Heiratsantrag auf Portugiesisch
amüsieren. Statt ihrer Aufforderung Folge zu leisten, lehnte er sich an die Wand und steckte die Hände in die Taschen seiner sehr gut sitzenden hellen Hose.
„Kein Grund zur Aufregung. Es ist dir vielleicht nicht bewusst, aber hier in der Gegend haben die Männer Feuer im Blut. Sie reagieren sehr schnell auf weibliches Entgegenkommen. Ich kann dir versichern, kein Portugiese würde die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, wenn du dich ihm so spärlich bekleidet präsentierst.“
„Dann ist es ja nur gut, dass in deinen Adern ausreichend englisches Blut fließt und du deshalb nicht so leicht verführbar bist.“
Der kalte Blick, den er ihr zuwarf, ließ sie betroffen zurückfahren.
„Wenn du auf meine Worte von gestern Abend anspielst, so kann ich nur sagen, dass es mir leidtut, so mit dir gesprochen zu haben.“
„Du hast mich gar nicht begehrt, stimmt’s? Du wolltest mir nur Angst einjagen.“
Ein unergründlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Angst einjagen?“ Er sah nachdenklich vor sich hin, dann: „Du hast ganz recht, aber ich verspreche dir, du wirst keinen Anlass haben, mich zu fürchten. Jetzt gehe ich besser, bevor meine Mutter nachsieht, warum ich mich so lange hier aufhalte. Auch wenn sie englische Vorfahren hat, würde sie es nicht gutheißen, dass du halb nackt vor mir stehst.“
Er ließ seinen Blick auf ihr ruhen, bis ihr heiß und kalt wurde. Ein völlig unbekanntes Gefühl glühender Lust stieg in ihr auf. Doch sofort meldete sich eine warnende Stimme. Ich darf mich ihm nicht hingeben, darf weder meinen Körper noch meine Seele preisgeben.
„So wie du mich jetzt ansiehst, könntest du auch eine unserer verschreckten Klosterschülerinnen sein. Keine Sorge, selbst wenn wir keine Blutsverwandte sind, bist du vor mir sicher. Aber du sollst auch wissen, es war der sehnlichste Wunsch deines Vaters, dass wir … Freunde werden.“
„Freunde?“
„Hier an der Algarve besiegeln wir Freundschaften so.“
Er beugte sich vor und küsste sie ganz leicht auf die Lippen. Tausend widerstreitende Gefühle bemächtigten sich ihrer. Sie wollte Jaime wegschieben, aber zu ihrem Erstaunen öffnete sie die Lippen und erwiderte seinen Kuss. Ungekannte Wellen der Lust brachen über sie herein. Nie hatte sie Ähnliches empfunden. Und doch verspürte sie tief in ihrem Inneren, dass sie genau darauf gewartet hatte.
Jaime schien ihr Begehren zu spüren, denn er löste seine Lippen von ihren und flüsterte einige unverständliche Worte. Dann spürte sie seine Hände und einen Lufthauch an ihrem Körper.
Sie bemerkte, dass sie nackt vor ihm stand, und im gleichen Moment fühlte sie, wie er ihr sanft über Bauch und Hüften strich. Sie hatte sich noch nie in einer vergleichbaren Situation befunden, doch ihr Körper antwortete intuitiv auf seine Liebkosungen.
Verlangend küsste er sie erneut und umfasste dabei zart ihre Brüste.
„Shelley!“
Sie öffnete die Augen und sah ihn an. Sein Atem ging rasch, als wäre er gerannt. Die Erregung in seinem Blick wich Bedauern.
„Nein … es darf nicht sein“, murmelte er, hob das Handtuch auf und hüllte sie darin ein. Kurz streifte sein Blick ihren Mund, und der Druck seiner Hände auf ihrer Taille verstärkte sich. Shelley verharrte atemlos. Mit einem kaum hörbaren Seufzer ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
„Schlaf gut“, sagte er leise. „Und vergiss nicht, wir sehen uns morgen beim Frühstück.“
Sie stand regungslos, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. In wenigen Minuten war ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt worden. Was war mit ihrer Selbstbeherrschung geschehen, auf die sie so stolz war? Mit einem einzigen Kuss hatte Jaime alle Mauern, die sie um sich errichtet hatte, zum Einstürzen gebracht. Eine einzige Berührung seiner Hände hatte ihr gezeigt, dass die Gleichgültigkeit, die sie anderen Männern gegenüber empfand, in seiner Gegenwart einer glühenden Erregung wich. Ein Schauer überlief sie, und sie zog sich ihr Nachthemd über. Morgen früh würde sie sich Gedanken darüber machen, warum er sie geküsst hatte. Nun wollte sie erst einmal schlafen und sich von diesem Tag, der ihr das Äußerste abverlangt hatte, erholen.
4. KAPITEL
In den frühen Morgenstunden erwachte Shelley mühsam aus einem unruhigen Schlaf. Eine schwere Last schien auf ihr zu liegen. Nur langsam kehrte die Erinnerung an den vergangenen Abend zurück und damit auch die Unsicherheit. Unmöglich, dass ein Mann wie Jaime sie
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