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Heimstrasse 52

Heimstrasse 52

Titel: Heimstrasse 52 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Oezdogan
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ist, sieht es aus wie eine dieser Szenen, die Fuat immer
Abschiede mit zu viel Nasenschleim
nennt.
    – Hier haben wir uns erst richtig kennengelernt, sagt Sibel, so wie wir als Erwachsene sind, nicht so, wie wir als Kinder waren. Hier erst hat uns die Gegenwart aneinandergebunden, und nun müssen wir wieder auf die Bande der Vergangenheit vertrauen.
    Es fällt Gül nicht leicht zu gehen, es fällt ihr nicht leicht, wieder alles zurückzulassen und, ohne ihre neugeborene Enkeltochter in Erzurum gesehen zu haben, zu einem Mann zu gehen, der mehrere Monate lang beständig behauptet hat, er würde auf die Schnelle keine Wohnung finden, in der sie beide Platz hätten. Es fällt ihr nicht leicht, aber was hätte sie sonst tun können, fragt sie sich wieder und wieder. Wohin hätte ich mich sonst wenden sollen, welchen anderen Weg hätte man aufrecht gehen können?
    Es ist wieder Frühling, als sie in Hamburg aus dem Flugzeug steigt. Die Stadt, die Saniye nicht mochte. Sie hat einen neuen Pass in der Tasche. Ihr Magen krampft sich zusammen, als könnte sie nie wieder etwas essen, ihr Herz scheint in die |283| Halsschlagader gerutscht zu sein, sie schwitzt am ganzen Körper und hat das Gefühl, als könnte sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Wie viel fremder war ihr dieses Land, als sie das erste Mal hierherkam, und wie viel ruhiger war sie damals.

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    |284| Danke:
     
    A. H.
    Seher Özdoğan, Tufan Özdoğan, Gülten Ertekin, Vedat Ertekin, Nermin Turan, Nesrin Demirhan, Maria Steenpass, Markus Martinovic, Tolga Özdoğan, Lutz Freise, Katy Derbyshire, Sabine Kaufmann, Angela Drescher, Marcel Vega.

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    |285| Leseprobe aus
    Selim Özdogan
    Die Tochter des Schmieds
    Roman

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    |287| An diesem Tag überließ Timur die Schmiede wieder seinem Gehilfen, der sich wunderte, weil Timur sonst nie so lange wegblieb.
    Erneut ging der Schmied zu dem Haus, in dem Fatma wohnte, und als er seine Füße vor Kälte bereits nicht mehr spürte, kam sie gerade mit einem Tonkrug aus der Tür. Er hatte sich hinter einen Mauervorsprung gestellt, und Fatma sah ihn erst, als sie fast schon vor ihm stand. Sie wußte, daß das der Mann war, dem sie gestern versprochen worden war, und sie machte kehrt und lief ein Stück zurück, bevor sie unvermittelt stehenblieb. Offenbar war ihr eingefallen, daß sie nicht ohne Erklärung zurück ins Haus kommen konnte. Sie drehte sich wieder um, sie mußte zum Nachbarn, Essig holen. Unentschlossen ging sie zwei Schritte vorwärts, langsam, zögernd, den Blick auf den Boden gerichtet. Dann machte sie wieder einen Schritt rückwärts, ihre Wangen glühten, der Schnee knirschte unglaublich laut unter ihren Füßen, und sie blieb stehen. Sie hörte ein weiteres Knirschen, dann noch eins und noch eins, und als sie langsam den Kopf hob, sah sie den breiten Rücken des Schmieds.
    Timur zündete sich eine Zigarette an und lächelte. Vielleicht hatte sie keine Brüste, aber sie war schön. Sie war schön wie ein Stück vom Mond. Sie war schön, als wären da immer noch Sterne in seinen Haaren.
    Timur kehrte nicht sofort zurück in die Werkstatt, er ging zum Kaufmann, um sich das einzige Bett zeigen zu lassen, das zum Verkauf stand. Er folgte dem Kaufmann ins Lager, glitt langsam in die Hocke und sah das Gestell lange und aufmerksam an.
    – Möchten Sie es kaufen? fragte der Kaufmann, der ein Geschäft witterte. Seit einem halben Jahr stand dieses Bett nun schon herum. Nahezu alle Bewohner dieser kleinen Stadt schliefen auf dem Boden auf Matratzen oder Sitzkissen oder auf dem Diwan, und selbst von den Reichen schien |288| zur Zeit niemand ein Bett kaufen zu wollen, es gab keinen Anlaß.
    Als Timur nichts erwiderte, fuhr der Kaufmann fort:
    – Werden Sie heiraten? Darf man gratulieren?
    Timur brummte etwas Unverständliches, ohne seinen Blick von dem Bettgestell abzuwenden.
    – Wir können Ihnen natürlich mit dem Preis ein wenig entgegenkommen.
    Der Schmied gab keinen Laut von sich und kniff die Augen leicht zusammen, nickte kurz, dann erhob er sich und umrundete langsam das Gestell. Schließlich sagte er zum Kaufmann:
    – Ja, ich werde heiraten. Im Frühling. Im Frühling, wenn alles grün wird und duftet. Nein, ich werde das Bett nicht kaufen, aber vielen Dank und einen ertragreichen Tag noch.
    Timur ging gut gelaunt in die Werkstatt, es gab viel zu tun, er würde länger bleiben müssen, wenn er heute noch mit dem Bettgestell anfangen wollte. Die Bettpfosten sollten genauso werden wie bei

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