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Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Goebbels, Himmler und Heydrich halten sich bei den Händen, Göring hat vor lauter Rührung einen Kloß im Hals, seine Stimme stockt. Weiter geht’s: Cherry cherry lady, going through emotion, love is where you find it, listen to your heart.
    Break. Sämtliche Akteure verlassen die Bühne und ziehen durch die Zuschauerreihen: Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse, denn nun geht sie los, unsere Polonaise, von Blankenese bis hinter Wuppertal. Wir ziehen los mit ganz großen Schritten, und Erwin fasst der Heidi von hinten an die Schulter.
    Ein deutscher Abend.
    Den letzten Akt des Dramas bildet eine Art Reise nach Jerusalem: Mandy setzt einem der Kinder einen Strohhut auf, es muss sich einmal um die eigene Achse drehen und den Hut weitergeben. Gimme hope, Jo’anna, gimme … hope, Jo’anna, gimme hope, Jo’anna, ’fore the morning come. Gimme hope, Jo’anna, gimme … hope, Jo’anna, hope before the morning come. Daher hat der blöde Vogel es also. Egal. Weiter: I hear she makes all the golden money, to buy new weapons, any shape of guns.
    Das Playback stoppt. Ein kleiner Steppke hat den Hut nicht schnell genug weitergegeben und muss ausscheiden. Sofort beginnt er zu plärren und wird von Mandy nach hinten geführt. Kopfschuss. Ein Kind nach dem anderen scheidet aus, bis nur noch die Streberin und der Rotschopf übrig sind. Die Schöne und das Biest. Die Dramaturgie des Abends verlangt ganz klar nach dem Sieg des Glöckners.
Gimme hope.
Eine allerletzte halbe Umdrehung muss er noch schaffen; sobald die eklige Streberin den Hut in beiden Händen hält, wird der DJ die Pausentaste drücken, und der Glöckner hat gewonnen. Doch leidet der neben Koordinations- und Konditionsproblemen auch unter Kreislaufschwäche: Im Moment, als er den Hut weitergeben will, verliert er das Gleichgewicht, taumelt und fällt auf den Po. Großes Gejammer und Geschrei. Ein riesiger Mann mit feuerroten Haaren springt mit einem gewaltigen Satz auf die Bühne und erlöst seinen Sohn. Minidisco Ende.
    Sunset schieben ihre Instrumente nach vorn, dann geht’s ohne Ansage los. Rudi stochert in seinem Korg-Synthesizer herum, von Petrs Gitarre ist wenig zu hören, und sensationell Vocalist Karin bedient vorerst nur das Tamburin. Ich hole mir den sechsten Weißwein. Mir wird es für immer ein Rätsel bleiben, wie man ohne Alkohol leben kann.
Looking for Freedom
. Erster Einsatz Karin. … still the search goes on. David Hasselhoff behauptet, er habe mit diesem Song die Mauer zum Einsturz gebracht. In der Version von Sunset ganz bestimmt, haha.
Self Control
von Laura Branigan. Ein Achtziger-Gassenhauer jagt den nächsten. Wieso haben die kein aktuelles Repertoire? Dann, ich traue meinen Ohren kaum:
Sieben Tränen
, die deutsche Fassung des vergessenen Titels einer vergessenen Band:
Seven Tears
von der Goombay Dance Band: Sieben Tränen muss ein Mädchen weinen, sieben Tränen auf dem Weg zur Frau. Eines Tages muss sie sich entscheiden, wer sie weckt aus ihrem Kindertraum.
    Es wird Zeit für mich zu gehen. Jeden Abend Wolfs, Minidisco und Sunset. Das halte ich nicht aus.

Waldnutten
    Ich schlafe schlecht. Sehr schlecht sogar. Ist der Ventilator an, kühlt das Apartment binnen Minuten auf arktische Temperaturen ab. Lässt man ihn aus: Schmorhölle. Nachdem ich die halbe Nacht wach gelegen habe, falle ich in den frühen Morgenstunden in einen komatösen Erschöpfungsschlaf, aus dem mich vernehmliches Scharren, Rascheln und Knistern weckt. Ach du Schreck: Ich blicke in die haarlose, pechschwarze Visage einer grünen Meerkatze, die sich gerade eifrig über die Obstschale hermacht. Die Schalen, Kerne und Stiele hat sie im ganzen Zimmer verteilt. Nun stopft sich das Vieh ein großes Stück Banane in sein verdammtes Affenmaul und fixiert mich dabei ungerührt. Ich versuche, es mit halbherzigen «Buh»- und «Schschsch»-Rufen zu verscheuchen, für eine offensivere Gangart fehlt mir der Mut. Ich habe Angst, gebissen zu werden. Der Affe macht ein Gesicht, als wolle er mich auslachen, dann setzt er in aller Seelenruhe seine Mahlzeit fort. Und nun? Lässt man sich von einem verdammten Primaten in Schach halten. Ist das furchtbar alles. Der Affe frisst und frisst und frisst. Neue Strategie meinerseits: «Hontschipontschi, pfui. Hontschipontschi, nein.» Die Decke wie einen Schutzschild vor mich haltend und gebetsmühlenhaft meinen satanischen Vers aufsagend, bewege ich mich erzlangsam auf das Viech zu, bis es mit einem hohen Fiepen durch die

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