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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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übriges, um die Herren der Schöpfung zu entfesseln. Am Swimmingpool hatte einer der Männer, dessen Hemd bereits offenstand, das kurze Kleidchen eines der Mädchen aufgeknöpft und ihr die Träger über die Schultern gestreift. Wenig später stand sie so, wie Gott sie erschaffen hatte, vor ihm und nestelte an seinem Gürtel herum. Er trug rotweiß gestreifte Boxershorts. Mit einem Schubs stieß er sie in den Pool und sprang hinterher. Sie lachten laut und bespritzten sich wie Kinder mit Wasser. Wenig später folgten zwei andere Pärchen, die sich offenbar animiert fühlten. Und auch der Kollege Ettore Orlandos war ganz eifrig beschäftigt. Sie hatten ihn bis vor einigen Augenblicken noch gesehen, bevor er mit seiner Begleiterin im Haus verschwand.
    Sgubin konnte seinen Blick kaum vom Pool lösen.
    »Schau mal, Chef!« Er hatte sich halb aufgerichtet und zeigte mit ausgestrecktem Arm zum Haus. Laurenti riß ihn zurück aufs Gras. »Ist ja schon gut. Hast du gesehen, Cardotta zeigt seinen Bauch?«
    In der Tat war der Politiker fast gänzlich unbekleidet aus dem Haus getreten, begleitet von einer vollkommen nackten, üppigen Schönheit, die ihn bei weitem überragte. Cardotta hatte ihr einen Arm um die Hüften gelegt, sie ihren um seine Schultern. Er schaute ihr aufs Brustbein, als er mit ihr sprach. Cardotta fuchtelte mit dem linken Arm, zeigte auf einen Platz im Garten, der irgendwo in der Nähe der beiden Polizisten zu liegen schien, und drängte seine Aphrodite in diese Richtung. Ihre hellen Körper waren immer noch gut zu sehen, als sie längst auf die dunkle Wiese getreten waren.
    »Die kommen auf uns zu!« zischte Sgubin.
    »Seh ich selbst!«
    »Ich glaube, die wollen in die Laube!«
    »Welche Laube?«
    »Hinter uns.«
    Cardotta und die Große waren bereits zu nah, als daß Laurenti und Sgubin sich noch hätten verdrücken können. Cardotta lachte nicht mehr, er ging halb hinter seiner Göttin und hielt ihre beiden Brüste mit beiden Händen. Seine Stimme hörte sich heiser an. »Ja! Komm! Geh!« stöhnte er und drängte sie vor sich her.
    »Mach dich klein, Sgubin, und halt die Luft an«, zischte Laurenti.
    Sie drückten sich ins Gras, das Gesicht in die Hände gelegt. Laurenti schielte aus den Augenwinkeln und sah Cardotta nur drei Schritte entfernt mit seiner Göttin vorbeitrampeln. Sie waren zu beschäftigt, um die Polizisten zu bemerken. Eine Hand der Dame hatte sich in Cardottas Slip verirrt. Er grunzte genüßlich und folgte ihr wie ein Hund an der Leine. Dann verschwanden sie in der Laube.
    »Weg hier«, Laurenti hatte einen neuen Busch im Visier, hinter den sie sich schlugen.
    »Hätte nie gedacht«, flüsterte Sgubin nach einer Weile, »daß Herren wie Cardotta sich so in aller Öffentlichkeit benehmen!«
    »Ehrlich gesagt, ich auch nicht.« Laurenti zeigte zum Pool. »Aber er befindet sich in guter Gesellschaft. Schau, dort!«
    Tatjana Drakic half soeben dem Präsidenten der Schiffahrtsvereinigung aus den warmen Beinkleidern. Sie sahen, daß er sich in einem Liegestuhl ausgestreckt hatte, sahen seinen Kopf und seine Brust, dann wurde er durch den Rand des Schwimmbads verdeckt, und dann wieder seine Beine vom Knie an, die er Tatjana entgegenstreckte. Sie zog an den Hosen. Münzen fielen aus einer der Taschen, der Mann winkte lachend ab. Kurz darauf verschwand Tatjanas Kopf hinter dem Beckenrand.
    »Schweine unter sich!« Sgubin fuhr sich über die Stirn.
    »Wo ist eigentlich Tremani? Und sein Gorilla?« fragte Laurenti und zog ihn wieder in die Gegenwart.
    »Das habe ich mich auch schon gefragt. Wahrscheinlich sind sie im Haus.«
    »Hm. Rausgegangen sind sie jedenfalls nicht.«
    »Laurenti?« Endlich hörten sie die Stimme des Questore.
    »Ja?«
    »Wolferer ist auf dem Weg.«
    »Wo war er die ganze Zeit?«
    »Er kommt jetzt, Laurenti. In ein paar Minuten ist er bei euch.«
    »War er im Hotel?«
    »Ja!«
    Die Einsilbigkeit des Questore verwunderte ihn.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Bis später! Ich bin in zehn Minuten wieder im Büro.«
    »Aber Wolferer weiß nichts?«
    »Keine Sorge, Laurenti.«
     
    Laurenti hatte den Posten noch einmal eingebleut, sich ruhig zu verhalten, damit Wolferer sie nicht sah, sollte er endlich eintreffen. »Bald geht es los«, flüsterte er.
    Kurze Zeit später fuhr ein Taxi in die Via dei Porta und hielt hinter dem letzten der geparkten Wagen.
    Wolferer wurde von zwei jungen Frauen begleitet, die ähnlich gekleidet waren wie ihre Kolleginnen im Garten der Villa, bevor das

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