Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
ich wieder nach London zurückkomme, werde ich diese Grauschimmel ausprobieren. Möchtest du dann mitfahren?"
    Die Antwort war an dem plötzlichen Erröten Jessamys und seinen aufleuchtenden Augen deutlich abzulesen. Er hauchte: „Sir ...!" Doch gleich darauf wurde sein Gesicht ernst, und er sagte: „Ich möchte es sehr gern, Sir ... aber ... aber ... ich muss Ihnen die Summe zurückzahlen, die Sie ausgelegt haben, um Luff zu retten!"
    Diese Erklärung stellte Alverstoke plötzlich vor eine neue Situation und ein Dilemma.
    Noch nie hatte sich ein Mitglied seiner Familie verpflichtet gefühlt, die Summen zurückzuzahlen, welche er von Zeit zu Zeit ausgelegt hatte. Allzu viele von ihnen betrachteten seine unbegrenzte Großzügigkeit als ihr Recht. Und es war noch keine zwei Stunden her, als er den stummen Schwur getan hatte, nicht die geringste Verantwortung für die Söhne Fred Merrivilles zu übernehmen. Das war das eine. Jetzt entdeckte er, dass es etwas völlig anderes war, einem kleinen Burschen zu gestatten, von seinem vermutlich kleinen Taschengeld eine Summe zurückzuzahlen, die Charles Trevor Lufras wegen hatte ausgeben müssen. Gegen das Schicksal ankämpfend, sagte er: „Glaube mir, das ist ganz unnötig! Ich weiß nicht, was es gekostet hat, Lufra auszulösen, und es ist mir auch egal - und wenn du mich mit dieser äußerst langweiligen Angelegenheit noch länger quälst, dann werde ich dich nicht einladen mitzufahren, wenn ich mein neues Gespann ausprobiere!"
    Einen Augenblick herrschte betretenes Schweigen. Dann hob Jessamy die Augen, die nicht mehr glühten, sondern unbehaglich streng waren. „Sehr gut, Sir", sagte er leise. „Wollen Sie mir bitte sagen, was ich Ihnen schulde?"
    „Nein, junger Starrkopf, das will ich nicht!"
    „Entschuldigen Sie bitte, Sir, aber mir ist durchaus kein Grund bekannt, weshalb Sie verpflichtet wären, für die Ungezogenheit meines Hundes zu bezahlen."
    „Dann kannst du auch nicht darüber unterrichtet sein, dass dein Vater - hm - euch alle meiner Fürsorge empfohlen hat", antwortete Seine Lordschaft, in die Enge getrieben.
    „Meine Schwester hat mir irgendetwas dergleichen erzählt", sagte Jessamy stirnrunzelnd. „Aber ich verstehe keineswegs, wie das kommt, denn ich weiß doch, dass er kein Testament hinterlassen hat."
    „Da sich die Sache zwischen ihm und mir abspielte, wäre es auch erstaunlich, wenn du darüber Bescheid wüsstest. Es geht dich nichts an. Was Luffs Unart betrifft, so wünsche ich nichts mehr darüber zu hören. Nimm ihn auf keinen Fall wieder in den Green Park mit!"
    Der absichtliche Hochmut, mit dem der Marquis sprach, hatte seine wohlberechnete Wirkung. Jessamys Gewissen mochte ihn ja quälen, dies wurde jedoch von einer vagen, aber schrecklichen Angst verdrängt, einen gesellschaftlichen Schnitzer begangen zu haben. Er stammelte: „N-nein, Sir! Es ... es ist sehr freundlich von Ihnen! Ich wusste nicht -bitte, seien Sie nicht verletzt! Man ... man fühlt sich nicht gern verpflichtet - wenn Sie hingegen wirklich unser Vormund sind, dann ändert das
    - vermutlich - die Sache!"
    Der Marquis lächelte ihn an, was Jessamy, da er ja die Gedanken nicht lesen konnte, die sich hinter diesem Lächeln verbargen, außerordentlich erleichterte. Hätte er gewusst, dass der Marquis sich soeben fragte, was für ein Wahnsinn ihn wohl überfallen habe und bis zu welchem lästigen Ausmaß zu gehen man jetzt von ihm erwarten würde, weil er den Anspruch der Merrivilles so voreilig anerkannt hatte, dann hätte Jessamy Todesqualen der Demütigung ausgestanden. Da er jedoch keine Ahnung von der üblichen Abneigung des Lords, sich um die Angelegenheiten seiner Verwandten zu kümmern, hatte, so konnte er sich fröhlich verabschieden und in allerbester Laune in die Upper Wimpole Street zurückwandern, den Kopf voll Gedanken über die herrliche Aussicht, dass er mit Seiner Lordschaft nach Richmond fahren und es ihm vielleicht sogar erlaubt sein würde, die Zügel eine kleine Strecke weit zu führen.
    Inzwischen begab sich der Marquis in die Wardour Street. Sein jugendlicher Gefährte stolzierte neben ihm einher und verkürzte den langweiligen Weg mit einer ausführlichen Beschreibung der verschiedenen Ausstellungsstücke, die er am Vormittag in Merlins Mechanischem Museum gesehen hatte. Darunter befanden sich Attraktionen wie ein Jongleur, eine Luftkavalkade, Merlins Zauberhöhle sowie eine Gruppe antiker Flüster-Büsten (sehr einfallsreich). Die hatten Felix jedoch

Weitere Kostenlose Bücher