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Heirate keinen Arzt

Heirate keinen Arzt

Titel: Heirate keinen Arzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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war. Blumen! Das war’s. Ein Blick in die Stube belehrte mich, daß sie sauber und aufgeräumt schien, aber kahl und nüchtern. Ja, hier mußten Blumen her! Ich holte mir die Küchenschere und begab mich in den Garten, um zu sehen, was da zu finden sei. Ich pflückte ein paar bunte Löwenmäulchen und ein paar weiße Herbstastern, von denen ich mit der Scherenspitze die Eintagsfliegen wegschnippte. Mrs. Little schnupperte, als ich mit meinem Strauß in der Küche erschien.
    »Haben wir nicht eine Vase oder so was?« erkundigte ich mich.
    »Oben in der Speisekammer steht, glaub’ ich, eine.«
    Zu jeder anderen Zeit würde sie sie mir selbst herbeigeholt haben, allein sie war noch böse auf mich, weil ich sie durch Mrs. Humes Kuchen tödlich beleidigt hatte. Nie wieder, so kündigte sie mir als zweifelhafte Strafe an, würde ich selbstgebackene Makronen von ihr zum Tee bekommen.
    Die Blumen gaben dem Zimmer zweifellos ein freundlicheres Aussehen, obwohl sie sich wegen ihrer verschiedenen Länge etwas sonderbar ausnahmen. Auf dem Teewagen standen Tassen und Teller sowie eine Schale Biskuits neben einer auffällig leer aussehenden Platte für den erwarteten Kuchen.
    Mrs. Little bereute anscheinend ihr Verhalten wegen der Vase und fragte von der Schwelle aus, ob ich sonst noch etwas brauche.
    »O ja. Haben wir keine Papierservietten?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Zum Tee?« fragte sie ungläubig.
    »Meine Mutter gab immer welche.«
    »Wenn Sie mir’s gesagt hätten...«
    »Na, macht nichts, ist nicht so wichtig.« Ich sagte, sie solle den Tee aufgießen, sobald alle Gäste da seien, blickte mich noch einmal in dem (nach Sylvias Maßstäben) nicht sehr elegant wirkenden Raume um und ging nach oben, um meine Golfsachen ab- und einen anständigen Anzug anzulegen.
    Während ich noch unter der Dusche stand, hörte ich die Türglocke und dann Mrs. Humes Stimme in der Diele. Sie kam früher als erwartet, und ich hatte nicht gewollt, daß sie ihrem Erzfeind - Mrs. Little - begegnen sollte, doch nun war es zu spät. In der Hoffnung, daß sie sich nicht gegenseitig umbringen würden, bis ich erschiene, trocknete ich mich ab und zog in aller Ruhe einen der neuen Anzüge an, die ich mir nach meinem Gespräch mit Sir Higgins hatte machen lassen. Ich war froh darüber, daß ich etwas für meine Garderobe getan hatte, denn ich verspürte keine Lust, mich von diesem elenden Wilfred über die Achsel ansehen zu lassen.
    Unten angelangt, blieb ich wie angenagelt auf der Schwelle zum Wohnzimmer stehen. Dieses strahlte in heller Blütenpracht; mein bescheidener Beitrag zur Ausschmückung des Raumes war auf den Fenstersims verbannt worden, wo der Vorhang ihn gnädig verhüllte- Auf dem Tisch standen zwei Schälchen mit Pralines, die Tassen standen auf rosa Papierservietten, und auf dem Tisch prangten zwei lecker aussehende Kuchen auf silbernen Platten.
    »Ich dachte, es wäre besser, zwei zu machen, weil nicht jeder gern Schokoladekuchen hat«, ließ sich hinter mir eine Stimme vernehmen.
    Mrs. Hume sah in ihrem hellblauen Sommerkleid hübsch aus. In diesem Augenblick hätte ich sie aus reiner Dankbarkeit für ihr frauliches Walten umarmen können.
    »Wie wunderbar haben Sie alles hergerichtet!« rief ich aus. »Es ist wirklich zu nett von Ihnen, sich soviel Mühe zu machen.«
    »Es war mir ein Vergnügen«, erwiderte sie, und es klang echt.
    Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte ich, daß sie im Begriff stand, mich beim Arm zu nehmen. Rasch tat ich einen Schritt vorwärts.
    »Möchten Sie sich nicht mal die Äpfel ansehen, ehe die anderen da sind?« fragte ich in wilder Hast. »Es sind ein paar ganz prächtige darunter.«
    Zusammen schlenderten wir durch den Garten, und ich wies auf die Glanzpunkte meiner »tollen Obsternte«, wie Hodge sie nannte. Bei jedem zweiten Baum warf ich einen verstohlenen Blick auf meine Uhr. Um viertel vor vier war mir vor Aufregung ganz kalt. Um fünf Minuten vor vier steckte ich die Hände in die Taschen, um nicht an meiner Krawatte herumzuziehen, wie es in solchen Augenblicken meine Gewohnheit war. Um vier Uhr hielt ich es nicht länger aus.
    »Wollen wir nicht wieder hineingehen?« sagte ich.
    Warum ich so aufgeregt war, weiß ich nicht. Sylvia gehörte ja nicht länger mir, und der einzige Grund für ihr Kommen war, sich mit ihrem einzigartigen Wilfred vor mir großzutun. Aber die alte Verzauberung war wohl wieder am Werk. Ich fragte mich, wie lange Sylvia wohl verheiratet sein müsse, ehe ihr Name oder

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