Heiratsmarkt
und pass lieber auf, was ich dir jetzt sage!"
„Ja, Sir", antwortete Jessamy und richtete sich auf.
„Du hast meinen Schutz als den deines Vormunds beansprucht, und jetzt musst du dich dem Urteilsspruch deines Vormunds beugen. Dieser lautet dahin, dass du von nun an deine Studien einschränken - glaube mir, du übertreibst es! -und einige Stunden täglich deinen körperlichen Bedürfnissen widmen wirst. Was du brauchst, Jessamy, ist kein Laufrad, sondern ein Pferd!"
Jessamys düstere Augen leuchteten auf; unwillkürlich rief er aus: „Oh, wenn doch nur ...!" Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht. Nicht in London! Die Kosten ..."
„Kosten wird es keine geben. Du wirst eines meiner Reitpferde bewegen und mir damit nur einen Gefallen tun."
„Ihre P-pferde reiten? Sie ... Sie würden mich lassen - mir v-vertrauen!", stammelte Jessamy. „O nein! Ich verdiene es nicht, belohnt zu werden, Sir!"
„Das ist keine Belohnung - das ist ein Befehl!", sagte Alverstoke. „Ein neuartiges Erlebnis für dich, junger Mann!" Die strahlend zu ihm erhobenen Augen, die zitternden Lippen Jessamys rührten ihn. Er lächelte, legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und packte sie fest. „Kopf hoch, du Dummkopf!", meinte er. „Du hast ja nicht einmal ein einziges der Zehn Gebote gebrochen, also hör endlich damit auf, aus einer Fliege einen Elefanten zu machen!
Wenn Knapp mit deiner Jacke fertig ist, fahre ich dich jetzt heim."
15. KAPITEL
Am folgenden Morgen erhielt der Marquis einen Brief von Frederica, in dem sie ihm für seine freundliche Hilfe dankte und ihr Bedauern ausdrückte, dass ihm Jessamy so viel Mühe gemacht hatte. Er las das Schreiben anerkennend und wusste sehr gut, dass dessen Höflichkeit tiefste Demütigung verbarg - oder verbergen sollte. Sie gestand das ein, als er sie zwei Tage später auf einer Gesellschaft traf. Auf seine spöttische Anschuldigung antwortete sie: „O nein, nein, nein, ich war nicht ärgerlich, nur tief gedemütigt! Nach all meinen Beteuerungen - Ich bitte Sie aufrichtigst um Entschuldigung!"
„Unsinn! Was hatten denn Sie damit zu tun?"
„Oh, alles Erdenkliche!", seufzte sie. „Ich habe Jessamy gegen seinen Wunsch nach London geschleppt und ihn wegen Charis vernachlässigt." Sie schwieg und fügte dann aufrichtig hinzu: „Nicht, dass er sich meine Gesellschaft gern allzu häufig aufdrängen ließe, ja, sie würde ihn sogar unerträglich stören. Er ist eben ein ... ein Einzelgänger, müssen Sie wissen, und auch das ist meine Schuld. Ich hätte mich wahrscheinlich zumindest anstrengen sollen, ihn davon zu kurieren."
„Damit hätten Sie nur Ihre Zeit vergeudet. Erklären Sie mir doch, weshalb Sie eigentlich aus einer völlig verständlichen Episode so ein Drama machen? Er musste sich natürlich für diesen Vorfall schämen, aber warum denn Sie?"
„Oh, das tue ich ja gar nicht!", entgegnete sie schnell. „Wenn er sich an mich statt an Sie gewandt hätte, dann hätte ich mich sogar königlich darüber amüsiert. Aber es ärgert mich wirklich, dass er Sie in die Angelegenheit hineingezerrt hat. Ja, und obwohl er in Wut gerät, wenn ich ihn frage, und sagt, es gehe mich nichts an, sondern sei ausschließlich seine Sache, bin ich doch überzeugt, dass Sie für den ganzen von
ihm angestellten Schaden aufgekommen sind, und das ist mir einfach unerträglich!"
„Auch ihm, daher habe ich ihm die nötige Summe nur geliehen - gegen sein Versprechen, dass er seine Studien etwas bremst. Ja, ich weiß, Sie brennen darauf, es mir sofort zurückzuzahlen, aber lassen Sie sich sagen, das wäre eine ziemlich unverschämte Einmischung. Ließe ich das zu, was ich natürlich auf gar keinen Fall tun werde, dann würde ich damit alles Vertrauen zerstören, das Jessamy in mich gesetzt hat."
Sie sah ihn herzlich dankbar an. „Er vertraut Ihnen tatsächlich! Ich hatte Angst, er würde niedergeschlagen sein, denn das wird er im Allgemeinen immer, wenn er etwas angestellt hat. Diesmal aber ist er im siebenten Himmel statt in tiefster Verzweiflung. Sie hätten ihn nur sehen sollen, als er auf Ihrem Pferd vor die Tür geritten kam und mich herausrief, damit ich es bewundere! Er war so stolz und so glücklich! Ich werde mich nicht einmischen, aber lassen Sie sich wenigstens danken!"
„Nein, das Thema wird allmählich langweilig. Sagen Sie mir lieber, wer der tolle Bursche ist, mit dem Charis gerade tanzt."
Sie blickte zu ihrer Schwester, die mit einem lebhaften jungen
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