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Heirate keinen Arzt

Heirate keinen Arzt

Titel: Heirate keinen Arzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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hab’ ich.«
    »Na also. Sie haben einen Hals wie bei jedem Wald- und Wiesenschnupfen und brauchen sich nicht länger zu sorgen. Alles Gute!«
    »Wiedersehn!« antwortete ich und zuckte gleich darauf zusammen, als sie die Türe hinter sich zuschlug.
    Mit einem Hals, der so trocken war wie ein ausgewundenes Tuch, überließ ich mich dem Schlaf.
    Als ich erwachte, fiel die Sonne ins Zimmer, und das Haus wiegte sich in nachmittäglicher Ruhe. Ich lag still da, während ich meine Symptome überprüfte, und stellte fest, daß es mir eher noch schlechter ging. Ich wünschte, ich wäre daheim in meinem Schlafzimmer und Mutter unten in der Küche, oder doch zum mindesten in einem Krankenhausbett, mit tüchtigen Schwestern um mich herum, wie es immer gewesen war, wenn ich als Assistent Halsentzündung hatte. Ein Zettel, der auf der Bettdecke lag, fiel mir in die Augen - eine Mitteilung von Mrs. Little:
    Lieber Herr Doktor,
    bin gerade einen Augenblick einkaufen gegangen, ein bißchen Fisch für Ihr Nachtessen holen. Hodge ist im Sprechzimmer zum Fertigstreichen und nimmt Telefone ab. Wollte Sie nicht aufwecken.
    F. Little.
    Ich fragte mich, welchen Namen das F. wohl verbarg. Während ich so in der Nachmittagsstille mit schmerzendem Kopf und brennender Kehle dalag, kamen mir Gedanken darüber, wie ekelhaft es war, Patient zu sein. Etwas Akutes war ja nicht so schlimm, aber ich überlegte mir, wie traurig es um meine chronisch Kranken bestellt war, die hilflos Tag um Tag für jede kleinste Hilfe auf andere angewiesen waren. Im Sommer das Gefühl zu haben, daß die Sonne nur für die anderen scheint, mußte niederschmetternd sein.
    Es pochte leise an der Tür, und ich stieß statt des Hereinrufens einen Brummton hervor. Mit energischem Schritt trat Mrs. Hume ins Zimmer und zog sachte die Tür hinter sich zu. Eine Panik ergriff mich. Was wollte diese Person hier? Hatte sie gewartet, bis sie mich allein im Hause wußte, um sich einzuschleichen, während ich krank und wehrlos dalag? Ich wollte nach Hodge rufen, wußte aber, daß meine Stimme versagen würde. Eine Welle von Parfüm flutete ihr voran bis an mein Bett, so daß mir ganz übel wurde. Sie trug ein hochgeschlossenes, enges, graues Kleid.
    »Ich telefonierte, um Sie zu bitten, zu mir zu kommen«, begann sie und blieb am Fußende des Bettes stehen. »Als ich aber hörte, daß es Ihnen nicht gut geht, kam ich her, um nach Ihnen zu sehen. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, es war niemand unten im Haus, deshalb bin ich einfach heraufgekommen. Es war mir ein unerträglicher Gedanke, daß Sie krank lägen, mit niemand, der sich um Sie kümmert, außer dieser gräßlichen Person da. Sie armer Kerl! Sie sehen miserabel aus!«
    »Tut mir leid«, stieß ich heiser hervor. Es war, als spräche ich mit dem Milchmann, aber ich mußte ihr begreiflich machen, daß ich nicht imstande sei, mich mit Besuchen abzugeben, besonders von der Art, wie ihrer es war. »Bitte gehen Sie. Aber es war nett, daß Sie gekommen sind.«
    »Schon recht.« Sie wandte sich zur Tür, und ich stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    »Ich hole Ihnen nur geschwind was zu trinken«, sagte sie noch und verschwand.
    Mit Phoebe Millers derber Herzhaftigkeit und Mrs. Littles plumpem Dreinfahren hatte ich gerade genug an weiblicher Gesellschaft für einen Tag.
    Leise ging die Tür wieder auf, und Mrs. Hume kam mit einem großen Glas Orangensaft herein, in welchem zwei herrliche Eiswürfei schwammen. Meine ausgedörrte Kehle sehnte sich nach dem willkommenen Getränk. Ich sagte mir, daß es jetzt grob und ungehobelt sein würde, sie zum Gehen aufzufordern. Wäre ich in der Wüste gewesen, kein Trunk hätte mir besser munden können. Während ich, auf die Ellbogen gestützt, das Glas leerte, schüttelte Mrs. Hume die zerwühlten Kissen auf und drehte sie um, was mir beim Zurücklegen ein wunderbares Gefühl der Kühle gab. Sie glättete die Decken und nahm mir den schweren Schlafrock, der mich seit dem Morgen gestört hatte, von den Füßen. Ruhig glitt sie im Zimmer auf und ab, räumte Sachen weg und ließ ein wenig frische Luft ein. Ich verfolgte ihr stilles Tun mit den Augen. Ich widersetzte mich nicht einmal, als sie ein feuchtes Tuch aus dem Badezimmer holte und mir reichte. Ich wischte mir damit übers Gesicht und die heißen Hände, was mir gut tat. Ja, ich fand schließlich sogar, daß sie nett anzuschauen war, und daß ihr Parfüm, nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, gar nicht so unangenehm sei... Als

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