Heirat nicht ausgeschlossen
so”, sagte sie so sachlich wie möglich. Dabei versuchte sie das Bild zu verdrängen, das sofort vor ihrem geistigen Auge aufstieg: Ihre Mutter stand Seite an Seite mit diesem schlaksigen Teenager und schwor ihm ewige Treue. In ihren Augen war es der reinste Hohn.
“Und Iris? Hat sie sich damit abgefunden, dass du Mark heiratest, oder …?”
“Mark?”, wiederholte ihre Mutter entsetzt. “Mach dich nicht lächerlich, Star. Ich heirate doch nicht Mark. Er ist ja noch ein Kind.”
Sie heiratete ihn nicht. In Stars Erleichterung mischten sich Angst und Wut – wie so oft, wenn es um ihre Mutter ging.
“Wen heiratest du dann, Mutter?”, fragte Star.
“Brian natürlich”, erwiderte ihre Mutter prompt, als wäre Star begriffsstutzig. “Wen sonst?”
Ja, wen sonst? Obwohl sie ihre Mutter am liebsten daran erinnert hätte, wie viele Männer sonst noch infrage gekommen wären, hielt sie den Mund.
Brian Armstrong war einer der ältesten Freunde ihrer Mutter. Sie hatte ihn bereits gekannt, bevor sie zum ersten Mal geheiratet hatte, und seitdem war er ihr treu ergeben.
Wann immer ihre Mutter Probleme hatte, wandte sie sich an Brian. Er war ihr Fels in der Brandung, ihr einziger wahrer Freund, wie sie ihm einmal lachend in Stars Beisein erklärt hatte. Daraufhin war er rot geworden und hatte den Blick abgewandt. Star, die damals acht gewesen war, war die Situation furchtbar peinlich gewesen, weil ihre Mutter sich so unsensibel verhalten hatte.
Brian liebte ihre Mutter, solange Star denken konnte, aber sie hatte nie den Eindruck gehabt, dass ihre Mutter seine Gefühle erwiderte.
“Brian”, wiederholte sie benommen. “Aber, Mutter …”
“Ich weiß, was ich tue”, unterbrach ihre Mutter sie entschlossen. “Ich hätte ihn schon vor Jahren heiraten sollen, aber vermutlich wollte ich deinem Vater beweisen, dass er nicht der Einzige ist, der seine Partner nach Lust und Laune wechseln kann. Ich habe ihn übrigens vor Kurzem getroffen. Er hatte die Drillinge dabei. Der Arme, er hat so alt ausgesehen … Er hat mir fast leidgetan. Brian und ich werden in der Karibik heiraten. Das ist so romantisch … Es ist höchste Zeit, dass du auch heiratest, Star”, fügte sie vorwurfsvoll hinzu. “Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Louise triumphiert, weil ihre Tochter zuerst unter die Haube kommt.”
“Mutter …”, protestierte Star, doch bevor sie weitersprechen konnte, verkündete ihre Mutter, sie müsse jetzt Schluss machen, und legte auf.
Mutter heiratet wieder … Na ja, zumindest ist Brian der Auserwählte und nicht Mark, dachte Star. Vermutlich war es die einzig vernünftige Entscheidung, die ihre Mutter je getroffen hatte.
Sie dagegen traf nur vernünftige Entscheidungen, denn sie ließ sich nie von ihren Gefühlen leiten. Niemals.
“Außerdem hat Kyle mich gebeten, Sie zu fragen, ob Sie in sein Büro kommen und alles mitbringen könnten, was Sie bisher für die Kampagne entworfen haben”, sagte Tims Sekretärin.
Star hatte sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt. “Bis jetzt habe ich nicht viel vorzuweisen”, schwindelte sie.
Offenbar hatte Mrs. Hawkins jedoch von Kyle die Anweisung erhalten, sich nicht abwimmeln zu lassen, denn sie erklärte hartnäckig: “Er hat heute Nachmittag um vier noch einen Termin frei. Am Wochenende will er in die Staaten fliegen, um alles mit Alex zu besprechen.”
Kyle wollte in die USA fliegen … Ob er nur übers Wochenende wegblieb oder länger? Dass ihr Herz bei der Vorstellung daran erst einen Schlag aussetzte und dann schneller klopfte, gefiel Star überhaupt nicht. Ihr gegenüber hatte er mit keiner Silbe erwähnt, dass er nach Hause fliegen würde.
Aber warum hätte er es auch tun sollen?
“Ich versuche, um vier zu kommen”, gab sie schließlich widerstrebend nach.
Es liegt nicht daran, dass ich nichts vorzuweisen hätte, gestand sie sich ein, als sie zehn Minuten später damit begann, ihre neuen Storyboards zusammenzusuchen. Immerhin hatte sie inzwischen viel geschafft. Ebenso wenig befürchtete sie, dass er ihre Entwürfe ablehnen würde. Also wovor hatte sie dann Angst? Vor Kyle?
Star errötete zutiefst, als sie sich klarmachte, warum sie Angst davor hatte, ihm gegenüberzutreten. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie an diesem Morgen fluchtartig sein Bett verlassen hatte und dass ausgerechnet sie nach all den Dingen, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte, einen Rückzieher gemacht hatte? Und warum hatte sie es getan?
Sie schüttelte
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