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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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Hundertmarkschein, auf dem mit zierlicher Damenhandschrift geschrieben stand: Für diesen gab ich meine Unschuld. Der Schein wurde seit Jahren aufbewahrt und als sittengeschichtliches Dokument gezeigt und bewundert. Der Amtsrichter knüpfte daran juristische Erörterungen, der Aktuar machte die dazugehörigen einschlägigen Witze, die Referendare waren erschüttert. Ich war anderer Ansicht. Ich bin immer anderer Ansicht. Erstens: Eine junge Dame tut so was nicht. Zweitens: Wenn sie es tut, gibt sie es nicht schriftlich. Und drittens: Wohin sollte es führen, wenn es alle täten und die Hundertmarkscheine als Beichtzettel missbrauchten? Da müßte man das Format erheblich vergrößern.
    Das ist gerade das Schöne am Geld, daß ihm niemand ansieht, was es schon alles getan hat. Es riecht nicht, es verrät nicht, und hat doch seine Geschichte. – Für Geld kann man alles haben, Dinge und Menschen. Nur die Preise sind verschieden.
    Meine Großmutter war eine tüchtige Frau, sie rechnete folgendermaßen: Einen Taler ausgeben oder nicht ausgeben, macht einen Unterschied von zwei Talern. Ich glaube nicht, daß dieser Satz einer exakten mathematischen Prüfung standhält. Aber es hat sich praktisch bewährt, meine Großmutter hat danach gehandelt und es zu etwas gebracht.
    Überhaupt hat das Geld seine eigenen arithmetischen Gesetze. Geld, das man hat, ist weniger wert als Geld, das einem fehlt. Zehn Pfennig, die man besitzt, reichen für zwei Zigaretten oder eine Kurzstrecke auf der Straßenbahn. Gerade eine Zeitung kann man sich dafür kaufen. Aber zehn Pfennig, die fehlen, können einen zur Verzweiflung treiben. Ich wollte einmal den Rest meines Geldes umsetzen und hatte mir eine Zeche bis zum letzten Pfennig einschließlich Steuer und Bedienung ausgerechnet. Es kam genau so. Als ich bezahlen wollte, rollte mir ein Groschen unter den Tisch und ließ sich nicht finden. Eine Viertelstunde lang bin ich wie ein Dackel herumgekrochen und habe ihn schließlich gefunden, aber ich kann nicht genau sagen, ob es wirklich mein Groschen war, solange habe ich gesucht. Was wäre geworden, wenn ich ihn nicht gefunden hätte? Noch heute bekomme ich einen roten Kopf.
    Zehn Pfennig nicht zahlen können ist lächerlich. Zehn Mark Schulden ist peinlich. Von zehntausend Mark an wird es standesgemäß. Von zehn Millionen ab ist es Genialität.
    Es ist schicksalbestimmend, wie man im Leben sein erstes Geld verdient. Bei mir insofern, als ich es nur beinahe verdient habe. Das beinahe verdiente Geld verfolgt mich durchs Leben.
    Ich war ein kleiner Knirps. Mein Vater hielt mich für intelligent und veranstaltete zwischen mir und einem gleichaltrigen Jungen einen Wettbewerb. Intelligenzprüfung würde man heute sagen. Er gab uns eine karierte Kaffeedecke und setzte einen Preis von fünfzig Pfennig aus für den, der am schnellsten die Zahl der Felder feststellte. Der andere fing sogleich mühsam zu zählen an, hübsch der Reihe nach und tupfte mit den Fingern Reihe für Reihe ab und wurde blaß vor Anstrengung und Gier. Ich meinerseits machte ein süffisantes Gesicht, zählte eine Längsreihe und eine Querreihe und multiplizierte. Ich brauchte ein Viertel der Zeit, und daß ich dennoch zweiter Sieger blieb, lag nur daran, daß ich zwar geistreich, aber falsch gerechnet hatte, während der andere mühsam, aber richtig zählte. Er ist ein seriöser Geschäftsmann geworden mit Villa und Auto. Ich nur ein fröhlicher Schreiber, meine Autos haben meine Freunde. Aber heute ist es umgekehrt wie damals. Heute rechnet er, und ich – »zähle«.
    Geld hat man nicht, aber man kann ruhig darüber sprechen.
Man soll es nicht tun
    Man soll sich nicht ärgern. Auch dann nicht.
    Ärger ist Zeitverschwendung, Kraftvergeudung. Er sollte durch Notverordnung verboten werden. Außerdem schadet er dem Teint.
    Ärger ist unfruchtbar. Er vollbringt keine Leistungen, sondern zerstört: Stimmung, Freundschaft, Geschäft.
    Wer sich ärgert, wirkt keineswegs imponierend, erregt nicht einmal Mitleid. Er wirkt höchstens komisch.
    Man ärgert sich trotzdem. Nun erst recht.
    Es gibt Leute, die ärgern sich nie. Ihnen fehlt das Organ dazu. Es gibt auch Leute, die ärgern sich immerfort. Ihnen ist Ärger Lebensbedürfnis; sie merken es gar nicht mehr.
    Der normale Mensch ärgert sich nur zuweilen. Dann aber gründlich. Er weiß, daß man sich nicht ärgern soll. Er tut es trotzdem, und das ist wiederum das Ärgerliche. So erhebt sich der Ärger ins Quadrat.
    Wohin mit dem

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