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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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erörtern überlässt man dem Gegner. Mit Siehste-hättste-wärste-kannste kann man geräuschvoll, wenn auch unfruchtbar, das Leben und die Weltgeschichte rückwärts korrigieren bis auf Adam und Eva und den Apfel.
    Bei Knittel kommt es nicht soweit. Er gibt plötzlich keine Antwort mehr und läßt seine Erika ins Leere reden, er krempelt die Hemdsärmel herunter und zieht seinen Rock an, nimmt Hut und Mantel vom Haken und geht.
    »Hermann! – Manne, wo willst du hin?«
    ***
    Knittel steht wieder vor dem Bankgebäude und wird von den blanken Bronzebuchstaben geblendet, in denen sich die Sonne spiegelt. In der Drehtür überlegt er noch einmal, ob er es tun soll; aber schon setzt sie sich in Bewegung, tritt ihm auf die Hacken und schleust ihn hinein in den Kassensaal. Unsicher geht er über das geschliffene Marmorparkett und sucht den Schalter ›Auskunft‹.
    Er hat es sich genau zurechtgelegt, er will sich nicht lächerlich machen.
    »Sie wünschen?«
    »Ich habe bei Ihnen am siebzehnten Mai vormittags gegen zehn Uhr vierzig einen Scheck eingelöst – mein Name ist Knittel, Hermann Knittel – können Sie mir sagen, von wem der Scheck ausgestellt war?«
    »Das muß doch drauf gestanden haben.«
    Knittel ist vorbereitet. »Die Unterschrift war nicht zu lesen, das ist ja immer so.«
    »Aber Sie wissen doch, von wem Sie den Scheck bekommen haben.«
    Knittel hat auch darauf eine Antwort: »Der hat sich natürlich vorgestellt, aber das kann man ja nie verstehen.«
    Der Beamte bedauert: »Mein Herr, wie denken Sie sich das, wir können doch unmöglich die Schecks unserer sämtlichen Kunden durchsehen.«
    Knittel läßt sich nicht abwimmeln. »Das ist mir egal, ich muß das wissen, und wenn Sie eine anständige Bank sind –«
    »War es denn ein höherer Betrag?«
    Knittel tut von oben herab: »Nicht besonders. Zehntausend.«
    »Zehntausend Mark?« Der Beamte stutzt. »Und da wissen Sie nicht, wer Ihnen den Scheck gegeben hat, das ist aber sehr – Augenblick mal!«
    Der Beamte verschwindet. Irgendwo wird geflüstert, und dann kommt ein Bankdiener und führt Knittel in einen schmalen, nüchternen Raum. »Wollen der Herr bitte warten.« Der Diener wartet mit.
    Dem Knittel wird die Sache unheimlich, er möchte wieder fort, aber der Diener steht in der Tür und geht nicht beiseite. »Bitte der Herr sich zu gedulden.«
    Knittel setzt sich wieder hin und versucht zu lesen, auf dem runden Tisch liegen Jahresberichte, Bilanzen und Prospekte. Dann beginnt er mit dem Diener ein unbefangenes Gespräch über das Wetter. Der Diener antwortet mit: Jawohl, mein Herr. Ich weiß es nicht, mein Herr.
    Schließlich kommt jemand. Es ist ein zweiter Bankdiener, größer als der erste und mit mehr Schnüren und sehr viel freundlicher. »Der Herr Direktor läßt bitten!«
    Knittel wird durch eine Flucht von Türen in ein anderes Zimmer geleitet. Es hat üppige Eichentäfelung, einen echten Teppich und Polstertüren; in der Mitte steht ein Konferenztisch mit Schreibmappen und Ledersesseln. Hier muß er wiederum warten; dann erscheint aus dem anstoßenden Zimmer ein dunkel gestreifter Herr, nötigt ihn in einen Sessel und setzt sich ihm gegenüber. Man habe den Scheck gefunden und mit dem Kontoinhaber telephoniert, die Sache sei selbstverständlich in Ordnung.
    Was heißt in Ordnung? Knittel wird vorsichtig frech. Er habe jetzt lange genug gewartet, und er wolle endlich den Namen wissen.
    Der gestreifte Herr windet sich, er bittet um Entschuldigung und bedauert unendlich, aber den Namen des Kunden könne er ihm leider nicht nennen.
    »Wie, was, den wissen Sie nicht? Sie sagen doch, Sie haben gerade mit ihm telephoniert?«
    »Ganz recht, aber er hat mich ausdrücklich gebeten –«
    »So, Sie dürfen nicht?« Das ist ein schlechtes Zeichen. Knittel hatte immer noch gehofft, die Sache könne sich als harmlos herausstellen. Er dämpft die Stimme. »Herr Bankdirektor, können Sie mir nicht wenigstens eine Andeutung machen? Mal ganz unter uns, was ist das für ein Mann, ich meine, ist das sonst ein anständiger Mensch?«
    Der dunkel Gestreifte lächelt gläsern. »Die Kunden unserer Bank, mein Herr, sind lauter anständige Menschen.«
    »Ihre Bank in Ehren, aber daß dieser Mensch mit allen Mitteln seinen Namen verheimlicht, wo er mir einen Scheck von zehntausend Mark gegeben hat, das müßte Ihnen immerhin zu denken geben!«
    Knittel irrt. Es ist nicht die Aufgabe einer Bank, zu denken, sondern Geld zu bewegen. Wozu es geschieht, was mit dem

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