Heinz Strunk in Afrika

Deprimierend. Saubillig. Zum Glück kommt der Monkeyman und vertreibt den Jungen.
    «Vollkommen verrückt. Also, Bursche, weiter im Text. Was hältst du eigentlich davon, wenn im Hotel Parallelveranstaltungen stattfinden? In die unsere Pudelleute geraten. Komödien leben ja bekanntlich von Verwicklungen.»
    «Gut. Aber was?»
    Wir gehen eine Reihe von Möglichkeiten durch: die Jahresversammlung der österreichischen Großwüchsigen. Mmh. Eine rechtsextreme Gruppierung, die einen terroristischen Anschlag vorbereitet. Schon wieder Nazikram. Außerdem reicht es, wenn der Juryvorsitzende Rassist ist. Wie nennen wir den eigentlich? König. Herr König. C.: «Bucklige.» Das ist es! Ein Casting für das Musical
Der Glöckner von Notre-Dame
. Der komödiantische Trick muss sein, dass die jedoch keine bedauernswerten Tröpfe sind, sondern erfolgreiche Womanizer. Sehr gut. Noch was?
    Ein Schildkrötenstammtisch, schlage ich vor. Liebe, harmlose Schildkrötenfreunde, die sich einmal in der Woche treffen, um Fragen rund um Schildkröten zu diskutieren. Naja, mal schauen. Ich spinne den Faden weiter:
    «Also, die Pudel nebst ihren Besitzern trudeln am Freitagvormittag ein und beziehen erst einmal ihre Zimmer. Und dann?»
    «Folgt eine tierärztliche Untersuchung, die solchen Wettbewerben sicher vorausgeht und in deren Verlauf wir erfahren, dass der Hund von Dracul unter schweren Herzproblemen leidet. Der Zuschauer ahnt, das wird später eine wichtige Rolle spielen. Überhaupt Dracul: Hinter der konservativ-spießigen Fassade steckt ein Pornosüchtiger. Er erkennt in Martina seinen Lieblingsstar wieder, die es mit der sog. Schornsteinfegerreihe zu einschlägiger Berühmtheit gebracht hat.»
    «Wie Schornsteinfeger?»
    «Nur so. Klingt doch gut. Könnten auch Elektriker sein. Klempner ist ausgelutscht. Schornsteinfeger finde ich aber am besten. Die Filme dieser Reihe zeichnen sich durch eine nahezu identische Handlung aus.»
    «Und wie geht die?»
    «Weiß noch nicht. Sehen wir später.»
    «Gut. Weiter. Bei Pit Steiger liegen die Nerven blank. Wird der Schwindel mit dem gefälschten Wurfbuch auffliegen? Natürlich nicht. Martinas Pudel erweist sich bei der Untersuchung als absoluter Tophund, der selbst Routinier König Respekt abnötigt. Dracul bleibt allein mit König im Raum zurück. Die beiden kennen sich von unzähligen Wettbewerben. König steckt Dracul, dass Martinas Hündin läufig ist. Close auf Draculs Gesicht, ihm kommt eine Idee.»
    «Welche denn?»
    «Weiß ich selber noch nicht so genau.»
    «Pit unternimmt im nahe gelegenen Park einen Spaziergang, wo er zufällig Martina begegnet. Beide natürlich mit Hund. Heino ist im Zimmer geblieben und spielt Singstar. Kommt immer gut, harter Junge, im Kern infantil. Sie setzen sich auf eine Bank. Pit nimmt sein Handy und will telefonieren. Als er die Nummer eintippt, legt Martina den Kopf schief und hört hochkonzentriert zu, dann murmelt sie die Nummer leise vor sich hin. Verstehst du? Tastentöne! Sie kann jeden Pieps einer Zahl zuordnen.»
    «Und wofür soll das gut sein?»
    «Weiß ich auch noch nicht.»
    «Weiter: Die Tiere tollen im Park umher und springen in einen Teich. Beim Versuch, die Hunde herauszufischen, fällt Pit selbst hinein. Schnitt. Nächstes Bild. Dracul. Er sitzt in seinem Hotelzimmer und schaut sich einen Schornsteinfegerporno an.»
    «Dann lass mal eine Handlung konstruieren. Also, Schornsteinfeger klingelt, Martina öffnet die Tür: ‹Ach, da sind Sie ja endlich, ich weiß schon nicht mehr, was ich machen soll, mein Mann ist seit Wochen auf Montage, und mein Schornstein ist verstopft. Ich hoffe, Sie haben eine große Bürste mit!› – ‹Keine Angst, ich hab die größte in der ganzen Stadt!› – ‹Dann lassen Sie uns schnell anfangen, bevor er ganz dicht ist!› Und so weiter. Bitte für heute Schluss, Bursche, mir geht’s sehr schlecht, die Scheißtropfen schlagen überhaupt nicht an. Ich gehe ins Zimmer und erwarte dich um sieben an der Poolbar. Servus.»
    «Ahoi.»
     
    Jetzt bin ich ganz allein. Mir fällt auf, dass ich seit Tagen nicht onaniert habe. Die Aufregung. Die Sorgen. Die Hitze. Der Koffer. Ich murmele leise das Wort
Onanie
vor mich hin. Onanie, Onanie, Onanie. Schneller: Onanieonanieonanieonanie. Ab einem gewissen Tempo wird das na verschluckt und übrig bleibt onieonieonie. Ein schreckliches Wort mit einem grausigen Klang. Vielleicht sollte ich hier, in Kenia, im Nyaly Beach, eine onaniefreie Zone einrichten, Leben als