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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wagte, ihm zu dem bemerkenswerten Verständnis dieses jungen Herrn zu gratulieren. Er spürte ein Fünkchen Stolz auf seinen Schützling, und das erstaunte ihn. Was Felix persönlich betraf, so konnte man deutlich merken, dass nichts in seiner Erfahrung an das hohe Vergnügen, das er soeben genießen durfte, je auch nur annähernd heranreichte. Durch die Überlegungen, die in seinem geschäftigen Hirn aufgrund der erworbenen Aufschlüsse rumorten, fast stumm geworden, konnte er seine Dankbarkeit nur stammeln sowie - ängstlich - die Hoffnung ausdrücken, dass Vetter Alverstoke sich auch unterhalten habe. „J-Jessamy hat gesagt, dass Sie nicht mitkommen w-wollten, aber Sie wollten doch, Sir, nicht wahr?!"
    „Aber sicher", antwortete der Marquis ohne Zögern, bereit, sein Gewissen durch einen Meineid zu belasten.
    „Und selbst wenn Sie es nicht gewollt hätten, mu-muss es ja für Sie interessant geworden sein!", fuhr Felix mit einem strahlenden Lächeln fort.
    Auch dem stimmte der Marquis zu. Dann rief er eine Mietdroschke herbei, setzte Felix hinein und wies den Kutscher an, den jungen Mann in die Upper Wimpole Street zu bringen. Überdies schenkte er Felix eine Guinee - eine derartige Freigebigkeit, dass es dem Empfänger die Sprache verschlug, bis der Kutscher sein Pferd in Gang gesetzt hatte. Felix musste sich gefährlich weit aus dem Droschkenfenster lehnen, um dem Wohltäter seinen Dank zuzubrüllen.

9. KAPITEL
    Während der Marquis seinen Aufenthalt in Cheveley genoss, täglich dem Zweiten Frühjahrstreffen in Newmarket beiwohnte und zusah, wie seine vielversprechende Stute Fire ein Subskriptionsrennen gegen eine starke Konkurrenz gewann, waren die Damen Merriville mit den Vorbereitungen für ihr Erscheinen auf Alverstokes Ball beschäftigt. Da Felix seinen Bruder ins Studium versunken und seine Schwestern in Putz und Tand vergraben antraf, suchte er sich auf eigene Faust Unterhaltung. Er erinnerte sich, dass der Marquis gesagt hatte, Mr. Trevor sollte mit ihm auf dem Dampfboot nach Margate fahren. Als er gleich darauf im Alverstoke-Palais vorsprach, um Charles an dieses Versprechen zu erinnern, musste er leider erfahren, dass Charles auf Urlaub weilte und die Stadt verlassen habe. Was für eine Enttäuschung! Doch Felix meinte, er könne ja wenigstens zum Strom hinuntergehen, um das Boot abdampfen zu sehen. Das war alles - erklärte er später -, was er vorgehabt hatte. Und wäre der Tag nicht so schön, die Schaufelräder nicht so faszinierend und der Fahrpreis nach Margate nicht so bescheiden gewesen - sofern man nichts gegen die Touristenklasse hatte -, dann hätte er wohl nichts Weiteres unternommen. Aber all diese Umstände und der Reichtum, der in seiner Tasche klimperte, zusammengenommen, erwiesen sich als zu viel für seinen tugendhaften Entschluss, nichts zu tun, das Frederica vielleicht nicht ganz gefallen würde. War auch die Guinee, die ihm der Marquis geschenkt hatte, nicht mehr unversehrt, so war doch noch genug übrig, dass er neun Shilling für das Privileg ausgeben konnte, viele Stunden lang auf einem überfüllten Schiff zu verbringen, in der Gesellschaft von Leuten, die alles andere als mondän waren und die sein wählerischer Bruder zum Großteil als Angehörige der großen Gilde der Ungewaschenen gebrandmarkt hätte. Au-
    ßerdem hatte Felix am Kai den Maschinisten kennengelernt, einen prima Burschen!
    Eine solche Chance, seine Kenntnisse zu erweitern, nicht zu ergreifen, hätte doch geheißen, dem Glück ins Gesicht zu schlagen: Bestimmt hätte Frederica keineswegs gewollt, dass er so etwas täte!
    In der Touristenklasse war er freilich nur recht kurz gewesen. Seine echte Begeisterung und seine geschickte Art, sich Freunde zu machen, wo er ging und stand, kamen ihm zugute, und die Schiffsbesatzung hatte ihn gleich ins Herz geschlossen. Was ein großes Glück war, wie Frederica sich ausdrückte, als sie den bulligen Mann, welcher ihr ihren Felix am nächsten Tag zurückerstattete, entsprechend belohnte. Denn sonst wäre er gezwungen gewesen, die Nacht am Strand zu verbringen, da die Summe, die in seiner Tasche geblieben war, für eine Übernachtung in Margate nicht genügte. Daher hatte er dem Kapitän - noch so ein prima Kerl - seine Dienste angeboten, und nach einem schwachen Verweis hatte man ihm erlaubt, an Bord zu bleiben. Er wurde dann als blinder Passagier nach London zurückgebracht - ein Umstand, der ihm höchste Befriedigung zu verschaffen schien.
    Es täte ihm sehr leid,

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