Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
Vom Netzwerk:
auf der Landstraße breit. Derendorf versucht, ihn zu überholen. Aber der Lastwagen pendelt nach links und drängt Derendorf gegen die Bäume. Derendorf bremst, daß das Hinterrad schleift und überholt in kühnem Vorpreschen den Wagen nunmehr von rechts. Hebt gebietend die Hand. Aber der Lastwagen brummt mit breiter, bebender Schnauze drohend auf ihn zu, und das Gesicht des Schulfreundes grinst unverschämt durch die Scheibe. Derendorf entkommt mit knapper Not, stößt weiter vor, scheint plötzlich die Flucht zu ergreifen und entschwindet in einer Kurve.
    »Dem ist der Schreck in die Knochen gefahren!« lacht der Schulfreund und steckt dem Fahrer eine Zigarette zwischen die Lippen. Sie kommen an einen Bahnübergang, da senken sich mit hastigem Geläut die Schranken über die Straße. Und an dem Kurbeltrieb steht triumphierend Derendorf, hört nicht auf die Proteste des Schrankenwärters, sondern kurbelt unbeirrt weiter, bis die Schranken auf die Stützen schlagen.
    Der Diesel hat schnaufend angehalten. Aus dem Fenster des Führerhauses kommt der Kopf des Schulfreundes: »Mensch, Willi! Da biste ja wieder! Kannste dich so schwer trennen von mir?«
    »Was haben Sie geladen?«
    »Ein bißchen Reiseproviant, das siehste doch!« witzelt der Schulfreund. »War ja auch ein weiter Weg zu dir.«
    »Bitte, Ihre Transportbescheinigung!«
    »Transportbescheinigung?« Der Schulfreund sieht ihn verblüfft an. »Gibt es so was – unter guten Freunden?«
    »Wenden Sie und folgen Sie mir!«
    Der Schulfreund sieht, daß er so nicht weiterkommt und wird ebenfalls ernst: »Willi, ich bin dir nich mal böse. Du bist Beamter und tust deine Pflicht. Dafür kriegste dein Geld. Aber das kriegste so oder so an jedem Monatsende. Was haste nun davon, wenn du meine Kartoffeln festhältst. Aber ich bin freier Kaufmann und kriege mein Geld nur, wenn ich die Dinger nach Hause bringe. Und nun sei mal großzügig zu nem armen Händler. Ich war ja auch nicht kleinlich zu dir, nicht wahr?« sagt der Schulfreund mit Betonung. Und dann beiläufig: »Vielleicht kannste mir auch sagen, wie spät es ist.«
    Derendorf schnallt schweigend die Uhr ab und reicht sie hinauf: »Wenn Sie mir nicht folgen, muß ich Sie festnehmen!«
    Der Schulfreund nimmt die Uhr nicht, sondern lehnt sich breit und unverschämt ins Fenster: »Festnehmen, Herr Wachtmeister? Gut, daß Sie darauf zu sprechen kommen. Ich würd mir das an Ihrer Stelle gründlich überlegen. Wenn Sie mich hochgehen lassen, dann muß ich doch eine Aussage machen, nicht wahr? Und wenn ich eine Aussage mache, dann muß ich doch alles sagen, nicht wahr? Alles, was mit der Sache zu tun hat! Auch das mit der Uhr, die Sie sich von mir haben geben lassen, nicht wahr? Und das wäre doch unangenehm. Ich meine: für den, der sie angenommen hat.«
    Derendorf ist erschlagen von so viel Niedertracht: »Die Uhr haben Sie mir geliehen. Weil wir Schulfreunde waren!« Aber er merkt selbst, wie dünn es klingt.
    Und der Schulfreund lacht lautlos: »Schulfreund is gut! Wo sind Sie überhaupt auf die Schule gegangen, Herr Wachtmeister?«
    Derendorf sieht, daß er in die Schlinge geraten ist. Er sagt nichts, steigt vom Trittbrett und gibt dem Diesel das Zeichen zur Weiterfahrt. Der Lastwagen prustet eine Rauchwolke aus und rumpelt mit den Kartoffeln über den Bahnübergang.
     – Auf der Wachstube empfangen Derendorf die neugierigen Augen seiner Hilfsbeamten. Aber er sagt nichts, sondern breitet auf dem Schreibtisch eine Landkarte aus, mißt mit dem Lineal eine Strecke ab, geht dann ans Telefon, wählt, wartet, meldet sich dann und gibt durch: »In etwa zwei Minuten durchfährt Ihre Ortschaft ein Dreitonner Diesel mit schwarzen Kartoffeln.«
    Die Beamten auf dem anderen Gendarmerieposten schnallen um. – »Warum hat der Derendorf den nicht selber festgehalten?« wundert sich einer und nimmt die Winkkelle vom Schrank. – »Vielleicht will er uns auch etwas zukommen lassen!« Die Beamten sehen sich an. Und einer von ihnen zieht aus der Schreibtischschublade ein Säckchen: »Ist also doch ein anständiger Kamerad, der Derendorf.«
    Als der Lastwagen die Ortschaft durchfährt, hebt sich gebietend eine Winkkelle.
    »Bitte, Ihre Papiere!«
    Der Schulfreund sieht das Säckchen unter dem Arm des einen Beamten: »Wird gemacht!« Klettert auf die Ladefläche und schaufelt das Säckchen voll Kartoffeln.
    Auch gute Taten wirken als Beispiel. Während der Lastwagen über die Landstraßen rollt, meldet das Telefon von

Weitere Kostenlose Bücher