Heiratsantrag auf Portugiesisch
begehrte. Und doch … wenn er sie so ansah. Wovor fürchtete sie sich? Gewiss nicht nur vor seinem Verlangen?
Nein, es waren ihre eigenen Gefühle, die sie erschreckten. Ihr ganzes Leben war sie bindungsscheu gewesen, weil sie sich nicht der Gefahr aussetzen wollte, zurückgewiesen und verletzt zu werden. Sie hatte sich eingeredet, Männern gegenüber gleichgültig zu sein. Nun wusste sie, sie hatte sich etwas vorgemacht.
Was sie für Jaime empfand, war mehr als eine Teenager-Verliebtheit, mehr als die sexuellen Fantasien einer jungen unerfahrenen Frau. Aber was genau war es? Sehnsucht? Schmerz? Das alles und noch viel mehr.
Und Jaime wusste davon. Er hatte gespürt, wie sie von ihren Gefühlen für ihn überwältigt wurde. Wie hatte das nur geschehen können?
Sie stand auf, zog sich an und trat auf den Balkon hinaus. Jaime! Kraftvoll schritt er durch den Innenhof und brachte ihr Herz zum Rasen. Er sah nach oben, erblickte sie, und zu ihrem Ärger spürte sie, wie sie errötete.
„Komm runter und lass uns zusammen frühstücken.“
Am liebsten hätte sie abgelehnt, doch damit hätte sie sich nur noch mehr verraten. „Oder soll ich dich lieber holen kommen?“ Ein humorvolles Lächeln umspielte seine Lippen, doch sie wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen. Sein leises Lachen folgte ihr, als sie den Balkon verließ, und sandte süße Schauer durch ihren Körper.
Inzwischen wusste sie, dass ihre Wut über die Kälte, mit der er ihr anfänglich begegnet war, ihrem Schmerz und ihrer Enttäuschung entsprungen war. Sie hatte sich so sehr auf ihre Verwandten gefreut und sich immer wieder die Begrüßung ausgemalt. Wie ganz anders war alles gekommen! Nun fiel es ihr schwer, zu glauben, dass er es ehrlich mit ihr meinte. Ein Mann wie Jaime kann mich nicht attraktiv fin den und schon gar nicht mit solcher Leidenschaft auf mich reagieren.
Trotz aller Vorbehalte ging sie zu ihm in den Hof hinaus. Ein würziger Duft hing in der Luft.
„Na endlich!“
Jaime umarmte sie und lachte, als er ihre Anspannung spürte und sah, wie sie einen Blick über die Schulter warf, um zu sehen, ob auch niemand sie beobachtete. Shelley versuchte ihre Nervosität zu überspielen und fragte: „Was riecht denn hier so gut?“
„Gestern Nacht hat es geregnet, und der Wind trägt den Geruch der Pinienwälder zu uns herüber. Aber er kann nicht mithalten mit dem Duft deiner Haut.“
Er beugte sich über sie und fuhr langsam und genüsslich mit den Lippen über ihren Hals. Ihr ganzer Körper schien unter seiner Liebkosung zu explodieren. Als Jaime den Kopf hob, sah sie nicht nur sein Lächeln, sondern auch das Verlangen in seinen Augen.
„Es kommt mir fast so vor, als hätte das noch nie jemand mit dir gemacht.“ Er sagte es beiläufig, doch sie spürte die Frage hinter seinen Worten. Am liebsten hätte sie ihm eine leichtfertige Antwort geben, brachte es aber nicht fertig. So schüttelte sie nur den Kopf, verärgert über ihre eigene Schüchternheit.
„Jetzt hast du dich wieder in deinen Panzer zurückgezogen. Glaub mir, das ist nicht nötig. Ich will dich nicht verletzen.“
Darum ging es nicht. Was sie erschreckte, war die Tatsache, dass er ihr wehtun konnte, ohne dass sie in der Lage wäre, sich dagegen zu wehren.
„Nach dem Frühstück möchte ich die Reben kontrollieren. Komm doch mit! Und heute Nachmittag fahren wir zur Villa.“
„Was wird aus dem Treffen mit deiner Mutter?“
„Ja, richtig. Gut, dann kannst du mich morgen in die Weinberge begleiten. Du hast schließlich auch ein finanzielles Interesse an dem Gut.“
„O nein, das habe ich nicht! Das weißt du. Und was die Villa angeht …“
„Du möchtest, dass sie wieder unser Eigentum wird, aber das kann ich dir nicht erlauben. Und meine Mutter wird es auch nicht annehmen. Uns gehört bereits die quinta ,da dein Vater seinen Anteil daran meiner Mutter vermacht hat. Ich kann dir die Villa abkaufen, querida . Ich lasse ein Gutachten erstellen und dann …“
„Nein“, unterbrach sie ihn mit fester Stimme, froh darüber, sich wieder auf vertrauterem Terrain zu befinden. „Ich möchte kein Geld dafür nehmen.“
„Warum nicht? Weil ich so grob mit dir umgesprungen bin, bevor ich die Wahrheit kannte?“
Das war nur zum Teil der Grund, es steckte noch mehr dahinter. „Es ist euer Haus“, sagte sie nur, „und ich gehöre nicht hierher.“
„Warum sagst du das? Es war das Zuhause deines Vaters, und jetzt ist es deines.“ Seine Worte berührten sie
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