Heiratsantrag auf Portugiesisch
Natürlich werden Jaime und ich uns auch weiterhin treffen.“ Sie warf Shelley einen Blick von der Seite zu, um zu sehen, wie sie die Nachricht aufnahm. Die Reaktion schien zu ihrer Zufriedenheit auszufallen, denn sie fuhr mit samtweicher Stimme fort: „ Sie haben doch nicht etwa geglaubt, dass er auf Sie hereingefallen ist? Ein Mann wie Jaime, der jede Frau haben könnte? Ihr unbestechlicher britischer Verstand hat Ihnen doch sicher nichts vorgegaukelt, oder?“
Ich habe es gewusst, dachte Shelley verzweifelt. Aber ich war zu verliebt, um der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“ Vor dieser Frau würde sie sich keine Blöße geben.
„Nicht?“ Sofia setzte sich und schlug die langen Beine in den eleganten Seidenstrümpfen provozierend langsam übereinander. „Dann kläre ich Sie wohl besser auf.“ Sie warf einen Blick auf ihre teure mit Diamanten besetzte Uhr, dann: „Jaime wird so schnell nicht wiederkommen. Ich denke, ich habe genug Zeit, Ihnen die ganze Geschichte zu erzählen.“ Sie machte einen Schmollmund. „Typisch Jaime, einfach alles mir zu überlassen. Dabei hat er mir versprochen, Sie nicht im Unklaren über den Grund der Heirat zu lassen. Als Frau kann ich verstehen, was Sie jetzt empfinden. Ich habe ihm gesagt, je eher Sie die Wahrheit erfahren, umso schneller werden Sie sich damit arrangieren. Es gibt doch nichts Demütigenderes, als sich einem Mann an den Hals zu werfen, der einen nicht will. Und genau das wäre in der Hochzeitsnacht passiert. Oh, ich zweifle nicht daran, dass er mit Ihnen geschlafen hätte.“ Erstaunlich selbstbewusst zuckte sie die Schultern. „Die Ehe ist schließlich nur gültig, wenn sie vollzogen wurde. Und Jaime ist ein sehr guter Liebhaber. Ein unerfahrenes junges Ding wie Sie hätte er jedenfalls leicht getäuscht. Zumindest sehen Sie nicht so aus, als hätten Sie viel Erfahrung. Jaime hingegen … Er weiß genau, was eine Frau will, was sie braucht …“
Übelkeit stieg in Shelley auf, als sie den zufriedenen Ausdruck im Gesicht der anderen sah. „Wie traurig für Sie, dass er nur an Ihrer Villa interessiert ist.“
„Die hätte er auch haben können, ohne mich zu heiraten“, hielt Shelley dagegen. „Und das wusste er, auch wenn Sie keine Ahnung davon haben. Ich wollte sie seiner Mutter zurückgeben.“ Wenn sie geglaubt hatte, Sofia damit den Wind aus den Segeln zu nehmen, so hatte sie sich getäuscht. Die Worte brachten sie nicht aus dem Konzept.
„Jaime wollte nicht, dass die Villa zurück an die Condessa geht, denn seine Mutter ist gegen die Baupläne. Sie würde nicht verkaufen. Sowohl sie als auch ihr Mann waren erbitterte Gegner des Hotelkomplexes. Äußerst kurzsichtig gedacht.“ Sie verzog die roten Lippen. „Die Condessa ist eine Närrin. Jaime und mein Vater werden mit der Anlage ein Vermögen verdienen.“
Warum tue ich mir das an? Ich sollte einfach aufstehen und gehen. Doch Shelley erkannte bitter, dass ihr Stolz es nicht zuließ, einfach vor dem Schmerz davonzulaufen.
„Mein Vater will die Ferienanlage größer als ursprünglich geplant bauen. Dazu braucht er das Land, das zur Villa gehört. Er will dort kleine private Bungalows errichten und eine moderne Sportanlage mit Tennisplätzen für die Gäste. Wenn alles fertig ist, wird es an der ganzen Algarve keine exklusivere Anlage für wohlhabende Urlauber geben.“
Shelley konnte es direkt vor sich sehen, und das Bild war schockierend und abstoßend. Ihr gefiel die Küste so, wie sie war, in ihrer ganzen ursprünglichen Schönheit. Unmöglich, dass Jaime einen derartigen Bauboom in direkter Nähe zu seinem Weingut unterstützen sollte. Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, fuhr Sofia fort: „Natürlich wird er die quinta verkaufen. Darüber kann er allein entscheiden, denn sie gehört ihm. Er kauft ein Haus auf dem Land für Sie und die Familie, während er und ich …“ Sie lachte, als sie Shelleys Gesichtsausdruck sah. „Wir werden nicht zulassen, dass diese Ehe irgendetwas an unserer Beziehung ändert.“ Sie schüttelte ihr glänzendes dunkles Haar. „Jaime braucht mich ebenso sehr, wie er auf Sie angewiesen ist.“
„Aber Sie hat er nicht geheiratet“, erwiderte Shelley kühl, obgleich sie innerlich alles andere als gefasst war.
Sofia zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ich will nicht heiraten – weder ihn noch einen anderen. Ich möchte frei sein. Das heißt aber nicht, dass ich auf Jaime als Liebhaber verzichte. Ich will ihn behalten,
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