Heiratsantrag auf Portugiesisch
schließen, wenn du es zulässt.“
Shelley legte ihre Hand auf die der älteren Frau.
„Lass uns noch mal von vorne anfangen“, sagte sie sanft.
Die Condessa erhob sich und umarmte sie zärtlich. „Gegen Ende der Woche fahren wir für einen Monat nach Lissabon. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mitkommen und die übrigen Familienmitglieder kennenlernen würdest.“ Als fürchte sie, dass Shelley ablehnen könne, fuhr sie fort: „Dein Vater hätte es gewünscht. Wir sind jetzt eine Familie.“
Shelley zögerte kurz. Sicher würde man ihr noch länger Urlaub geben. Sie hatte das ganze Jahr noch keinen genommen. Und schließlich war sie ja nach Portugal gekommen, um ihre Verwandten zu treffen.
„Bitte, komm mit.“ Die Condessa wirkte plötzlich viel gefasster. „Jaime will es unbedingt. Und es wäre auch der Wunsch deines Vaters gewesen. Er hatte gehofft …“ Sie brach ab und seufzte. „Dein Vater war ein Romantiker. Er hat davon geträumt, dass ihr ein Paar werdet.“
Es fiel Shelley schwer, ihren Schock zu verbergen. Doch die Condessa sprach bereits von ihren Hoffnungen bezüglich Carlota und einem Cousin zweiten Grades.
„Ich halte nichts von arrangierten Ehen für meine Kinder, aber Santos ist ein reizender junger Mann und sehr in Carlota verliebt.“
So wie mein Vater es sich anscheinend für Jaime und mich erträumt hat.
Beim Mittagessen stellte Shelley fest, dass Carlota bei Weitem nicht so schüchtern war, wie sie bei ihrer ersten Begegnung angenommen hatte. Im Gegenteil, die temperamentvolle junge Frau hatte die sympathische Angewohnheit, viel und ohne lange zu überlegen, darauflos zu reden. Alle gingen so warmherzig und ungezwungen miteinander um, wie Shelley es sich immer gewünscht hatte. Gelegentlich unterbrach Jaime den Redeschwall seiner Schwester und erinnerte sie humorvoll an ihren Vorsatz, einen guten Eindruck auf ihren Gast zu machen.
„Mir war von Anfang an klar, dass du dich in ihr getäuscht hast“, fuhr Carlota genüsslich fort. „Als Tochter von Papa Philip kann sie gar nicht so übel sein“, meinte sie ernst.
Vom Ende des Tisches war das Seufzen der Condessa zu vernehmen.
„Wären wir nur ebenso vertrauensvoll wie du gewesen. Hoffentlich kann Shelley uns verzeihen.“
„Eure Reaktion war verständlich“, sagte Shelley mit fester Stimme. „Ich hätte wahrscheinlich ähnliche Gedanken gehabt. Lasst uns einen Schlussstrich ziehen und noch einmal von vorne anfangen.“
„Das ist sehr großzügig von dir.“ Diesmal war es Jaime, der sprach. Was mochte er wohl von den romantischen Vorstellungen ihres Vaters halten? Die Familie bedeutete südländischen Männern sehr viel. Doch sicher ging er nicht so weit, sich bei der Wahl seiner Braut beeinflussen zu lassen?
„Luisa hat gesagt, du warst heute Vormittag sehr lange bei Mama“, wandte Carlota sich an Shelley. „Hoffentlich hat sie dich überredet, mit nach Lissabon zu kommen.“ Sie verzog ein wenig das Gesicht. „Diese ganzen Familienbesuche sind so langweilig. Aber du kannst sicher sein, dass die Sippe dich mögen wird. Alle haben Papa Philip sehr geschätzt.“
„Shelley kommt mit nach Lissabon“, informierte die Condessa ihre Tochter. „Aber sprich nicht so über deine Verwandtschaft. Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, dich noch zwei Jahre länger in der Schule …“
„Schule …“, unterbrach sie Carlota und schnitt eine Grimasse. „Das hätte gar nichts gebracht. Ich bin einfach keine Intellektuelle.“
„Jedenfalls gibst du dir nicht die geringste Mühe, eine zu sein“, erwiderte ihre Mutter trocken. „Und jetzt iss auf. Jaime möchte Shelley heute Nachmittag die Villa zeigen.“ Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. „Eigentlich sollte ich mitkommen, aber ich kann die vielen Erinnerungen noch nicht ertragen. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, Shelley. Dort in der Villa habe ich deinen Vater kennengelernt.“ Plötzlich wirkte die ältere Frau wieder sehr müde.
„Ich freue mich, dass du uns nach Lissabon begleitest“, sagte Jaime eine Weile später, als er Shelley vor dem Haus traf. Er sah sie kurz von der Seite an und fügte hinzu: „Dann haben wir Zeit, uns näherzukommen. Außerdem wird es Mutter Freude bereiten, dich herumzureichen und allen vorzustellen. Es geht ihr nicht gut. Sie hat ein schwaches Herz. Nach dem Tod deines Vaters fürchteten wir, sie könnte einfach aufgeben. Aber jetzt bist du da, und das gibt ihr neuen Auftrieb.“
Er führte sie
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