Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
ihr plötzlich eine Idee. „Ich frage mich, ob wohl Louisa Jane in dieser Sea-son herausbringen will? Bedauernswert sommersprossig, das arme Kind, und eine so klägliche Figur! Aber du kannst dich darauf verlassen, dass Louisa sich anstrengen wird, ihre Tochter würdig einzuführen, obwohl sie ein derartiger Geizkragen ist und bestimmt um jeden Penny weint, den sie dafür aufwenden muss. Übrigens", fügte sie hinzu und lachte leise, „es geht das Gerücht, dass du zu Ehren Janes einen Ball geben wirst!"
    „Ach nein, wirklich?", erwiderte Seine Gnaden. „Gerüchte sind doch, wie du ja weißt, nichts als Schall und Rauch ... wie das Zitat weitergeht, weiß ich nicht. Lass dir hingegen versichern, liebe Lucretia, falls Einladungen zu einem Ball, der hier abgehalten wird, hinausgehen, dann wird Chloes Name nicht vergessen. Jetzt aber musst du mir erlauben, dich zu deiner Kutsche zu begleiten. Der Gedanke an die liebevolle Har-riet, die dich geduldig erwartet, beginnt mich zu bedrücken."
    „Halt!", sagte Mrs. Dauntry und hatte eine weitere Idee. „Wie wäre es, wenn Louisa und ich unsere Mittel sozusagen zusammenlegen und einen Ball zu Ehren unserer beiden Töchter geben? Ich fürchte zwar, meine liebliche Chloe wird die arme Jane absolut überstrahlen, aber ich wette, das macht Louisa nichts aus, wenn sie nur ein bisschen einsparen kann." Sie hob flehend die Hände und fügte mit einer Stimme, in der sich Schalkhaftigkeit und Schmeichelei angenehm vereinten, hinzu: „Würdest du uns, teuerster Vernon, wenn Louisa der Plan gefiele, erlauben, den Ball hier, in deinem herrlichen Ballsaal, abzuhalten?"
    „Nein, teuerste Lucretia, das würde ich nicht!", antwortete Seine Gnaden. „Aber sei nicht traurig! Glaube mir, es käme nicht dazu, da Louisa der Plan gar nicht gefallen würde. Ja, ich weiß, ich bin so abscheulich ungefällig, dass du einer Ohnmacht nahe bist - soll ich die getreue Harriet an deine Seite rufen?"
    Das war ein bisschen zu viel, selbst für Mrs. Dauntry. Sie warf ihm einen zutiefst vorwurfsvollen Blick zu und ging. Ihr Ausdruck ließ sich mit dem der Mrs. Siddons vergleichen, wie sie von dem verstorbenen Sir Joshua Reynolds als Tragische Muse abkonterfeit worden war.
    Die dritte Besucherin des Marquis war Lady Jevington, die nicht kam, um eine Gunst von ihm zu erbitten, sondern um ihn zu beschwören, Lady Buxteds Zudringlichkeit ja nicht nachzugeben. Sie drückte sich gemäßigt und majestätisch aus und sagte, sie habe zwar nie erwartet, dass er bei der Einführung ihrer Anna in die Gesellschaft seine Hilfe anbieten würde, und sie habe ihn auch nicht darum gebeten. Sie könne es jedoch nur als absichtliche Brüskierung auffassen, falls er diesen Dienst Miss Buxted erwiese, die - wie Lady Jevington mit größtem Nachdruck betonte - sich mit ihrer Base die Auszeichnung teilte, sein Patenkind zu sein. Und, fügte sie hinzu, falls ihn seine Vorliebe dazu verführen sollte, gar Chloe, die Tochter dieser gewissen Frauensperson, dieses besonderen Gunstbeweises zu würdigen, dann wolle sie fortan nichts mehr mit ihm zu tun haben.
    „Augusta, damit überredest du mich fast dazu!", sagte Seine Gnaden.
    Die sanftmütig gesprochenen Worte wurden von dem süßesten Lächeln begleitet.
    Lady Jevington jedoch erhob sich in aufwallender Wut und fegte ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.
    „Und jetzt", sagte der Marquis zu seinem Sekretär, „fehlt nur noch, dass auch Ihr Schützling einen Ball von mir verlangt!"

3. KAPITEL
    Angesichts dieser Erlebnisse schien es nicht wahrscheinlich, dass der Marquis, der es selten für seine Pflicht hielt, jemandem anderen als sich selbst zu gefallen, auf Miss Merrivilles Appell reagieren würde. Charles Trevor wagte nicht, dem Gedächtnis seines Herrn nachzuhelfen. Aber, sei es nun aus Neugier, sei es, weil er sich eines Tages in der Nähe der Upper Wimpole Street befand - Alverstoke machte Miss Merriville seine Aufwartung.

    Er wurde von einem alten Butler eingelassen, der ihn die enge Treppe zum Salon im ersten Stock in einem Tempo, das deutlich Alter und Unpässlichkeit verriet, hinaufführte und ihn anmeldete.
    Als der Marquis auf der Schwelle stehen blieb und einen kurzen Blick auf seine Umgebung warf, spürte er seinen Verdacht bestätigt. Diese unbekannte Verwandtschaft war offensichtlich unbemittelt. Denn das Zimmer war nicht elegant, sondern sogar ziemlich schäbig eingerichtet. Da er diesbezüglich keine Erfahrung hatte, erkannte er die Zeichen nicht, die

Weitere Kostenlose Bücher