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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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auf dem Podium räuspert sich: »Ich fürchte, dieser Weg ist nicht durchführbar. Die guten Stellen in unserem Verband sind bereits durch Herren der Behörden besetzt, und die guten Stellen bei den Behörden durch unsere Mitglieder.«
    »Aber es muß doch etwas geschehen!«
    In das betretene Schweigen fällt plötzlich die Stimme des kleinen alten Herrn: »Wer sagt, daß muß etwas geschehen?« Er breitet die Hände aus: »Was der Derendorf macht, is e Irrsinn. Und es läuft sich tot jeglicher Irrsinn. Haben mer das erlebt am Dritten Reich, werden mers erleben an alle Reiche, werden mers erleben auch am Derendorf.«
    »Ja, aber was sollen wir dann –«
    Über das Gesicht des alten Herrn geht ein kluges Lächeln: »Nix solle mer, mer überlassen den Derendorf seinem Schicksal!«
    Man klatscht. Man ruft Beifall. Man stößt an. Wo ist der Kellner?
    ***
    – Der Kellner ist am Telefon. Er spricht sehr leise, obgleich die Zelle gut gepolstert ist: »Hier Wachtmeister Derendorf von Gendarmerieposten hundertzwölf. Ich befinde mich im Hotel Continental. Wenn Sie mir sofort ein Kommando schicken, können Sie einen großartigen Fang machen.« –
    Ich verbinde weiter. –
    »Hier Wachtmeister Derendorf vom Gendarmerieposten hundertzwölf. Ich befinde mich im Hotel Continental. Wenn Sie mir sofort ein Kommando schicken, können Sie einen großartigen Fang –«
    Ich verbinde weiter. –
    »Hier Wachtmeister Derendorf, Posten hundertzwölf. Bin im Continental. Wenn Sie mir sofort ein Kommando schicken, können Sie –«
    Ich verbinde weiter. –
    »Wachtmeister Derendorf, Posten hundertzwölf, Continental. Wenn Sie sofort –«
    Weiß schon! Großartig! Schicke Ihnen gleich ein Kommando! Sperren Sie inzwischen die Ausgänge! –
    Derendorf rennt die Treppe hinunter und eilt diensteifrig zurück in den Saal, bleibt plötzlich angewurzelt stehen:
    Der Saal ist leer!
    Im leichten Tabakrauch stehen auf den Tischen die geleerten Gläser. Und überall liegt daneben, säuberlich abgezählt, das Geld für die Zeche, inklusive Trinkgeld.
    Es ist totenstill um ihn. Aber schon hört er das Poltern des konzentrischen Angriffs, den das Polizeikommando auf den Saal durchführt. Und durch die Türen dringen Kriminalbeamte und uniformierte Schutzleute in überreichlicher Zahl und bleiben verwundert stehen.
    Der junge Polizeileutnant, der das Kommando führt, lächelt überlegen: »Da haben Sie ja wirklich einen großen Fang gemacht, Herr Gendarmeriewachtmeister!«
    Derendorf lächelt zurück: »Die Herrschaften haben offenbar gute Beziehungen. Aber das macht nichts.« Und er greift in die Rocktasche. Sucht darin mit den Händen, faßt in die andere Tasche, fährt in die Hosentasche: »Ich habe nämlich alles Nötige notiert!« Durchsucht auch die linke Hosentasche und tastet seinen schlechtsitzenden Frack ab.
    »Suchen Sie etwas?« fragt der Polizeileutnant.
    »Mein Notizbuch! Es ist weg!« Derendorf sinkt in einen Sessel und faßt ratlos noch einmal in die Taschen – und zieht statt dessen einen Tausendmarkschein hervor.
    Aha!
    ***
    – Derendorf steigt aus. Die Lokomotive pfeift, ruckt die alten Personenwägelchen an, schnaubt asthmatisch in die Nacht hinein und hinterläßt zwei einsam schimmernde Geleise.
    Ein alter Bauer hebt klappernd seine in der Stadt gekauften Geräte auf den Rücken. Derendorf wartet, bis er gegangen ist und drückt sich dann menschenscheu am Stationshäuschen vorbei. Kleine kurze Schritte kommen im Kies auf ihn zu; Lilo steht vor ihm und reicht ihm stumm die Hand.
    »Was haben Sie im Rucksack?« fragt Derendorf müde.
    »Nichts«, sagt Lilo und nimmt den Rucksack von ihren Schultern und stellt ihn auf die kleine Bank hinter dem Sperrgitter. Derendorf setzt sich daneben und fühlt ihn ab: Er ist leer.
    In weiter Ferne pfeift noch einmal der Zug.
    »Kommen Sie nun weg von hier?« fragt Lilo leise.
    »Nein.«
    »Ich dachte, man hätte Sie befördert.«
    »Nein.«
    Aus dem Ort bellt ein Hund.
    »Geben Sie es auf?«
    »Nein.«
    »Glauben Sie immer noch, die Welt bessern zu können?«
    »Nein.«
    »Dann sind Sie ja klüger geworden!« stellt Lilo erfreut fest.
    »Nein!«
    Ein Signal ändert rasselnd die Stellung.
    »Sie machen das auch falsch. Wenn Sie gegen Behörden kämpfen wollen, dann können Sie es nicht mit Behörden tun. Und wenn Sie der Bevölkerung helfen möchten, dann muß es die Bevölkerung wissen. Und wenn sie es nicht begreift, dann müssen Sie es ihr sagen. Sie müssen die Bevölkerung

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