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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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möglich, ihr ganzes bisheriges Leben zu sehen? Von Anfang an?«
    »Natürlich.« Pauline bewegte abermals die Hand, und da lag eine hübsche Frau in einem viktorianischen Bett und bemühte sich, ihr Kind zur Welt zu bringen.
    »Ich verlasse dich jetzt«, sagte Pauline, sich von der Polsterbank erhebend. »Ich werde zurückkommen, wenn Weihnachten 1896 vor der Tür steht.«
    Berni winkte ihr zerstreut mit einer Hand zum Abschied zu und streckte sich dann auf der Bank aus, um die Vorgänge auf dem Schirm zu verfolgen. Sie hatte bereits gelernt, daß die Küchen-Zeit nicht identisch war mit der irdischen Zeit. Die Szenen auf dem Schirm schienen nur so vorbeizufliegen. Berni sah, daß Nellie von Anfang an ein stilles, ernstes Kind gewesen war, das jedem nur Freude machen wollte. Ihre Mutter war kränklich; und so war es Nellie nicht gestattet, auch nur einen Muckser von sich zu geben. Und da das Geschäft ihres Vaters am Anfang kaum etwas abwarf, hatte Nellie immer viel zu tun. Als Belohnung für ihren Gehorsam wurde Nellie von ihren Eltern fast immer ignoriert.
    Als Nellie acht Jahre alt war, brachte ihre Mutter Terel zur Welt, wurde darauf noch kränker und starb vier Jahre später. Aber Nellie schien es nichts auszumachen, für ihre kleine Schwester zu sorgen. Sie hielt das plärrende Kind auf ihrem Arm und betrachtete es liebevoll. Zum erstenmal in ihrem Leben glaubte sie jemanden zu haben, der ihre Liebe erwidern würde.
    Nach dem Tod seiner Frau schien Charles Grayson keine Skrupel zu haben, seiner zwölfjährigen Tochter die Verantwortung für das Baby zu überlassen. Nellie war eine gute Mutter; aber sie war so hungrig nach Liebe, daß sie dem Baby alles gab, wonach es verlangte, so daß Terel in dem Glauben aufwuchs, daß Nellies einziger Daseinszweck darin bestand, ihre, Terels, Wünsche zu erfüllen.
    In ihren Pubertätsjahren begann Nellie Speck anzusetzen. Berni sah, wie die Jungs mit Nellie flirteten und sie zum Erröten brachten. Da verbot Charles, wenn er heimkam, seiner Tochter Nellie auszugehen und ihn mit ihrer kleinen Schwester alleinzulassen. Nellie ging nach diesen Verboten in die Küche und aß.
    Als Berni Nellies Leben bis zum Jahre 1896 verfolgte, hatte sie Nellies irdisches Los begriffen. Nellie wußte nicht, wie sie für das, was sie sich wünschte, kämpfen sollte. Sie hatte nur gelernt, zu geben und sich für andere aufzuopfern.
    Berni beobachtete nun, wie Jace Montgomery in Nellies Leben trat, sah, wie sie unter seiner Liebe aufblühte, und lächelte warm.
    Nellie verdiente es, jemanden zu haben, der sie liebte, verdiente es, von dem Los einer Sklavin für ihren Vater und ihre Schwester befreit zu werden.
    Die Dinge änderten sich, als Nellie sich anschickte, ihre drei Wünsche zu verschenken, und Berni spürte, wie sie immer kleiner wurde. Sie hatte Nellie nicht schaden wollen. Nellie hatte nun, weiß Gott, genug Schmerzen in ihrem Leben ertragen müssen. Aber mit ihren Wünschen hatte Berni ihr nicht eine Last abgenommen, sondern ihr nur noch größere Bürden aufgeladen.
    Berni beobachtete Nellie auf dem Erntedankfestball und fand, daß sie schön aussah. Ein bißchen breit vielleicht; aber sie war so verliebt, daß ihr ganzer Körper zu glühen schien. Nach dem Ball sah Berni dann, was Terel mit Jace anstellte, ihm ein getürktes Telegramm schickte, anschließend Jace’ Briefe an Nellie stahl und eine arme Frau dafür bezahlte, daß sie Jace Briefe schrieb, damit er glauben sollte, Nellie hätte seine Briefe auch erhalten.
    »Du hinterhältige kleine Kröte«, murmelte Berni.
    Sie beobachtete, wie Jace nach Chandler zurückkam, sah dann die Szene, wie Terel die Herzkranke spielte. Berni hörte, wie Jace Nellie bat, mit ihm das Haus zu verlassen, und sie hörte Nellie sagen, daß sie das Haus nicht verlassen konnte. »Meines dritten Wunsches wegen«, sagte Berni laut.
    Endlich tauchte dann die Szene wieder auf dem Schirm auf, wo Nellie das Haus mit Tannenzweigen schmückte.
    Es war zwei Tage her, daß Jace sie gebeten hatte, mit ihm zu gehen, und drei Tage vor dem Weihnachtsfest.
    Der Schirm bedeckte sich mit Nebel.
    »Was soll es sein?« fragte Pauline. »Noch mehr Wünsche?«
    »Kann ich auf die Erde zurückkehren und Nellie helfen?«
    »Auf die Erde zurückkehren? Du willst die Küche verlassen? Die Freuden dieses Ortes für die Leiden und Tücken der Erde aufgeben? Du weißt, daß du noch nicht alle Wonnen des Bankettsaals ausgekostet hast. Dort gibt es Schokoladenberge. Und das ist

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