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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Eva Zurbano und Viktor Drakic sehen, die die Gäste begrüßten. Eva Zurbano war elegant gekleidet. Sie trug ein goldenes Collier und einen großen, im Abendlicht glitzernden Stein an ihrer linken Hand, ein diamantbesetztes Armband am rechten Arm.
    Viktor Drakics sandfarbener Armanianzug saß perfekt. Immer wieder begleitete er einen der Gäste persönlich zur Terrasse vor der Villa, wo Spartaco de Kopfersberg ihn übernahm. Anderen wies Drakic nur mit einer flüchtigen Handbewegung den Weg.
    Tremani und sein Schatten Pasquale Esposito kamen in einer der beiden schwarzen Mercedes-Limousinen, die zur Villa gehörten. Sie hatten Eva Zurbano und Viktor Drakic nur flüchtig begrüßt und waren ohne Begleitung zur Terrasse gegangen. Tremani klopfte Spartaco de Kopfersberg auf die Schulter, dann verschwanden sie hinter der Villa, wo die anderen Gäste bereits das erste Glas Champagner in der Hand hielten.
    Laurenti und Sgubin saßen nahe genug, um jedes Wort zu hören und die Gäste zu sehen, deren Namen sie, soweit bekannt, flüsternd über Funk durchgaben. Und sie waren weit genug entfernt, um im Verborgenen zu bleiben.
     
    »Es geht los! Die Party ist eröffnet. Haltet euch bereit.« Als der Questore, der den ganzen Abend in seinen Akten gelesen hatte, Laurentis Stimme erkannte, hob er den Blick von den Papieren. Fossa, der die langen Stunden über mit mattem Blick auf seinem Stuhl schmorte und nur irgendwann etwas auf ein Blatt Papier kritzelte, schaute ebenfalls hoch.
    »In bocca al lupo!« sagte der Questore, der jetzt die Sprechmuschel des Funkgeräts in der Hand hielt.
    »Wer war denn das?« kam es durch den Lautsprecher.
    »Der Chef, du Dummkopf!«
    »Crepi lupo! Danke, Questore. Es wird schon werden.«
    Es war nach einundzwanzig Uhr. Seit einer halben Stunde war kein Wagen mehr gekommen. Laurenti hatte durchgegeben, daß Dr. Otto Wolferer, der »Ehrengast«, noch fehlte. Laurenti fluchte.
    »Weiß jemand, wo Wolferer ist?« fragte er ins Funkgerät.
    Stille.
    Er wiederholte die Frage.
    Immer noch keine Antwort.
    »Ich fragte, ob irgend jemand Wolferer gesehen hat! Antwortet!«
    Es blieb still.
    »Sgubin, wer steht vor dem ›Savoya Palace‹?«
    »Niemand mehr, soweit ich weiß!«
    »Verflucht! Warum nicht?«
    »Sie sind alle hier. Du hast sie abgezogen.«
    »Verdammt! Wir brauchen jemanden in Zivil, der sofort zum ›Savoya‹ fährt und feststellt, ob Wolferer noch dort ist«, zischte Laurenti ins Funkgerät. »Wer ist am nächsten dran?«
    »Wir!« Das war die Stimme des Polizeipräsidenten.
    »Weeer?«
    »Wir, Laurenti. Hier spricht der Questore!«
    »Sie?«
    »Ja, ich, Laurenti, es ist um die Ecke, in fünf Minuten bin ich da.«
    »Ich dachte, Sie seien mit Fossa …« Laurenti verschluckte den Satz.
    »Wir melden uns gleich«, sagte der Questore und hängte ein.
     
    Der Questore war aufgestanden, hatte das Mikrofon eingehängt und den Schalter am Funkgerät ausgeknipst. Er hatte sein Jackett von der Lehne des Stuhls genommen und das tragbare Funkgerät eingeschaltet. Ein kurzes, viertöniges Fiepsen bestätigte, daß es empfangsbereit war. Dann blickte er Fossa an und sagte kurz:
    »Gehen wir!«
    Fossas bisher so gequälter, finster verzweifelter Blick klarte auf. Endlich hatte der Questore wieder mit ihm gesprochen.
    »Ich auch?«
    »Natürlich, und zwar rasch. Wir müssen nachsehen, wo Wolferer steckt.«
    Fossa hatte keine Ahnung, wer dieser Wolferer war. Aber Fossa war froh, daß er endlich etwas zu tun bekam. Alles war besser als dieses Herumsitzen. Er zog seine Uniformjacke an und schaltete das Funkgerät an.
    »Aber ich bin nicht in Zivil«, bemerkte Fossa.
    »Lassen Sie Jacke und Mütze hier, dann denkt man vielleicht, Sie gehörten zur Marine.«
    Es war nicht weit von der Questura zum Hotel »Savoya Palace«, dem alten Kasten an den Rive, gegenüber der Stazione Marittima. Sie waren die Treppe der Questura hinuntergeeilt, durchquerten schnellen Schrittes das Getto, flogen beinahe vorbei an den verrosteten, heruntergelassenen Metallrolläden der Antiquitätengeschäfte, gingen diagonal über die Piazza Unità d’Italia, vorbei an einer Rockband, die an diesem Abend, wie so oft in dieser Saison, den Platz beschallte. Dann standen sie am Empfangstresen des »Savoya«, in dem man den Questore von den zweiwöchentlichen Sitzungen des »Lions Club« gut kannte.
    »Guten Abend, Questore«, begrüßte ihn der Concierge.
    »Guten Abend, Franz. Schauen Sie bitte nach, ob Dr. Otto Wolferer noch auf seinem

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