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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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also geringer als diejenigen an einen Winzer«, überlegte Heinrich.
    »Das kann ich nicht abschätzen«, meinte der Weinbauer, »vielleicht war es eher Mitleid mit dem Mann. Nachdem man ihn bereits ausgenommen hatte wie eine Weihnachtsgans, konnte man ihn nicht vollständig fallen lassen. Das hätte viel Lärm erzeugt und einige tote Hunde geweckt. Aber das haben Sie nicht von mir!«
     
    Bernhard Spring hatte sich in der Traube an den Stammtisch gesetzt, der unter die Pergola mit Seesicht gezügelt worden war.
    Er fühlte sich in dieser Gaststätte nicht zu Hause. Weder grüsste man ihn mit seinem Vornamen noch stellte jemand das täglich gleiche Getränk vor ihm auf den Tisch. Es war eine Welt für sich, die Fremden keinen Einlass gewährte. Er beobachtete die eingespielten Gesten und fragte sich, wer das Ganze im Hintergrund steuerte. War es die aufgedonnerte Brünette, die eben im schmalen Durchlass zur Küche verschwand, oder wirkte im Hintergrund ein Kerl, der sich nie blicken ließ? Die Bedienung jedenfalls, die nun einen Ballon Twanner brachte, war es nicht.
    »Es ist nicht so lange her, da durfte man am Bielersee fast nur Chasselas und Pinot Noir anbauen. Heute sind Spezialitäten gefragt. Eine gefreute Entwicklung. Probier mal den Pinot Gris«, sagte der Älteste der Anwesenden, Durchschnittsalter 65.
    Der Störfahnder ging auf die Empfehlung ein und schlürfte genussvoll. »Wunderbar!«
    »Kannst gleich durchprobieren, und wenn du hier nicht genug kriegst, kommst du wieder und gehst ins alte Pfropfhaus, das sie zum Haus des Bielersee Weines umgebaut haben und wo sie die Vinothek ›Viniterra‹ führen. Dort kannst du auch deinen eigenen Rebstock kaufen.«
    »So wie man eine Kuh auf der Alp für einen Sommer mieten kann?«
    »Genau. Aber der Stock gehört dir. Glaub ich jedenfalls.«
    »Und jetzt sind alle zufrieden?«, fragte der Störfahnder.
    »Fast alle«, krächzte der Glatzköpfige, der sich als Erwin vorstellte.
    »Wieso fast?«
    Erwin senkte die Stimme: »Die Wirte vermuten jedes Mal, man wolle ihr Einkommen schmälern. Eigenverkauf der Winzer, Pfropfhaus, Rauchverbot. Immer wird gejammert.«
    »Aber jeder bleibt beim alten Trott und glaubt, die Gäste kämen von selber.«
    »Dagegen haben ja die SEBP-Leute richtig gute Ideen«, sagte Spring, und alle wurden einen Tick vorsichtiger.
    »Wenn du Reichtum durch Prostitution und Import rätselhafter Güter als gute Ideen bezeichnest …«, meinte Erwin.
    »Spielen wir mit offenen Karten«, vermeldete der Störfahnder und stellte sich vor.
    »Ja, dann«, sagte der Ältere, »müssen Sie halt fragen, was Sie wissen müssen.«
    »Bleiben wir beim Du«, wandte Spring ein und bestellte noch eine Flasche vom Besseren für die Runde. »Was mich wundert: Wenn die beiden, die du vorhin angesprochen hast, nennen wir sie beim Namen, Huber und Eckstein, wenn die Dreck am Stecken haben …«
    »Das habe ich nicht gesagt«, intervenierte Erwin.
    »Aber gemeint«, sagte sein Nachbar.
    »… weshalb sind denn Welsch und Knecht ermordet worden?«
    »Sie meinen«, zögerte Erwin, »… du meinst, die hängen alle mit drin?«
    »Sag du’s mir!«
    »Die Viererbande«, erklärte der Ältere, »ja, die vier waren schon als Jugendliche unzertrennlich.« Sie wiesen eine Ähnlichkeit auf, die sich keineswegs in Äußerlichkeiten erschöpfte. Es steckte mehr dahinter. Es war dieselbe Kategorie, der die beiden angehörten – der Kategorie der Täter.
    »Und Ernst Glauser?«
    »Das fünfte Rad am Wagen. Ist immer mitgelaufen, hat die Brosamen gekriegt. Reich geworden sind die andern.«
    »Wieso Welsch und Knecht?«, fragte Spring noch einmal.
    »Vielleicht kommen die andern beiden noch dran«, meinte Erwin.
    »Es ist also keine politische Tat?«, stellte der Dritte fest.
    Spring erklärte: »Aus politischen Gründen werden keine Randfiguren umgebracht. Aber im persönlichen Umfeld können tiefe Verletzungen vorhanden sein, die jemanden dermaßen kränken, dass er überreagiert.«
    »Sich Frauen ausspannen.« Erwin leckte die Lippen.
    »Was du ja nicht geschafft hast«, spottete der Älteste. »Unter den vier eher nicht«, sagte er dann. »Ich glaube sogar, der Eckstein ist Single, und Huber hat seine Dirnchen. Welsch war verheiratet mit einem Mauerblümchen, und Knecht muss eine unnahbare Diva in der Stadt aushalten … Sagt man.«
    »Und Glauser?«
    »Ach der«, seufzte der Mann, »hat ab und zu ausgetragen, was bei Huber vom Tisch gefallen ist. Wenn du weißt, was ich

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