Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
Vom Netzwerk:
unwiderstehlichen Drang gehorchte. Und ließ ihn gewähren. Lieber richtige Lösungen mit Päng als den pänglosen Unsinn, den die andern schrieben.
    Im Grunde genommen: Es war kein Tick von ihm, kein unwiderstehlicher Drang. Sondern Trotz. Ein Stück Revolution.
    Im Grunde genommen: Die Schule glaubte auch gar nicht an einen Tick. Sie tat nur so. Sie war die Klügere. Päng.
Vom Gelde
    Geld hat man, aber man spricht nicht darüber. Sprechen wir also vom Geld.
    Geld ist weder eine Tugend noch ein Laster. Aber es macht Spaß. Vielleicht weniger der Besitz als das Reichwerden. Die Reichen haben das hinter sich und sind zu bedauern. Mir steht die Freude noch bevor, und auf diese Freude freue ich mich schon heute.
    Aller Reichtum fängt klein an. Auch die Milliarde besteht aus Pfennigen. Man braucht nicht einmal zu arbeiten, man kann es der Logarithmentafel überlassen, wenn man lange genug wartet. Ein dummer dreckiger Kupferpfennig, zu vier Prozent auf Zinseszins gelegt, ist in hundert Jahren rund eine halbe Mark, in zweihundert Jahren fünfundzwanzig Mark, die Summe verfünfzigfacht sich mit jedem Jahrhundert und ist nach tausend Jahren bereits eine achtzehnstellige Zahl. Schade, daß Karl der Große, anstatt sich mit den Sachsen herumzuärgern, nicht den Zinseszins-Pfennig angelegt hat; heute könnten wir die ganze Welt kaufen und Speck und Butter dazu. Vielleicht hole ich das Versäumte nach, dann ist es in tausend Jahren soweit, und ich werde rückwirkend ein großer Mann. Hoffentlich hält die Städtische Sparkasse durch.
    Geld ist ein geselliges Wesen. Man trifft es entweder haufenweise oder gar nicht. So kommt es auch ein, entweder unerwartet plötzlich von mehreren Seiten, oder es bleibt hartnäckig von allen Seiten aus, wie auf Grund einer Verschwörung. So entstehen in unserem Leben Berge und Täler, manchmal auch Tiefebenen. Bei den Festbesoldeten wird der Lebensrhythmus vom Kalender besorgt; ihr Berg fängt am Ersten an und dauert etwa bis zum Zwanzigsten. Oder bis zum Zweiten.
    Kein Geld haben ist kostspielig. Es kostet Verzugsstrafen, Zinszuschläge, Gerichtskosten, Sperrgebühren. Es ist ein Luxus, den sich eigentlich nur die Reichen gestatten könnten. Überall wird KeingeldHaben mit Geldstrafe belegt. Und das von Rechts wegen. Sonst würde dieser Zustand noch beliebter, als er ohnehin ist.
    In der Tat gibt man das meiste Geld mit dem Bezahlen aus. Am Ersten bekommen viele Leute ihr Geld, aber alle Leute ihre Rechnungen. Man erkennt die Briefe von außen, und wenn man Lebenskünstler ist, macht man sie morgens nicht auf. Warum den schönen Tag gleich mit Ärger beginnen? Am Abend tut man es auch nicht. Man möchte wenigstens gut schlafen. Am nächsten Tag der nämliche Grund und das nämliche Spiel, bis der Brief schließlich unter die alten Zeitungen gerät oder sonst wie verschwindet. Das ist der wahre Grund, warum so wenig bezahlt wird. Weil wir alle Lebenskünstler sind.
    ***
    Zeit ist Geld. Aber die Gleichung stimmt nicht. Die Leute mit viel Zeit haben kein Geld, und die Reichen sind eilig.
    Wenn ich reich wäre, würde ich eine neue Art von Protzerei einführen: Ich würde Zeit verschwenden. Zum Beispiel ganz langsam Auto fahren. Oder zu Fuß gehen. Übrigens kann ich das auch so, dazu brauche ich nicht erst reich zu werden. Das beruhigt mich ungeheuer.
    Wenn ich reich wäre, dann würde ich – ja dann gäbe es noch sehr viel ›würde‹. Es ist ein amüsantes Gedankenspiel, das man mit sich treiben kann, und auch psychologisch aufschlussreich. An den Luftschlössern, die man baut, erkennt man sein Ich und schaut tief in seine Seele.
    Den Reichen sind solche Gedankenspiele versagt, sie haben die Wirklichkeit oder höchstens Luftschlösser mit umgekehrten Vorzeichen. Was würde man tun, wenn man arm wäre? Ich weiß nicht, ob sie sich mit dieser Frage beschäftigen. Vielleicht haben sie keine Zeit dazu, oder keine Phantasie.
    Um Geld schwebt ein Geheimnis. Niemand läßt sich gern in die Karten gucken, noch weniger aber ins Portemonnaie oder in den Bankauszug. Alles, nur das nicht! Vielleicht ist es ein dunkler Instinkt. Vielleicht auch Scham, bei dem einen, weil er zuviel, bei dem anderen, weil er zuwenig hat. Es wird auch, wenn wir von der Liebe absehen, nirgends soviel geflunkert als mit dem Geld. Die einen tun reich, um zu imponieren, die anderen arm, um vorzubeugen. Familienväter wissen, was ich meine.
    Als ich Referendar in Ürdingen war, zeigte mir der Kassenbeamte einen

Weitere Kostenlose Bücher