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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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schien mir eine wirklich nette Person zu sein. Ich dachte . . .«
    »Was hat so ein Dickwanst wie Nellie schon zu bedeuten?«
    »Nellie bedeutet vielen etwas. Man brauchte ihr doch nur zuzusehen, wie sie anderen Menschen hilft. Leute wie sie zählen. Nellie würde niemals . . .«
    Berni hielt inne, weil Pauline mit ihr durch den Bogen gegangen war und der Nebel sich lichtete. Vor ihnen war in der Tat eine Szene, wie sie Berni in ihren wildesten Träumen nicht besser hätte erfinden können. Eine schöne junge Frau mit hüftlangen blonden Haaren, die ein hautenges rosenfarbenes Seidenkleid trug, war an einen Pfahl gekettet. Vor ihr war ein mächtiger, aber auch irgendwie niedlicher Drache mit einer gegabelten Zunge, der Feuer durch die Nüstern blies und mit einem unglaublich gutaussehenden, muskulösen, dunkelhaarigen, mit einem Kettenhemd bekleideten Mann kämpfte. Berni wäre um ein Haar in Ohnmacht gefallen.
    »Komm«, sagte Pauline. »Du kannst die Jungfrau am Pfahl sein.«
    Berni rückte zwei Schritte vor, blieb dann aber wieder stehen. »Nein, ich möchte nach Nellie schauen.«
    »Nellie kann warten. Hast du das Pferd dieses Mannes gesehen?«
    Der Nebel lichtete sich zu ihrer Rechten, und da stand ein wunderschöner Rappenhengst mit einer Satteldecke aus roter Seide.
    Berni schluckte und wich einen Schritt zurück. »Nein«, versuchte sie mit fester Stimme zu sagen: aber sie hörte sich eher atemlos an. »Ich möchte Nellie sehen.«
    Abrupt senkte sich wieder der Nebel über diese Szene, und Berni seufzte erleichtert. Sie grinste Pauline an. »Ich hätte mich sowieso nicht zwischen dem Mann und dem Drachen entscheiden können.«
    »Deine Wahl«, sagte Pauline und führte sie durch den Nebel zum Goldenen Bogen des Betrachtungszimmers.
    Berni setzte sich auf die gepolsterte Bank und wartete, bis der Nebel sich lichtete und das Wohnzimmer der Graysons zeigte. Nellie legte gerade Tannenzweige auf den Kaminsims.
    »Sie sieht großartig aus«, sagte Berni. »An ihr ist wirklich was dran, und jetzt ist sie viel hübscher als ihre Schwester. Wo ist da das Problem? Warum hat sie nicht diesen Montgomery? Mehr noch — warum ist sie nicht auf irgendeiner Party? Mit diesem Aussehen kann sie jeden Mann haben.«
    »Nellie hat sich nie viel aus ihrem Aussehen gemacht. Sie wollte immer nur lieben und geliebt werden. Mr. Montgomery hatte das sofort gespürt.«
    Berni sah zu, wie Nellie das Haus für Weihnachten schmückte und Tannenzweige um das Geländer der Treppe wand.
    Sie war überaus hübsch geworden; aber auf ihrem Gesicht lag eine tiefe Traurigkeit. Als Berni sie zum erstenmal gesehen hatte, war Nellie fett gewesen, jedoch nicht so traurig wie jetzt. Berni konnte das nicht verstehen. Auf der Erde hatte sie viele Tausend Dollar für kosmetische Chirurgen ausgegeben, damit sie auch nur halb so gut ausgesehen hatte wie Nellie jetzt; doch da sah sie diese jetzt in der Halle stehen mit einem Gesicht, das einen Weltkrieg hätte auslösen können, und einer Figur, die besser war als jeder Poster eines Herrenmagazins, und sah ganz verlassen und elend aus.
    »Warum geht sie denn nicht zu diesem Mann?« schnaubte Berni.
    »Aus zwei Gründen. Einmal, weil sie durch den Wunsch, den du ihr geschenkt hast, gebunden ist, und zum anderen, weil sie nicht weiß, wie sie es anstellen soll, ihm nachzulaufen. Du kannst nicht erwarten, daß ein Schaf sich in einen Wolf verwandelt, nur weil du diesem Schaf einen Wolfspelz umgelegt hast. Nellie bleibt Nellie, ob dick oder dünn.«
    Berni drehte das Gesicht vom Schirm und legte die Hände an die Schläfen. »Ich kann es nicht ertragen, ihr noch länger zuzuschauen.«
    Pauline bewegte die Hand, und der Schirm und das Haus der Graysons verschwand.
    »Was passiert jetzt?« fragte Berni.
    »Das liegt bei dir. Wir liefern die . . .«
    »Ja, ja, ich weiß. Ich soll die Weisheit liefern. Aber ich bin bis jetzt nicht sonderlich weise gewesen, nicht wahr?«
    »Oh, nun, was bedeutet schon ein Dickwanst mehr oder weniger?«
    Berni zuckte zusammen. »Du mußt es nicht dauernd betonen. Ich habe es begriffen. Man kann sich doch schließlich mal täuschen. Du sagtest, dieser Montgomery liebt sie. Würde Sie jetzt bei ihm sein, wenn sie nicht durch diesen Wunsch an ihre Familie gebunden wäre?«
    »Vermutlich. Aber wer weiß das schon? Man kann in solchen Dingen nie eine korrekte Voraussage machen.«
    Berni blickte wieder auf den Nebel an der Wand zurück. »Ich würde gern mehr über Nellie wissen. Ist es

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