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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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Nebenverdienst, ich habe bloß so gesagt. Ich habe das Geld woanders her, es ist eine umständliche Geschichte, und ich weiß auch nicht, ob Sie mir das überhaupt glauben werden, ich habe es auch noch keinem Menschen erzählt.«
    Der Vorsteher nickt kummervoll. »Kann mir schon denken. – Jaja, das alte Lied!«
    Knittel stutzt: »Wieso?«
    Er bekommt keine Antwort. Der Vorsteher putzt den Kneifer. »Sie können gehen.«
    Knittel will noch etwas sagen. Der Vorsteher wiederholt: »Sie können jetzt gehen!« Und greift zum Telephon.
    Als Knittel das Vorzimmer durchquert, sieht man heimlich hinter ihm her. Und als er durch das nächste Zimmer kommt, tritt jemand auf ihn zu und nimmt ihm die Diensttasche ab. – Revision.
    Knittel muß lächeln. Revision? Dann kann ihm nichts passieren. Damit ist die Sache wundervoll auf ein totes Geleise gelaufen. Als ob ausgerechnet er das nötig hätte, sich an dummen Gasgeldern zu vergreifen! Im Gegenteil, es wird sich herausstellen, daß er wiederholt kleinere Beträge vorgelegt hat, die ihm noch gar nicht bezahlt waren.
    Gerade das wird ihm zum Verhängnis. Das hat man noch nicht gehabt, man weiß nur, daß es nicht in Ordnung ist. Dieser Mann fängt an, unheimlich zu werden! Wie kommt er an das Geld? Und warum lügt er?
    Das Vereinigte Gaswerk zerbricht sich eine Woche lang den Kopf und kommt schließlich dahinter: Der Mann ist ein Rätsel. Ist das Gaswerk dazu da, Rätsel zu lösen? Die Frage wird einstimmig verneint. Für Rätsel ist das Gaswerk nicht zuständig. Wer ist zuständig? Es gibt eine Stelle, die immer zuständig ist, sie ist das staatlich eingerichtete Mädchen für alles.
    Infolgedessen gehen die Akten von der Gasanstalt an die Polizei ›zur gefl. Kenntnisnahme und evtl. weiteren Ermittlung‹.
    ***
    Eines Morgens gegen sieben, als Erika den Kaffee macht und Knittel sich im Schlafzimmer rasiert und schöne ausgeschlafene Gedanken hat, glaubt er, in der Küche eine Männerstimme zu hören. Übrigens sind es zwei, und Erika scheint sich aufzuregen und hat einen merkwürdig hohen Tonfall: »Große Ausgaben? Sie sind wohl nicht ganz! Wovon denn?«
    Da vergisst Knittel, daß er in Hemd und Hosenträgern steht, und kommt in die Küche. Er findet zwei wichtige Herren, einen großen Gemütvollen und einen kleinen Scharfen, beide haben Lodenmäntel und militärisch geschnittenes Haar und zeigen unter dem Rockaufschlag ihre Erkennungsmarke. Knittel meistert seine Angst und wird witzig: »Meine Herren, wenn es so früh klingelt, dann weiß man ja, daß es nicht der Briefträger ist. Womit kann ich dienen?«
    Erika ist außer sich und hantiert sinnlos mit dem Wasserkessel. »Denk mal, Manne, die wollen hier alles nachsehen, wir hätten Geld im Haus, so ein Quatsch!«
    »Warum hast du mich nicht gerufen?«
    »Die wollten das nicht, die wollten mich erst mal allein haben.« Die beiden Herren wenden sich zu Knittel und nehmen ihn zwischen sich. »Sie bestreiten also ebenfalls, daß Sie über größere Geldmittel verfügen?«
    »Ein Beamter und am Siebenundzwanzigsten!« höhnt Erika.
    »Ich bestreite gar nichts.« Knittel sieht, daß es keinen Zweck hat, und holt aus dem Küchenschrank die Kassette. »Meine Frau weiß nämlich nichts von dem Geld.« Aber als er öffnen soll, sagt er kleinlaut: »Erika, gib doch mal den Schlüssel.«
    Die Beamten durchwühlen den Inhalt und zählen die Päckchen.
    »Wie viel haben Sie davon schon verbraucht?«
    »Kaum.«
    »So! Und was ist das? Und das? Und das?« Sie holen leere Banderolenstreifchen hervor, eins nach dem anderen, halten sie Knittel unter die Augen und addieren und überschlagen. »Das ist ja ein dolles Ding!« Und überrumpeln Knittel mit der Frage: »Wo haben Sie das her?«
    Knittel ist vorbereitet und versucht diesmal eine neue Taktik. »Darauf gebe ich keine Antwort.«
    Den Herren im Loden bleibt der Verstand stehen. Daß sie belogen werden nach Strich und Faden, darauf sind sie eingearbeitet, es ist ihr tägliches Brot. Aber daß ein Angeklagter sich weigert, ihnen Rede und Antwort zu stehen, das ist geradezu Beamtenbeleidigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt. Der große Gutmütige setzt sich keuchend auf Knittels Wachstuchsofa. Der kleine Scharfe läuft im Zimmer herum und nimmt den Kampf mit Knittel auf. »Sie, wissen Sie, was das ist, das ist eine Frechheit!«
    »Nein, das ist ein Prinzip!« beharrt Knittel. »Und das fechte ich durch! Als Beschuldigter brauche ich keine Aussage zu machen, ich habe mich informiert,

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