frau war alles andere als ein »altes Mädchen«.
    »Komm mit mir, Nellie«, sagte Miss Emily mit energischer Stimme. »Ich möchte dich vorzeigen.«
    Die Schneiderin faßte Miss Emily beim Arm. »Sie hat keine zwei Worte gesagt, seit sie hier ist. Sie scheint von diesem schrecklichen Mann tatsächlich tief verletzt worden zu sein. Ich bin mir nicht sicher, daß sie begreift. . .« Sie drehte sich um und lächelte Nellie an. »Sie begreift wohl nicht, daß sie eine Schönheit ist.«
    »Sie wird es bald genug begreifen, wenn die Leute von Chandler sie sehen«, sagte Miss Emily und schob Nellie vor sich her durch die Tür.
    Nellie merkte nicht, was für ein Aufsehen sie erregte, als sie durch die Straßen von Chandler ging. Männer, junge wie alte, blieben stehen, um sie anzustarren. Die Frauen mußten erst zweimal hinsehen, ehe sie ihren Augen glaubten. Als Miss Emily Nellie in die Teestube führte, hörten alle Gespräche auf, kamen alle Bewegungen zum Stillstand.
    »Mae, Louisa, Charlene«, sagte Miss Emily, »ihr erinnert euch doch noch an Nellie, nicht wahr?« Sie nahm mit großer Genugtuung zur Kenntnis, wie sich die Augen der jungen Damen weiteten. »Die arme Nellie? Die arme, teure Nellie?«
    »Kann ich etwas zu essen haben?« fragte Nellie leise.
    Miss Emily führte sie zu einem Tisch, und während Nellie nur Augen für den Kuchenwagen hatte, hatten die jungen Damen von Chandler nur Augen für sie. Nellie war nicht

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