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Heirate keinen Arzt

Heirate keinen Arzt

Titel: Heirate keinen Arzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Weybridge-Bennet als zweiten Gutachter konsultierte, hat allerdings gesagt, es könne von Überarbeitung kommen. Worauf führen Sie es zurück?«
    »Gummistrumpfhalter.«
    »Wie bitte?«
    »Gummistrumpfhalter.«
    Zum Glück kam in diesem Moment Mrs. Little mit dem Teebrett herein.
    Mrs. Hume betätigte sich als Gastgeberin, was sie mit großem Geschick tat. Wilfred sagte, sie hätten eben erst zu Mittag gegessen, und er könne nichts anrühren, aber Sylvia nahm ein Stück von jedem der Kuchen. Er schmeckte auch vorzüglich.
    »Ich dachte nicht, daß deine Haushälterin so gute Kuchen backen könnte«, sagte sie.
    »Hat sie auch nicht gemacht. Mrs. Hume hat sie gebacken.«
    Sie sah zu Mrs. Hume hinüber, dann zu mir und wieder zu ihr.
    »Sie sind wirklich ganz ausgezeichnet«, lobte sie, und ich hätte gern erraten, zu welchen sonstigen Schlüssen sie gekommen war. -
    »Antonio vom Fleur-de-Lys hat Sylvia einen Kuchen zur Verlobung gebacken«, berichtete Wilfred. »Er war fabelhaft, nicht, Sylvia? Antonio bäckt auch unseren Hochzeitskuchen.«
    »Wann ist die Hochzeit?« fragte ich und sah Sylvia an.
    »Februar«, näselte Wilfred. »Früher ist es zu kalt für Kitzbühel.«
    Sylvia wischte sich den Mund mit der rosa Papierserviette.
    »Ich dachte, Antonio wäre nicht mehr im Fleur-de-Lys«, bemerkte Mrs. Hume.
    Ich fragte mich, wieso sie über das Personal eines Nachtklubs Bescheid wisse, dann fiel mir ihr reicher erster Mann ein und ihr lebenslustiger zweiter.
    »Er war auch mal fort, aber die Gäste wurden so ärgerlich darüber, daß man ihn überreden mußte, wiederzukommen.«
    »Ich werde nie Antonios Pigeons à la Crapaudine vergessen«, sagte Mrs. Hume mit einem träumerischen Blick in den Augen.
    Sie stand auf und zog einen Stuhl in Wilfreds Nähe, und während sie sich des langen und breiten über Antonios Kochkünste erging, würdigte er ihre Figur - eben das, was sie arglistig hatte herausfordern wollen. Als sie Antonios kulinarisches Repertoire in allen Einzelheiten erörtert hatten, kamen sie auf den ihm nicht ebenbürtigen Monsieur Tailleur von »La Paume« zu sprechen. Ich machte mir indessen ihr beiderseitiges Interesse für Nachtleben und materielle Genüsse zunutze, überließ sie ihren tiefsinnigen Betrachtungen über die Sauce Bearnaise des einen oder anderen Kochkünstlers und nahm Sylvia mit hinaus in den Garten.
    »Sylvia, wie konntest du nur?« stieß ich hervor.
    »Wie konnte ich was?«
    »Du weißt es ganz genau. Dieser Bursche ist ja nur halb so groß wie du und ein völliger Trottel.«
    »Wenn du mit mir in den Garten gegangen bist, nur um Wilfred zu beleidigen...« Damit machte sie Miene, ins Wohnzimmer zurückzukehren, allein ich hielt sie am Arm zurück.
    »Entschuldige«, sagte ich. Doch im nächsten Augenblick ritt mich der Teufel, und ich fügte hinzu: »Aber du weißt nur zu gut, daß es wahr ist.«
    »Das tu’ ich nicht, und das weißt du«, erwiderte Sylvia in aller Ruhe. »Dir sind einfach die Trauben zu sauer.«
    »Damit willst du wohl sagen, ich sei ein Neidhammel.«
    »Eigentlich paßt wohl weder das eine noch das andere, aber du weißt auch so, was ich meine. Es hat keinen Zweck, daß ich ein Loblied auf Wilfred singe, aber ich möchte, daß du versuchst, ihn gern zu haben. Schließlich will ich ihn ja heiraten.«
    »Wo wollt ihr leben?«
    »Er hat in Schottland ein Schloß und ein Haus in der Stadt.«
    Ich konnte ein kindisch verächtliches »Pah!« nicht unterdrücken, im tiefsten Inneren aber wußte ich, daß Sylvia hier wie dort eine elegante Hausherrin abgeben würde.
    Ich wandte mich, um sie über das Vogelbad hinweg scharf ins Auge zu fassen.
    »Sylvia, ich muß es wissen! Liebst du ihn?«
    »Warum sollte ich ihn denn sonst heiraten?«
    »Weich nicht aus.«
    »Stell keine indiskreten Fragen.«
    »Sag lieber geradeheraus, ich solle mich um meine eigenen Sachen kümmern.«
    »Das wäre grob.«
    »Ich wäre immer noch lieber grob, als daß ich jemanden, den ich nicht liebe, seines Geldes wegen heiratete«, meinte ich.
    Sobald es heraus war, wußte ich, daß ich zu weit gegangen war. Sylvia sah einen Augenblick lang in ihrem zitronengelben Kleid nicht mehr ganz so schön aus.
    »Ich glaube, es wird Zeit, daß wir hineingehen«, sagte sie kühl und schritt über den Rasen auf das Haus zu. Als sie ins Zimmer trat, stand Wilfred auf und zog mit gekünstelter Geste eine dünne Golduhr aus seiner Westentasche.
    »Ich meine, wir sollten jetzt gehen, Sylvia«, verkündete er,

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