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Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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bereits
vor
dem Start Karten spielen kann. Nerven wie Drahtseile, Nerven einfach wegtherapiert. Ich linse rüber. Sieht aus wie Mau-Mau, bin mir aber nicht sicher, ich habe mich vor etwa dreißig Jahren von der Gesellschaftsspieleszene verabschiedet. Mir ist völlig rätselhaft, wie ein erwachsener Mensch seine Zeit mit Unterhaltungsspielen totschlagen kann. Mensch ärgere Dich nicht. Monopoly. Spiel des Lebens. Und, für die Schwachsinnigsten der Schwachsinnigen: DIE SIEDLER VON CATAN . Schrecklich. Mittwoch ist Siedlertag. Erst Raclette, dann wird gesiedelt. Zu trinken gibt’s Tee und Fruchtsäfte. Mit solchen Leuten stimmt etwas nicht. Etwas ganz Grundsätzliches. Ab dem zwanzigsten Lebensjahr sollten ausschließlich Glücksspiele erlaubt sein; wer beim Gesellschaftsspiel erwischt wird, muss sich direkt ins Gefängnis begeben. Aber in echt.
    Der Mann sieht aus, als hätte er nichts zu sagen, die treibende Kraft ist Frau Kallwass. Soweit ich weiß, benötigt die echte Frau Kallwass keine Sehhilfe. Ihre Doppelgängerin trägt eine witzige Brille mit witzigen roten Bügeln mit winzigen witzigen Strasssteinchen. 20 Uhr 40. Durchsage des Kapitäns: Bevor es losgehe, müsse die Maschine noch enteist werden. 21 Uhr. Die Sugarmummys dösen, Frau Kallwass gewinnt, und ich lösche Karteileichen aus meinem Handy. Warum bekommt man vom Enteisen eigentlich nichts mit? Enteisen, das müsste doch Geräusche machen, stelle ich mir jedenfalls so vor. SMS von C.: «Stehe mit fünf anderen Leuten vor dem Condorschalter, sie wollen uns nicht mehr in die Maschine lassen. Türöffnen kostet angeblich mehrere hunderttausend Euro Strafe.» Das darf doch wohl nicht wahr sein! Aber was soll ich machen, mir sind die Hände gebunden. Nirgendwo auf der Welt wird man so entmündigt wie in einem engen Flugzeugsitz kurz vor dem Start. Einziger Trost ist, dass C. sich offenbar bemüht. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er bereits im Nachtzug zurück nach Wien gesessen hätte, vor sich eine Flasche schweren Bordeaux. 21 Uhr 30: «… Ihnen mitteilen, dass der Enteisungstrupp soeben eingetroffen ist.» Nein, o nein, o nein, die haben noch nicht mal
angefangen
! Ehepaar Kallwass im Spielfieber. Mischpause. Herr Kallwass: «Hast du an die Steckdosenadapter gedacht?» Frau Kallwass schmunzelt. Man versteht sich. Vielleicht ist sie ja tatsächlich die Kallwass. Frau Kallwass heißt mit Vornamen Angelika, aber nach vielen Jahren täglicher Sendung ist sie nur noch FRAUZWEIBEIKALLWASS . Im Idealfall verschmelzen Moderatoren mit ihrer Sendung. Das vielleicht eindrucksvollste Beispiel der Fernsehgeschichte liefert der ehemalige Berufssoldat Jörg Draeger, der mit seiner Vorabendshow «Geh aufs Ganze» eins geworden ist. Hinter welchem Tor lauert der Zonk? Einmalig, wie der joviale Schnauzbartträger die Spannung aufs Äußerste zu steigern wusste. Er hat eine wirklich tolle, sonore Stimme, in die er selbst noch verliebter ist als seine sicher zahlreichen weiblichen Fans. Während er die Kandidaten mit Engelszungen zu immer halsbrecherischen Einsätzen überredete, lief unter seiner geilen Stimme immer ein Subtext mit: «Ey, Leute, hab ich nicht ’ne geile Stimme, ist das nicht ’ne geile Stimme?» Was der wohl heute so macht? Vielleicht zum Bund zurück. Vor seiner TV -Karriere hatte er es bereits bis zum Major gebracht. Was ich alles weiß. Wer außer mir kann sich noch an Jörg Draeger erinnern, geschweige denn an dessen militärischen Dienstgrad?
    Ich habe das Gefühl, argwöhnisch beäugt zu werden. Nur so ein Gefühl. Ab einem gewissen Alter wird alleinreisenden Männern ein gewisses Misstrauen entgegengebracht. Wahrscheinlich zu Recht.
     
    Wie die Sugarmummys wohl mit Vornamen heißen? Die jüngere Andrea, die ältere Sabine. So was in der Art. Andrea führt gerade eine Befragung durch.
    «Dein Alter?»
    «Nein.»
    «Mein Alter?»
    «Nein.»
    «Dazwischen?»
    «Nein.»
    Älter?
    «Nein.»
    Häh? Was soll das denn?
    «Jünger?» Sabines Stimme ist scharf und quäkend.
    «Ja.»
    «Berne?»
    «Nein.»
    «Farmsen?»
    «Nein.»
    «Lurup?»
    «Ja.»
    «Männlich?»
    «Ja.»
    «Fährt er einen Golf?»
    «Ja.»
    «Michael.»
    «Aber welcher?»
    «Petersen!»
    Gelächter, Schenkelklopfen, Begeisterung. Andrea ist an der Reihe:
    «Mein Alter?»
    «Nein.»
    «Dein Alter?»
    «Nein.»
    «Dazwischen?»
    «Nein.»
    «Älter?»
    «Ja.»
    Ich werde gleich wahnsinnig.
    «Älter?»
    «Nein.»
    «Dazwischen?»
    «Ja.»
    Es hört nicht mehr

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