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Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Balkontür flüchtet. Ab jetzt bleiben Türen und Fenster Tag und Nacht geschlossen. Auch nicht schön. Wenn ich wenigstens einen eigenen Koffer hätte mit was drin!
     
    7 Uhr 53. Noch nicht mal acht. Da kann ich mich ja guten Gewissens wieder aufs Ohr legen. Banger Blick aufs Handy. Kein entgangener Anruf, keine SMS , keine MMS , kein Sendeprotokoll, kein Nichts. Das war’s, mein Schicksal ist besiegelt, C. wird nicht mehr kommen. Aua, aua. Der Muskelkater ist wirklich verheerend, ich kann kaum den Kopf drehen. Morgen wird es noch schlimmer werden. Trotzdem: weitertrainieren! Auf dem Tisch stehen die beiden Biere. Soll ich? Nein! Obwohl, eigentlich ist es ja auch schon egal. Ich falle in einen unruhigen Schlummer, aus dem ich durch das SMS -Signal meines Handys gerissen werde:
Bitte werfen Sie eine Münze ein!,
ein Sample aus dem Film
Kein Pardon
. Allein deshalb freue ich mich über jede SMS . Obwohl das auch schon wieder Quatsch ist, denn eigentlich freut man sich über jede SMS , und wenn es nur Informationen über die Punkte sind, die demnächst verfallen. Egal:
    «Gleich da.»
    Juhu! Jippie! Hossa! Ich bin gerettet. Mein lieber, lieber Freund hat es allen Widrigkeiten zum Trotz geschafft! Jetzt wird tatsächlich in echt doch noch alles gut! Ich eile das Treppenhaus hinunter, um ihm bereits an der Rezeption einen herzlichen Empfang zu bereiten, zu spät, er schlurft schon in Begleitung eines Kofferträgers Richtung Dumbohaus E. Als er mich sieht, hebt er kurz die Hand zum Gruß, meinen Umarmungsversuch weist er mit der Begründung zurück, er habe sich in die Hose gemacht. In fünfzehn Minuten erwarte er mich am Pool.
    «Ja, klar», sage ich, «wie du willst. Es ist so schön, dass du endlich da bist. Wie geht’s dir denn jetzt?»
    Er deutet auf seine Ohren. «Komplett dicht. Beide. Ich höre praktisch nichts mehr.»
    «Wie, dicht? Seit wann?»
    «Während des Starts sind beide Ohren zugegangen. Ich habe mir in dem scheißkalten Zimmer was weggeholt.»
    «Mmh. Aber hier ist es doch ganz schön. Wie ist denn dein erster Eindruck?»
    «Ich habe keinen ersten Eindruck.»
    «Ach so.»
    «Alles Weitere später. Also, bis gleich am Pool. Servus.»
    «Ahoi.»
    Herzlich ist was anderes. Und Wiedersehensfreude auch. Und Erleichterung auch, Ohren hin, Ohren her. Wenn ich ihn nicht so gut kennen würde, wäre ich ernsthaft beleidigt. Er hat mir mal gesteckt, dass er so lange den Unsympathen gemimt hat, bis er
tatsächlich
einer geworden ist. Die ersten Tage mit C. sind, gerade wenn wir uns länger nicht gesehen haben, immer etwas schwergängig, doch dann, wenn wir uns aneinander gewöhnt haben, stellt sich ein wunderbarer Gleichklang ein, es liegt keinerlei Anstrengung in unserem Umgang. Und wir müssen uns nichts vormachen. Und wir müssen uns nicht anlügen. Die Eltern muss man anlügen, die Frau sowieso, vorausgesetzt, man hat Interesse am Fortbestehen der Beziehung. Und viele andere auch. Nur C. nicht.
    Aber wenn er nun wirklich krank ist? Beide Ohren zu, das hört sich gar nicht gut an. Obwohl, kann passieren, erst mal abwarten, die Ohren werden schon wieder aufgehen. Zur Feier des Tages gönne ich mir eine Extradusche. Das tut gut. Geheimnis Urlaubsdusche. Aus irgendwelchen Gründen fühlt man sich in der Fremde immer schmutziger als daheim. Angstschweiß, vermischt mit Sonnencreme und allerlei geheimnisvollen Ausdünstungen. Urlaubswahrheit Nr. 24: Nie fühlt man sich sauberer als nach einer Urlaubsdusche! Ich gönne mir eine Rasur. Und eine ausgiebige Haarwäsche. Die Nägel schneide ich mir auch. Dann tippele ich mit nassen Haaren ins Wohnzimmer.
Bitte werfen Sie eine Münze ein!
In der Zwischenzeit sind sage und schreibe 5 (in Worten: fünf) SMS aufgelaufen. Inhalt: Fragezeichen. SMS Nr. 1: ein Fragezeichen. SMS Nr. 2: zwei Fragezeichen. Usw. Die Hälfte aller Kurzmitteilungen, die ich von C. in meinem Leben erhalten habe, besteht aus Fragezeichen. Ohne Punkt und Komma oder sonstige Zusätze. Zuerst habe ich es für eine Art subtilen Spaß gehalten, Big-Styler-Humor auf extrahohem Niveau, doch das war eine Täuschung, denn mit Fragezeichen macht C. keine Späße. Ich hetze zum Pool, wo er gerade SMS Nr. 6 vorbereitet. Er schaut mich fassungslos an, schüttelt den Kopf und sagt mit Blick auf die Uhr:
    «Neun Uhr zwanzig. Ein Wahnsinn. Bereits am ersten Tag Verspätung.»
    «Ich dachte, du brauchst länger.»
    «Was soll das? Wie lange kennen wir uns jetzt? Fünfzehn Minuten waren ausgemacht. Eine

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