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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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Schmitz, wat sagen Sie dazu?
    Gut, dat wir jetzt so einen haben! sagt die liebe Frau Schmitz. Da wird den Pipenbrinks auch mal auf die Finger gesehen! – Ach, guten Tag, Herr Pipenbrink.
    Gut, dat wir so einen haben, sagt Pipenbrink, den Ostermanns tu ich dat gönnen.
    Jott sei Dank, dat wir so einen haben, meint Ostermann, und in dem Palm sein Haut möcht ich nit –
    Plötzlich verstummen die Leute und drücken sich in ihre Häuser. Denn die Straße heraufkommt Wachtmeister Willi Derendorf, zusammen mit Max, dem Polizeihund, und geht seine erste Runde. Und sieht auf der Straße ein junges Mädchen – oder ist es eine junge Dame? – jedenfalls von gefährlicher Schönheit und mit einem Rucksack. Das fällt Derendorf auf: »Ach, Fräulein, Moment mal, was haben Sie im Rucksack?«
    Lilo lächelt ihm in die Augen: »Tabak, Herr Wachtmeister, holländischer Tabak.«
    »Gut, daß Sie es ehrlich sagen!« Und er öffnet die Schnallen und Schnüre und greift in den Rucksack und zieht mit schmerzlich verzogenem Gesicht einen fauchenden Angorakater hervor. Klemmt das Tier unter den Arm und sucht weiter, aber der Rucksack ist schlaff und leer. Derendorf packt das Tier wieder hinein und tupft sich das Blut von seiner zerkratzten Hand: »Warum haben Sie mich belogen?«
    »Weil es Ihr Beruf ist, Herr Wachtmeister.«
    ***
    Derendorf kommt an das Ufer des Flusses. Eine kurze Kaimauer führt steil hinab zum Wasser, in dem Strohhalme und eine tote Katze kreisen. Auf dem rostigen Geländer turnen Kinder und üben Handstand.
    »Kommt weg da!« ruft Derendorf besorgt.
    Die Kinder lachen. Und als Derendorf schweren Schritts auf die Landungsbrücke kommt, ziehen sie sich auf das äußerste Ende zurück und balancieren über den Ponton.
    »Ihr fallt noch mal ins Wasser!« warnt Derendorf. Da stürzen sich die Kinder johlend in den Fluss und schwimmen hinab bis zur Anlegestelle der Seilfähre.
    In der Mitte des Stroms zieht eine Kette von Lastkähnen; sie sind aus einer anderen Welt und übersehen schweigend die unbedeutende Ortschaft mit ihrer Fassade aus schmalgiebligen Häusern, dem alten Hungerturm, den Platanen am Ufer und dem neuen Gendarmeriewachtmeister.
    Derendorf marschiert über das kugelige Pflaster landeinwärts. Neben den schmalen Haustüren sonnen sich die Katzen, springen mühelos auf die niedrigen Fensterbänke und sehen Derendorf mißtrauisch an. Er kommt an halbgeöffneten Toren vorbei; in den Höfen stehen Fässer und verrostete Fahrräder, und Enten setzen sich in Wasserlachen. Dann rücken die Häuser auseinander, werden ausdruckslos und modern: billige Villen, eine Tankstelle, vereinzelte, graue Vorstadtkästen, die sich hierher verirrt und mit ihren öden Brandmauern noch keinen Anschluss gefunden haben.
    Derendorf stößt auf ein halbfertiges Haus. Auf den Stufen sitzt eine alte Frau und stopft mit runzligen Fingern einen Wollsocken, den sie über eine Flasche gezogen hat.
    »Nun, Mütterchen«, fragt Derendorf freundlich, »was wird denn hier Schönes gebaut?«
    Die Frau stopft weiter, und Derendorf sieht zu, wie sie die Nadel, auf und ab, durch die unordentlichen Fäden steuert. Ein leiser Wind weht der Frau eine weiße Strähne ins Gesicht, zieht durch das hohle Haus und rührt an den Schnittblumen, die sich in die Zimmer genistet haben. Und in einem der Fensterdurchbrüche klappert leise eine rostige Kelle. – »Wir warten auf die Steine«, murmelt das Mütterchen, »sie sagen, es gibt keine mehr. Wir sind nämlich Flüchtlinge.«
    Und nun sieht Derendorf hinter der zertrampelten Wiese auch die Baracke mit den zerbrochenen Fenstern, aus denen schief die Ofenrohre ragen, und mit dem Dach aus zerfetzter Teerpappe. Frauen kochen im Freien und hängen Wäsche auf den Drahtzaun, und traurige Kinder spielen im Gerümpel.
    Und dann kommt der Flüchtlingsobmann über die Wiese, mustert Derendorf und den Hund: »Was wollen Sie hier?«
    Derendorf geht schweigend davon.
    Das Mütterchen sieht ihm nach: »Vielleicht tut er uns helfen.«
    Der Flüchtlingsobmann spuckt geringschätzig ins Gras.
    An der nächsten Straßenecke wird Derendorf aus seinen Gedanken geweckt durch das Kollern und Knirschen einer Betonmischmaschine. Der Boden ist ausgeschachtet. An der Seitenwand eines stattlichen Hauses ragen Gerüste.
    »Was baut ihr hier?« wendet sich Derendorf an einen Handlanger, der Mörtel in eine Molle schaufelt.
    »En Anbau.«
    »Mit nem Wintergarten«, sagt ein anderer und lädt sich die Molle auf die

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