Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
Vom Netzwerk:
Litauen. Die litauischen Verkehrspolizisten trauten ihren Augen kaum, als bei einer Routineuntersuchung das Atemmessgerät 8,4 Promille Alkohol anzeigte. Doch auch ein wiederholter Test habe den lebensgefährlichen Wert bestätigt, berichtete die Tageszeitung ‹Lietuvos rytas› am Donnerstag in Vilnius. Der 50-jährige Fahrer gab an, seit anderthalb Wochen seinen runden Geburtstag zu feiern, bestätigte ein Polizeisprecher des Bezirks Utena. Dort sind viele einheimische Brauereien ansässig.»
    Ob man sich ausschließlich mit Bier 8,4 Promille ansaufen kann? Wohl eher nicht. Na, egal, runder Geburtstag. Sympathisch.
    Da, die Rouladenbayern! Ewig nicht gesehen. Schlafen den Schlaf der Gerechten. Vielleicht waren sie auf Safari. Raschel, pirsch. Was ist das? Eine Meerkatze nähert sich Zentimeter um Zentimeter um Zentimeter. Die Bayern haben unglaublich viel Zeug mit. Eine Tasche. Noch eine Tasche. Und eine Herrenhandtasche. Einen Beutel. Zeitschriften. Bücher. Als Erstes muss die Herrenhandtasche dran glauben. Der Affe pirscht sich vorsichtig an, schnappt sie und verschwindet mit Affenzahn hinter einem kleinen Hügel. Dann kehrt er zurück. Er beißt in eine der beiden anderen Taschen und zieht sie vorsichtig weg. Als Nächstes muss Tasche Nr. 3 dran glauben. Dann der Beutel. Wahnsinn, er nimmt ihnen alles weg! Und niemand bemerkt etwas. Das wird ein böses Erwachen geben. Sie werden ihre Nachbarn verdächtigen. Vielleicht kommt es zu einer Massenschlägerei. Herrlich. Und niemand wird den verdammten Affen zur Rechenschaft ziehen. Der kann ja auch nichts dafür, folgt nur seinem Instinkt. Außerdem: selber schuld. Wertgegenstände grundsätzlich im Safe aufbewahren. Ich rücke den Sonnenschirm zurecht und schließe die Augen.
     
    «Merry Christmas.»
    Lucy, meine Lucy, mein Sonnenschein! Wo ich gewesen sei? Sie habe mich die vergangenen Tage nirgends entdecken können. Seltsam, denke ich, wer hier wohl wen nicht entdeckt hat. Naja, ich bin nicht in der Position, mich zu beschweren. Wir hätten uns überwiegend im Zimmer aufgehalten, mein Freund habe einen Rückfall erlitten, und ich hätte mich um ihn kümmern müssen. Woran es liege, dass so wenig Betrieb sei, will ich wissen. Das hänge mit den Wahlen zusammen, einige Gäste seien vorzeitig abgereist. Wahlen? Und wieso hat
uns
niemand auf die Risiken hingewiesen? Sie zuckt mit den Schultern. Das sei Aufgabe des Reiseveranstalters. Wann genau wir zurückfliegen, will sie wissen. Aha, übermorgen, sie würde uns empfehlen, bis dahin die Anlage nicht mehr zu verlassen. Sie habe noch ein kleines Geschenk für mich, das werde sie mir übermorgen früh geben. Jetzt müsse sie aber los, die Arbeit ruft. Ein Geschenk? Für mich? Wunderbar. Die Warnung einer Einheimischen darf man nicht ignorieren. Wir werden wohl oder übel auf den Ausflug verzichten müssen, das muss C. einsehen.
    19 Uhr. Von wegen Einsicht. Woher das Personal das denn wissen wolle? Die seien ja hier im Areal sowieso ab vom Schuss und hätten mit der
Lebenswirklichkeit in Mombasa
nichts mehr zu tun. Außerdem hätten wir als Weiße nichts zu befürchten, ihre Konflikte würden die Kenianer bei Bedarf untereinander ausmachen. Er dürfe mich daran erinnern, dass ich verbindlich zugesagt hätte, und er sei nicht gewillt, einen Rückzieher zu akzeptieren. Ich unternehme einen letzten Versuch und schlage vor, die Entscheidung vom Votum der Hotelleitung abhängig zu machen. So ein Quatsch, entgegnet C. entrüstet, natürlich würden die abraten, die seien ja schon von Berufs wegen dazu verpflichtet, ihren Gästen praktisch von
allem
abzuraten, ausgenommen vielleicht Ausflüge im Magic Glass Boat, fügt er gehässig hinzu und läuft vor Erregung rot an. Ich verstehe beim besten Willen nicht, weshalb er sich so aufregt. Egal, ich habe nichts mehr zuzusetzen und gebe mich geschlagen.
     
    Ich frage Titus, was er von unserem Himmelfahrtskommando hält. Der zuckt mit den Schultern. Er sei zwar kein Prophet, halte die Aufregung aber für übertrieben. C., triumphierend: «Siehst du? Kein Grund zur Sorge.»
    Der Junge ohne Namen hat seinen Dienst wiederaufgenommen. Knallrotes Hemd, Hose in Beige. Ich stoppe die Zeit. Er läuft geschlagene sechsundzwanzig Sekunden neben unserem Auto her, ehe er aufgeben muss. Sagenhaft. Ich bilde mir ein, dass wir die Einzigen sind, denen er zuwinkt. Aus welchen Gründen auch immer.
    Reklameschilder, kurz vom Licht der Scheinwerfer gestreift, flammen auf, fliegen vorüber. Durch

Weitere Kostenlose Bücher