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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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steht. Ich bitte um Vorschläge, wer von uns im Wahlgang den Vorsitz machen soll. – Oder soll ich das am besten selber machen?«
    Die Gemeinderäte nicken mit den Köpfen.
    »Ist jemand gegen mich? – Einstimmig angenommen, ich mach den Vorsitz.«
    Die Gemeinderäte nicken mit den Köpfen.
    »Und nun müßt ihr auch was sagen. Kann nicht einer mal was reden?«
    Die Gemeinderäte nicken mit den Köpfen.
    »Es muß aber doch mal einer eine Meinung äußern. Wie sieht dat denn sonst im Protokoll aus.«
    Die Gemeinderäte nicken mit den Köpfen.
    Der Bürgermeister wendet sich an den Greis mit wallendem Bart: »Nun sagt Ihr doch mal wat!«
    Der Greis bleibt sitzen: »Enä, ich möcht mich nicht festlegen. Damit bin ich schon einmal ereingefallen.«
    Der Bürgermeister wendet sich an einen dicken Ökonomen zu seiner Linken: »Oder sag du mal wat, Hannes! Irgend wat, ist ja egal.«
    Der Ökonom winkt ungeduldig ab: »Nun macht schon voran. Ich muß nach Haus, mein Kuh will kalben.«
    Da erhebt sich unerwartet ein energischer Mann: »Als neuen Bürgermeister schlage ich den Anton Kraft vor.«
    Ein dürres, pfiffiges Männlein erhebt sich halb vom Sitz: »Ich will mit Politik nix zu tun haben, wer weiß, wat noch alles kömmt.«
    Der Energische steht schon wieder: »Dann Josef Bühren.«
    Der vierschrötige Kerl bleibt auf seinem Sitz: »Nä, ich will nit. Ich hab dat nit nötig. Ich hab mein Schlosserei und mein ehrlich Auskommen.«
    Der Energische gibt keine Ruhe: »Dann August Päffgens.«
    Der lange Päffgens erhebt sich mit geschmeicheltem Grinsen und verfängt sich in den Stuhlbeinen: »Eja, jern. Und ich dank auch schön für dat Vertrauen.«
    Der Bürgermeister schießt in die Höhe: »Nun wart doch mal ab! In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Wahlganges frage ich dich, Päffgens, würdest du, wenn wir dich wählen würden, die Wahl auch annehmen können?«
    »Jewiß dat.« Päffgens hat den lästigen Stuhl weit hinter sich geschoben und stemmt sich nun mit beiden Fäusten auf den Tisch: »Und in diesem Sinne, liebe Jemeinde, werde ich von nun an mit eiserner Enerjie –«
    »Päffgens!!« Der Bürgermeister ist um den Tisch gelaufen und schiebt Päffgens den Stuhl in die Kniekehlen, daß er auf den Sitz plumpst: »Soweit sind mer doch noch gar nit! Du mußt dich das erst überlegen. Wat würd zum Beispiel dein Frau dazu sagen, wenn du den ganzen Tag auf dem Rathaus rumsitzen mußt, und zwischen all die Sekretärinnen.«
    August Päffgens kratzt sich am Kopf. »Da muß ich sie mal fragen jehe.«
    »Lehnt also auch ab!«, stellt der Bürgermeister mit Befriedigung fest.
    Der dicke Ökonom wendet sich ungeduldig an den Energischen: »Nu hört auf, ehrliche Leut der Bürgermeisterposten anzuhängen. Macht dat doch selbst!«
    »Ich nehme die Wahl an!« erklärt der Energische.
    Der Bürgermeister schwenkt aufgeregt die Glocke: »Dat geht nit! Ihr seid nur ein Flüchtling, und Ihr kennt auch gar nit die Verhältnisse.«
    »Die habe ich zur Genüge kennengelernt!«, ruft der Energische und wendet sich dann an die Gemeinderäte: »Wer ist dafür, daß ich –«
    Der Bürgermeister läutet Sturm mit der Glocke: »Moment mal! Den Vorsitz habe ich! – Gegen Euch geht ein Polizeiverfahren.«
    Der Energische fällt aus den Wolken: »Was – was soll denn gegen mich – vorliegen?«
    »Dat is egal, da wird sich schon wat finden.« Und wieder zu den Gemeinderäten: »Ihr seht, es kommt keiner in Frage.« Er setzt eine Leidensmiene auf: »Da bleibt wohl nix anderes übrig, als daß ich mich für das Gemeinwohl aufopfere und wieder den Bürgermeister mach. Hat wer wat dagegen?« Er sieht drohend über den Tisch. »Wer gegen mich ist, soll aufstehen!«
    In diesem Augenblick fährt von der Straße ein Knattern in den Raum. Dann wird es abgestellt.
    Derendorf!
    Der Bürgermeister sinkt in seinen Sessel: »Wat will der denn hier wollen?«
    »Der steckt seine Nase in alle Sachen!« brummt der Greis mit wallendem Bart.
    »Hauptsache, dat man ein rein Gewissen hat!«, meint der ältere Herr, zieht ein paar Zettel aus der Brieftasche, zerreißt sie schleunigst und versteckt sie mit zitternden Händen unter die Tischdecke.
    »Ich mu-mu-mu-muß mal eben wohin!« Bühren hat nach seinem Hut gegriffen. Und auch die anderen Gemeinderäte sind aufgestanden, trauen sich aber nicht zur Tür, sondern ballen sich zu einem schüchternen Klumpen zusammen.
    »Nun bleibt doch mal ruhig!« Der Bürgermeister schwenkt die Glocke: »Der

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