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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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alles zu erklären, wenn ich Sie nur von Angesicht zu Angesicht sehen könnte."
    „Nun also, was sind die Umstände, Gnädigste?"
    Sie schwieg einen Augenblick, doch nicht, wie aus ihrem nachdenklichen Ausdruck zu ersehen war, aus Verlegenheit, sondern weil sie überlegte, wie sie ihm ihren Fall am besten vortragen sollte. „Man könnte vielleicht sagen, dass sich die Umstände aus dem Tod meines Vaters vor einem Jahr ergeben haben. Dies soll nicht heißen, ich hätte nicht schon früher an die Sache gedacht - natürlich schon! Aber zu Papas Lebzeiten sah es danach aus, als würde ich nichts unternehmen können."
    „Es tut mir sehr leid zu hören, dass Ihr Vater tot ist", warf er ein. „Aber ich muss diese Gelegenheit wahrnehmen, um Sie zu unterrichten, dass ich ihn nur ganz flüchtig kannte. Was den Verwandtschaftsgrad zwischen uns betrifft, möchte ich es lieber nur eine Verbindung nennen. Sie stammt aus der Familie meiner Großmutter und ist, soweit mich mein Gedächtnis nicht trügt, so entfernt, dass sie fast nebensächlich scheint."
    „Aber Papa pflegte von Ihnen als von seinem Vetter zu sprechen!", wandte sie ein.
    Dazu bemerkte er nichts, und nach einer kurzen Pause sagte sie: „Ja, ich weiß, dass wir irgendwie verwandt sind, weil ich Ihren Namen auf dem Stammbaum sah, der in der großen Bibel daheim aufgezeichnet ist."
    „Nur durch zwei Heiraten", antwortete er, durchaus nicht ermutigend.
    „Ich verstehe. Sie wünschen nicht, uns anzuerkennen, nicht wahr? Dann besteht nicht der geringste Grund für mich, Ihnen unsere Lage zu erklären. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen die Mühe gemacht habe, mich zu besuchen."
    Bei diesen Worten aber zog es der Marquis, der die Zusammenkunft durchaus zum Abschluss bringen wollte, unverständlicherweise vor, sie zu verlängern. Ob er nachgab, weil ihn Miss Merriville amüsierte, oder ob ihn das Neuartige, nämlich dass eine seiner Zurückweisungen ohne Gegeneinwand hingenommen wurde, reizte, blieb unentschieden, sogar bei ihm selbst. Aber wie immer es sein mochte, plötzlich lachte er und sagte spöttisch: „Oh, sind Sie jetzt wütend? Nein, nein, rümpfen Sie nicht die Nase über mich, das steht Ihnen nicht. Ich habe nichts dagegen, Sie anzuerkennen, wie Sie das formulieren. Ich sträube mich auch nicht, Ihr Vetter zu sein - obwohl ich keinesfalls verspreche, Ihnen meine Hilfe zu leihen, an welchen Plan auch immer Sie denken. Welche Hilfe versprechen Sie sich denn von mir?"
    Sie wurde wieder freundlich und lächelte ihm dankbar zu. „Ich bin Ihnen sehr verbunden! Es ist nur eine Kleinigkeit: Meine Schwester in die Gesellschaft einzuführen."
    „Ihre Schwester in die Gesellschaft einzuführen?", wiederholte er verdutzt.
    „Ja. Bitte! Und vielleicht muss ich Sie warnen - Sie müssten möglicherweise auch mich einführen, falls ich meine Schwester nicht überzeugen kann, dass ich das wirklich nicht will. Im Allgemeinen ist sie das fügsamste Mädchen unter Gottes Sonne, aber in diesem Fall erklärt sie, sie wolle sich erst dann in der Gesellschaft zeigen, wenn ich dies auch tue. Das ist äußerst lästig von ihr, kommt aber daher, dass sie so liebevoll veranlagt ist ..."
    Er unterbrach sie ohne viel Umstände. „Mein gutes Mädchen, wollen Sie mir im Ernst vorschlagen, dass Sie ausgerechnet unter meiner Ägide in die Gesellschaft eingeführt werden wollen? Was Sie brauchen, ist eine verheiratete Frau als Anstandsdame, keinen Junggesellen!"
    „Das weiß ich", stimmte sie ihm zu. „Deshalb bin ich ja so enttäuscht, dass Sie unverheiratet sind. Aber ich habe mir schon ausgedacht, wie wir diese Schwierigkeiten bewältigen könnten. Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir vorgäben, Papa habe uns Ihrer Vormundschaft anvertraut? Natürlich nicht uns alle, weil Harry gerade volljährig geworden ist und ich vierundzwanzig bin, aber die drei jüngeren!"
    „Dagegen habe ich sogar sehr viel - betone ich nachdrücklich!"
    „Aber warum denn?", versuchte sie ihn umzustimmen. „Sie wären nicht verpflichtet, mehr für uns zu tun, als Cha-ris - und vielleicht auch mich - einzuführen. Ich erwarte natürlich nicht, dass Sie sich darüber hinaus für etwas einsetzen, das uns betrifft. Ja, das gefiele mir sogar ganz und gar nicht", fügte sie freimütig hinzu.
    „Da brauchen Sie keine Angst zu haben. Worüber Sie sich aber anscheinend nicht klar sind, Gnädigste, ist, dass meine Bürgschaft durchaus kein Empfehlungsbrief für die vornehme Welt ist, wie Sie bald entdecken

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