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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wird, an diesem Flug teilzunehmen?"
    „Nein. Guter Gott, nein! Daran habe ich nicht im Traum gedacht, wohl aber daran, dass ich ihn im Auge behalten müsse, und - wenn ich mich nicht von Vetter Buxted hätte aufbringen lassen -, ich glaube, ich hätte es getan", bekannte Jessamy und starrte streng geradeaus. „Mein verdammter Jähzorn! Eifersucht, Selbstüberheblichkeit, Wut, nur weil es mein Vetter auf sich genommen hat, Felix zu sagen, er solle weggehen! Und dabei hatte er wirklich recht!" Er verbarg sein Gesicht in den Händen und sagte mit erstickter Stimme: „Ich werde es nie zu etwas bringen, nie!"
    „Du hast recht, solange du nicht deine Tendenz überwunden hast, dir wirre Grillen in den Kopf zu setzen", pflichtete Alverstoke ungerührt bei. Er ließ Jessamy ein, zwei Augenblicke Zeit, diese vernichtende Bemerkung zu verdauen, bis er viel ermutigender hinzufügte: „Doch es wird dir zweifellos gelingen. Ich möchte dich nicht beleidigen, indem ich dich einen kleinen Jungen nenne, aber weißt du, sehr alt bist du wirklich noch nicht!"
    Jessamy ließ die Hände vom Gesicht sinken und brachte ein Lächeln zustande. „Ja, ich ... ich weiß. Man sollte Geistesstärke haben - nicht zulassen, dass man überwältigt wird und ... und seine eigenen Sünden nicht vergrößern, weil das auch eine Form der Eigenliebe ist - glauben Sie nicht?"
    „Möglich. Das ist eine Frage, die ich mir bisher noch nicht geleistet habe", antwortete Seine Lordschaft trocken.
    „Frederica auch nicht. Und sie hält auch keine Moralpredigten. Und sie ist der beste Mensch, den ich kenne!" Er fügte unerwartet naiv hinzu: „Vermutlich erscheint das seltsam, wenn man so etwas von der eigenen Schwester sagt, aber es ist wahr, und ich schäme mich nicht, es zu sagen. Sie mag ja keine Schönheit sein wie Charis, doch sie ist ... sie ist ..."
    „Ein Dutzend Charis wert!", ergänzte Seine Lordschaft.
    „Ja, beim Jupiter, das ist sie!", bestätigte Jessamy, und seine Augen funkelten.
    Danach verfiel er in Schweigen, das er nur brach, um einsilbige Antworten auf Bemerkungen zu geben, die Alverstoke an ihn richtete, ihn einmal zu fragen, mit welcher Geschwindigkeit seiner Meinung nach der Ballon wohl fliege, und einmal in einem Ausbruch von Vertraulichkeit zu sagen: „Es war unrecht von ihm - sehr unrecht, aber Sie können nicht leugnen, dass er Courage bis ins Mark hinein hat!"
    „O ja. Tollkühn und unwissend."
    „Vermutlich ja - aber ich hätte das nicht zusammengebracht."
    „Gott sei Dank nicht!"
    „Ich hätte nicht genug Zivilcourage dazu gehabt", gestand Jessamy offen.
    „Es ist nur zu hoffen, dass du mehr Verstand hast!", sagte Alverstoke scharf. „Wenn du in deinem Alter etwas auch nur halb so Dummes tätest, wäre der einzig richtige Platz für dich das Irrenhaus!"
    „Ja. Wenn ich es täte. Die Sache ist nur die, dass man einfach nicht anders kann, als sich gedemütigt fühlen, wenn der eigene kleine Bruder etwas tut, von dem man weiß, dass man nicht die Courage hätte, es selbst zu tun."
    Über diese Knabenhaftigkeit musste Alverstoke lachen, wollte aber Jessamy nicht sagen, weshalb, und empfahl ihm stattdessen, die Augen auf den Ballon zu halten, der bis auf kurze Zeitspannen, wenn Häuser oder Wälder ihnen die Sicht verstellten, die ganze Zeit zu sehen war. Er befand sich nun in beträchtlicher Höhe, bewegte sich aber anscheinend nicht schnell, da seine Entfernung von dem Phaeton, so weit es Alverstoke beurteilen konnte, etwa acht bis zehn Meilen betrug und sich nur langsam vergrößerte. Vom Start an war er westlich der Straße geflogen, ein Umstand, der, wenn er weiter westlich zu ziehen schien, Jessamy mehrmals derart zappeln ließ, dass er mit aller Kraft seine Ungeduld zügeln musste. Das gelang ihm auch. Zwar wollte er Alverstoke drängen, die Poststraße zu verlassen und dem Ballon auf einem Feldweg zu folgen, der direkt in der Richtung des Ballons zu verlaufen schien, aber im Grunde wusste er, dass dies Torheit wäre. Ländliche Feldwege verlaufen unregelmäßig und enden nur zu oft an irgendeinem Bauernhof oder einem Weiler. Er bezähmte seine nervöse Gereiztheit und sagte sich, dass der Ballon ständig in nordwestlicher Richtung flog, und wenn es so aussah, als schwenke er ab, es bloß davon komme, weil die Straße von der Geraden abwich. Aber wann immer sie gezwungen waren, an einem Mauttor anzuhalten und der Zollwärter nur langsam auf den herrischen Pfiff reagierte, mit dem ihn Curry aus seinem winzigen

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