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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Als sie gerade im Begriff war, die Küche zu verlassen, kam ihre Schwester hereingestürmt.
    »Sie hat sechs Koffer voll Kleider mitgebracht«, sagte Terel im teils entsetzten, teils bewundernden Ton. »Und sie ist mindestens fünfzig, wenn nicht älter, aber sie hat nicht eine einzige Falte im Gesicht.«
    »Das freut mich für sie.«
    »Schon.« Terel nahm ein Plätzchen vom Teller und steckte es in den Mund. »Aber sie hat etwas an sich, das mich mißtrauisch macht. Es sind ihre Augen . . .«
    »Vielleicht ist sie einsam? Hat Vater nicht gesagt, daß sie allein lebt?«
    »Ich glaube nicht, daß sie unter Einsamkeit leidet. Aber da ist etwas in ihren Augen, was ich nicht verstehe.«
    Nellie drückte die Küchentür auf. »Ich werde ihr das Tablett bringen und ihr kurz guten Tag sagen.«
    Berni saß im Salon und zog ihren Samtrock straff. Ihr gefielen diese prächtigen viktorianischen Kleider; keine synthetischen Fasern, eine Menge handgestickte Applikationen und raffinierte Details. Was ihr nicht gefiel, war Terel. Berni hatte nur wenige Sekunden gebraucht, um Terel zu durchschauen. Terel war nur darauf aus, so viel wie möglich für sich zu ergattern. Berni hatte sie angesehen und gelächelt. Ich kriege dich schon, du Biest, hatte sie bei sich gedacht, und dafür muß ich nicht einmal einen Zauberstab bemühen.
    Als Nellie nun ins Zimmer kam, wurde Bernis Gesicht sofort weich, denn sie erkannte das gute Herz in Nellie. Alle Bilder, die sie von Nellies Kindheit gesehen hatte, zogen vor ihren Augen vorbei, und ehe sie bedachte, was sie tat, begrüßte sie Nellie mit einem strahlenden Lächeln.
    Terel, die Nellie auf den Fersen folgte, sah dieses Lächeln und schwor sich, herauszufinden, was es bedeutete. Aber sie zeigte nicht die Spur von Mißtrauen, als sie nun Tante Berni die Plätzchen und den Apfelwein anbot, während Nellie das Tablett hielt. Eine Stunde später gelang es Terel dann, aus dem Haus zu schlüpfen und diesen schrecklichen Knaben aufzusuchen, der sich Duke nannte.
    »Nun?« forschte Terel. Er wollte keinen Ton sagen, ehe sie ihm nicht einen Vierteldollar in die Hand gedrückt hatte. »Hast du das Hotel beobachtet, wie ich es dir angeschafft habe?«
    »Klar, und heute morgen lag ein Billett in Montgomerys Postfach. Ich habe nicht gesehen, daß es jemand hineingetan hat. Es war einfach da.«
    »Hast du es an dich nehmen können?« schnaubte Terel ungeduldig.
    Er händigte ihr das Billett aus, und sie las es rasch durch. Es war eine Einladung zum Lunch in Graysons Haus und war von Nellie unterzeichnet. Aber Terel wußte, daß dieses Billett nicht von Nellie verfaßt worden war.
    Schon die Wortwahl war untypisch für Nellie. Sie zerknüllte das Billett in der Hand. Es mußte von dieser ominösen Tante Berni geschrieben worden sein. Wie hatte sie herausgefunden, wie es um diesen Montgomery und Nellie stand?
    »Sie ist genauso wie all die anderen«, murmelte Terel. »Sie denken alle nur an Nellie, und keiner denkt an mich.«
    »Wie war das eben?« fragte der Junge.
    »Das geht dich nichts an. Nun geh zum Hotel zurück und beobachte dort weiter.«
    Der Junge maulte ein bißchen, steckte dann die Hände in die Hosentaschen und ging pfeifend davon.
    Als sich Terel wieder auf den Heimweg begab, fing sie an, Pläne zu schmieden. Sie wußte nicht, warum diese Tante Berni hierhergekommen war oder was sie eigentlich von ihnen wollte, aber sie gedachte das herauszufinden.
    Als Terel zu Hause ankam, befand sich Tante Berni im Gästezimmer, lag auf dem Bett, aß Pralinen und las einen von Terels Romanen. »Da bist du ja, meine Liebe«, sagte Berni. »Ich hoffte, du würdest rasch wieder heimkommen. Du wirst mir doch beim Auspacken helfen, nicht wahr?«
    »Nellie wird das .. .« begann Terel und setzte dann ein strahlendes Lächeln auf. Besser, wenn sie die beiden so wenig wie möglich zusammenbrachte. »Aber mit dem größten Vergnügen.«
    Zwei Stunden später kochte Terel innerlich vor Wut; aber es gelang ihr, das nicht zu zeigen. Sie hatte Berni nicht nur »geholfen« — sie hatte die Schrankkoffer hierhin und dorthin schleppen müssen, sie geöffnet, daraus kleine Schrankfächer gemacht und dann alles inspiziert, um sicherzugehen, daß nichts beschädigt war. Der Anblick von Bernis Garderobe genügte schon, daß Terel sich im stillen schwor, sie würde alles tun, um Tante Berni zu zwingen, sie, Terel, zu ihrer Erbin zu machen. Doch Tante Bernis Juwelen gaben Terel Rätsel auf. »Was ist denn das?« sagte sie und

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