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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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meine.«
     
    Nicole genoss den bezaubernden Blick vom Ausflugsrestaurant Engelberg beim Weiler Wingreis, ein ehemaliges Hotel, das dem Straßen-und Bahnbau weichen musste und von dem nur ein Flügel übrig geblieben war. Dafür hatte man mit dem Aushub aus dem Straßenbau die Liegewiese aufgeschüttet, auf der sich nun Segler, Windsurfer und Schwimmer einfanden.
    Nicole hatte einen roten Holztisch unter dem Schatten einer Eiche ergattert und nippte an einem Gewürztraminer. Bald schon setzte sich ein Bärtiger mit Schalkaugen zu ihr.
    »Bist aus dem ›Löwen‹ ausgebrochen, Mädchen?«
    »Ich halt’s eben in Zwingern nicht lange aus.«
    »Gut so. Dürfte sich keiner einsperren lassen, weder im Knast noch in seinen Gedanken.«
    »Sie kennen bestimmt alle Leute in der Gegend«, sagte Nicole.
    In einem Schachen wohnen daher die Leute ineinandergepökelt wie Häringe in einer Tonne.
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, erwiderte er, »oder besser nicht. Die Welt braucht Leute wie dich. Was willst du denn wissen?«
    »Glauser.«
    Der Bärtige kicherte. »›Mal im Ernst, Glauser‹, hab ich immer gesagt, ›lass dich von deinen Kumpels nicht dermaßen einwickeln. Es wird noch dein Unglück sein!«
    »Ich würde gern mit ihm reden.«
    »Gib dir keine Mühe. Der Mann ist verschwunden. Abgetaucht. Lässt keinen an sich ran.«
    »Angst oder schlechtes Gewissen?«, fragte Nicole.
    »Keine Ahnung. Über die Motive der Menschen mache ich mir keine Gedanken. Über ihre Taten schon.«
    »Was erzählen Ihnen die Taten?«
    »Einer ist schwer verwundet und reagiert wie ein angegriffenes Tier.«
    »Zieht sich zurück?«
    »Vielleicht.« Er sinnierte und strich sich mit der Linken durch das gelbliche Gestrüpp in seinem Gesicht. »Du verdächtigst den Ernst?«
    Nicole Himmel zuckte mit den Schultern.
    »Gut so. Es gibt da noch ein paar andere …«
     
    »Russen-Mafia, bulgarische Schlepper, albanische Drogenhändler? Das hat er dir wirklich aufgetischt?«, fragte Müller Nicole, als sie beim Abendessen saßen.
    »Er wollte eben mal mit der großen Kelle anrichten.«
    »Oder den Verdacht von Glauser ablenken. Er scheint ihn ja gut zu kennen.«
    »Haben wir denn einen Verdacht?«
    »Keinen konkreten, und ein Motiv fehlt auch, aber aus unseren Überlegungen rauslassen können wir ihn nicht.«
    »Glauser?«, wiederholte Leonie, als sie mit den Getränken kam. »Friedrich Glauser?«
    »Ernst. Aus Twann«, erklärte Heinrich.
    Leonie wurde bleich. »Den kenne ich. Der liefert doch unsern Hauswein!«
    »Was! Wir trinken Wein von der Staatserhaltenden BürgerPartei?« Müller wollte sein Glas ausschütten.
    »Ich glaube nicht«, sagte Leonie. »Er hat Vertriebsverträge mit einigen Produzenten. Überprüf halt die Etiketten!«
    Müller kam ihrer Aufforderung nach.
    »Letzte Woche war er hier«, erinnerte sich Leonie, »wir haben noch über die beiden Ermordeten gesprochen. Dabei hat er mir bei einem Glas von seinem Sekt das Du angeboten.«

Mittwoch, 18.8.2010
    »Ernst Glauser also«, resümierte Bernhard Spring, »kommt in die engere Auswahl. Und er ist verschwunden, sagst du?«
    »Jedenfalls behauptet das eine Art Dorforiginal«, erläuterte Heinrich Müller.
    »Wir werden sehen.«
    Sie fuhren mit dem Dienstwagen zu Glausers Wohnung am Egelsee. Niemand reagierte auf das Klingeln. Erst als der Störfahnder nicht nachließ, öffnete eine ältere Nachbarin die Tür und beklagte sich über die Störung.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Spring, »Sie wissen nicht zufälligerweise, ob Herr Glauser anwesend ist?«
    »Ich habe ihn seit Tagen nicht mehr gesehen«, antwortete sie. »Oh Gott. Hoffentlich liegt er nicht tot in seiner Wohnung!«
    Spring verdrehte die Augen, aber eigentlich war ihm der Gedanke auch schon gekommen.
    Der Kreditkartentrick funktionierte bei dieser Tür nicht, offenbar war sie speziell gesichert. Auch rohe Gewalt brachte wenig, abgesehen davon, dass Springs Schulter schmerzte.
    »Na hören Sie mal!«, empörte sich die Nachbarin.
    »Der darf das«, flüsterte Müller, »der ist Polizist.«
    Worauf sie entrüstet das Feld räumte.
    »Gefahr im Verzug«, sagte Spring und ließ den Techniker kommen.
    Die Wohnung selber fanden sie leer vor.
    »Ohne Durchsuchungsbeschluss dürfen wir nichts mitnehmen«, erklärte Spring, »aber es muss niemand davon wissen, wenn wir uns kurz umschauen und einen Blick in den Computer werfen. Machst du das?«
    Spring fand vor allem Material der SEBP, daneben ein paar Magazine zum Thema »Historische

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