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Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Abenteuer, Leben als Experiment. Zu Hause darf dafür ein ganzes Wochenende
durchonaniert
werden. Iihh, durchonanieren, wie das schon wieder klingt. Onanieren ist sowieso das Letzte. Selbstzucht und Selbstbefriedigung vertragen sich nicht miteinander. Wieder Herr im eigenen Haus sein, die schlechten Säfte austrocknen! Ein Muskel, der nicht beansprucht wird, verkümmert, und irgendwann ist man auf Augenhöhe mit dem Papst oder einem anderen hohen geistlichen Führer, die es im Jahr auf vielleicht drei, vier spontane, nicht selbst verschuldete nächtliche Samenabgänge bringen. Wenn überhaupt. Was C. wohl von meiner Idee hält?
    Eigentlich müsste ich mich rasieren. Aber ohne Rasierzeug ist das ja nun schlecht. Pinsel, Creme und Klingen kosten im Gift-Shop zehn Euro, mindestens.
    UND DAS SIND DANN GENAU DIE ZEHN EURO , DIE MIR NACHHER AN DEN AUTOMATEN FEHLEN !
    Spielerlogik. Man rechnet nicht um, was man für sein Geld alles Schönes kaufen könnte, sondern wie lange sich damit ein Automat in Bewegung halten lässt. Zum Glück bin ich nur so eine Art Quartalsspieler, andernfalls würde ich in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Überhaupt bin ich Quartalsmensch. Quartalsspieler, Quartalsraucher und jetzt auch noch Teilzeitonanist. Quartalsmensch, Mensch zweiter Klasse Fragezeichen?????
     
    Poolbar. Wolfs. Wir. Die Stimmung ist aufgeladen. Sitzen und trinken und trinken und schweigen und sitzen und warten. Ich trage das neue Oberhemd. Dunkelbraun, meine Lieblingsfarbe. Tailliert (Slimline). Sitzt wie ’ne Eins. Ich habe das Gefühl, trotz fehlenden Koffers einigermaßen gut ausgestattet zu sein. Man braucht ja außer Badehose schließlich kaum etwas.
    C. eröffnet die Partie mit der Budapester Variante von 1949: «Würdest du dich für 40 000 Euro ein halbes Jahr lang nicht zudecken?»
    «Nicht zudecken? Schwierige Frage, ganz schwierige Frage.»
    «Eben, klingt harmlos, ist es aber nicht. Jede Nacht ohne Decke schlafen, das hältst du nicht lange durch.»
    «Wahrscheinlich hast du recht. Also nein, ich würd’s nicht machen.»
    «Gut. Würdest du dir für fünfzehn Millionen Euro beide Daumen und die großen Zehen amputieren lassen?»
    «Hmmm, ganz schwer wieder. Was ginge denn dann alles nicht mehr?»
    «Handarbeiten. Dart spielen. Mit Stäbchen essen. Geldscheine zählen.»
    «Das sind jetzt ja nicht so elementare Sachen.»
    «Also?»
    «Ja.»
    «Mal was anderes. Wie hoch schätzt du die Wahrscheinlichkeit eines synchronen Doppelselbstmords ein? Drei Antwortmöglichkeiten stehen zur Verfügung: 0,2 %, 0,6 % oder 3 %.»
    «0,6.»
    «Immerhin.»
    Mit Blick auf die Wolfs: «Ist dir eigentlich mal aufgefallen, dass sich ausgerechnet diejenigen Menschen am meisten über den unaufhaltsamen Siegeszug der Geschlechtskrankheiten beklagen, die selbst keine Gelegenheit haben, sich anzustecken?»
    Wolfs stehen auf und gehen. 2:0 für uns.
     
    Speisesaal. Am Nebentisch sitzt ein seltsames Paar. Ein schmales Männlein, klein, fahl, fast durchscheinend, seine Frau (ich vermute, dass es seine Frau ist) schweißüberströmt, mindestens hundertfünfzig Kilo schwer, schlaffes, fuchsrotes Haar, müht sich an einem Riesenteller ab. Der Mann redet beschwörend auf sie ein, als wolle er sie ermuntern, noch schneller und noch mehr zu essen. Ab und an säubert er ihren Mund mit einer Serviette. Sie schiebt erschöpft den Teller weg. Schweigen. Nach einer kurzen Pause steht er auf und holt Nachschlag. Mir kommt ein ungeheuerlicher Verdacht.
    «Sagt dir Feederismus etwas?»
    «Nein. Was ist das?»
    C. genießt mit halb geschlossenen Augen eine Crème brulée.
    «Kommt aus dem Englischen. Ein Feeder ist eine Person, der es sexuelles Vergnügen bereitet, eine andere Person mit dem Ziel der Gewichtszunahme zu füttern. Feedee nennt man die Person, die sich mästen lässt. Ziel des Feeders ist, den Feedee bis zur totalen Immobilität zu mästen.»
    «Darf ich dich fragen, woher du das alles weißt?»
    «Hab ich mal wegen eines Hörspiels recherchiert. Feederismus ist eine der extremsten Spielarten sexueller Abartigkeiten, entfernt verwandt mit dem Kannibalismus, wo die maximale Wunschvorstellung ist, von jemand anderem aufgegessen zu werden. Der einzige sexuelle Höhepunkt, den man nur einmal im Leben haben kann.»
    «Aha. Könntest du dir eigentlich vorstellen, mich aufzuessen, falls wir in eine Notlage gerieten?»
    «Nein. In Nigeria werden junge Frauen bis zu ihrer Verheiratung in sogenannten Masthäusern, Fattening Houses,

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